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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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Kämpfen angeht, gibt es keine besseren. Einem Vergleich mit dir können wir natürlich nicht standhalten – aufgrund deiner besonderen... übermenschlichen Qualitäten.“
    „ Na ja. Vielleicht bekommen sie ja noch Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Es liegen ja noch mal mindestens vier Wochen vor uns, bis wir wieder in Moray sind“, erwiderte der schwarze Reiter spöttisch. Er hatte es sich inzwischen auf einem Stein am Flussufer bequem gemacht, während alle anderen mit dem Reinigen ihrer Kleidung und Ausrüstung beschäftigt waren. Nach einer Weile nahm Jadora die Unterhaltung in etwas versöhnlichem Ton wieder auf. „Ich denke, dass dir ein wenig Gesellschaft mal gut tut. Du ziehst dich ja immer, wenn du nicht gerade auf dem Kampfplatz oder für den König oder Darrach unterwegs bist, in dein Schneckenhaus zurück. Der ein oder andere Freund oder vielleicht sogar ein Mädchen, das du öfter als nur eine Nacht siehst, würden deiner ständigen üblen Laune vielleicht Abhilfe schaffen.“
    „ Jadora, du gibst wohl nie auf mit deinen väterlichen Ratschlägen. Die Gesellschaft meines Pferdes reicht mir vollkommen. Sie ist die einzige, die ich ertragen kann. Außerdem, wer will mit einem wie mir etwas zu tun haben?!“, sagte Maél verbittert. Er stand abrupt auf und schnallte ebenfalls seinen Panzer ab, um ihn mit Flusswasser zu säubern. Von seiner übrigen Kleidung klopfte er die Schlammkrusten ab. Jadora entledigte sich wie die übrigen Männer seiner Kleider bis auf die kurze Lendenhose und tauchte kurz im kalten Wasser unter. Alle schrubbten sich mit Seufzern des Wohlbehagens den Dreck von der Haut. Maél sah ihnen kopfschüttelnd zu. Er konnte nicht verstehen, wie ein Mensch es aushielt, sich tage- oder sogar wochenlang nicht zu waschen. Er ging seiner Körperhygiene täglich nach, vorausgesetzt, eine Wasserquelle war in der Nähe. Er nahm Arok am Zügel und führte ihn ein paar Schritte von der längst fälligen Waschorgie seiner unliebsamen Begleiter entfernt in den Fluss, um auch ihm Erdkrusten und getrockneten Speichel des letzten Galopps vom Fell abzuwaschen.
    Nachdem sich die Soldaten von ihren Zottelbärten befreit und wieder angezogen hatten, stärkten sie sich noch. Maél hatte sich unter einem einsamen Baum im Schatten niedergelassen und kaute auf einem Stück Fleisch herum, während er über die endlos erscheinende Ebene Richtung Norden blickte. Jadora gesellte sich zu seinem Missfallen zu ihm. Der Hauptmann schien großen Gefallen daran gefunden zu haben, ihn ständig mit seinen väterlichen Ratschlägen zu belästigen. Ihm war schleierhaft, warum Jadora ihn nicht genauso fürchtete und verachtete, wie die anderen es taten, und es immer noch nicht aufgegeben hatte, ihn auf den rechten Weg zu bringen. Er knurrte den Hauptmann erneut wie ein wildes Tier an und warf ihm dabei unter seiner Maske einen grimmigen Blick zu. Jeden anderen hätte er mit seinem feindseligen Knurren in die Flucht geschlagen. Jadora gab sich jedoch davon unbeeindruckt. „Also wenn du mich fragst, Maél…“
    „ Ich frage dich aber nicht“, fuhr ihn der jüngere Mann schroff an. Jadora setzte von neuem an: „Also wenn du mich fragst, dann solltest du aus deiner Situation das Beste machen und dein Leben genießen.“ Wenn das so einfach wäre. Du weißt zwar mehr als manch anderer über mich, aber leider nicht alles, und erst recht nicht das Entscheidende. Maél beschloss, ihn einfach zu ignorieren und reden zu lassen. Irgendwann würde er schon merken, dass er sich nicht auf dieses leidliche Thema einlassen würde. Jadora riet ihm tatsächlich, sein Leben freundlicher und lebenswerter zu gestalten, indem er sich auf andere Menschen einließe und sich weniger einigelte. Er solle sich endlich von seinem Hass gegenüber allem und jedem und von seiner Gefühlskälte verabschieden und sich den schönen, lebensbejahenden Gefühlen öffnen. Der schwarze Krieger kommentierte Jadoras Worte nur mit verächtlichem Schnauben. Wenn er nicht augenblicklich mit diesem Geschwätz aufhört, werde ich ihm doch noch die Kehle durchschneiden, hier und jetzt! Maél sprang jäh auf und fuhr Jadora unwirsch an. „Es reicht jetzt! Wenn wir noch vor Einbruch der Nacht in Rúbin ankommen wollen, dann müssen wir jetzt endlich weiterreiten.“ Während Jadora ihn bei diesem Ausbruch nur ungerührt anblickte, zuckten die sechs vor sich hin kauenden Krieger ängstlich zusammen und warfen sich verstohlene Blicke zu. Maél ließ

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