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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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haben die Familie eines Jägers namens Albin mit vier Kindern genannt. Sie sagten, die ältere Tochter verstecke ihr Haar unter einem Tuch. Also wenn das kein eindeutiger Hinweis ist!“ Maél musste wohl oder übel Jadoras Bemühungen würdigen und darüber hinaus dessen vor Genugtuung nur so triefenden Blick zähneknirschend über sich ergehen lassen.
    Jadora kaufte noch Proviant für die Rückreise ein. Anschließend setzten die Krieger ihren Ritt in die gewiesene Richtung fort.
    Wie Gespenster glitten ihre Gestalten durch das helle Licht des Vollmondes, bis das Haus des Jägers und ein weiteres Gebäude, das vermutlich eine Scheune oder ein Stall war, in Sichtweite kamen. Tatsächlich erstreckte sich direkt dahinter ein ungewöhnlich großes Waldgebiet, das die Reiter von einer kleinen Anhöhe aus gut erkennen konnten.
    In Flüsterton stritten Jadora und der maskierte Mann noch immer darüber, ob sie mit dem Besuch der Familie warten sollten, bis es hell wurde, um sie nicht zu sehr zu erschrecken. Dies war Jadoras Vorschlag. Maél wollte jedoch davon nichts wissen. Erschrecken würden sie die Familie mit ihrem königlichen Wappen auf dem Brustpanzer ohnehin, ganz zu schweigen von Maéls Erscheinung. Außerdem wäre bei einem nächtlichen überfallartigen Eindringen in das Haus das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Sie wussten nichts über Albin und seine Familie. Vielleicht mussten sie mit Widerstand rechnen, was mit Sicherheit zu unnötigem Blutvergießen führen würde. Auf diese Äußerung des schwarzen Reiters hin musste Jadora bitter lachen, da sich der jüngere Mann gewöhnlich wenig Gedanken über unnötiges Blutvergießen auf Seiten seiner Opfer machte. Dass ihm die Familie natürlich vollkommen gleichgültig war, behielt er für sich. Er wollte nur schnellstmöglich mit dem Mädchen die Heimreise antreten, um nicht mehr die wenig erquickliche Gesellschaft seiner Begleiter ertragen zu müssen.
    Mitternacht war schon längst überschritten, als die Krieger ganz in der Nähe des kleinen Hofes, aber außer Hörweite anhielten. Jadora hatte sich schließlich Maels Willen gebeugt. Sie besprachen kurz, wie sie vorgehen wollten. Vielmehr befahl der maskierte Mann, was jeder zu tun hätte. Dann preschten die Krieger mit ihren Pferden auf das Haus zu. Alles sollte sehr schnell gehen, um die Bewohner des Hauses im Schlaf zu überraschen. Kaum hatten sie den Hof vor dem Haus erreicht, sprangen alle von ihrem Pferd ab. Vier Krieger umzingelten rasch das Haus, damit keiner ungesehen aus den Fenstern fliehen konnte. Die zwei übrigen postierten sich seitlich der Eingangstür, während Maél und Jadora sie mit brachialer Gewalt aufschlugen. Die vier Männer stürzten mit gezogenen Schwertern ins Haus. Dank seiner Fähigkeit, im Dunkeln zu sehen, hatte Maél sich schnell einen Überblick über die Situation im Wohnraum verschafft. Der Mann, vermutlich der Jäger Albin, stand, einen schützenden Arm um seine Frau gelegt, vor einer geöffneten Tür zu einem angrenzenden Zimmer. Von ihrem Blick konnte er unschwer ablesen, dass das Überraschungsmoment tatsächlich auf ihrer Seite war. Die Frau hielt erschrocken beide Hände vor ihr Gesicht, als ob sie einen Schrei unterdrücken wollte. Und der Mann hatte die Augen weit aufgerissen und seine freie Hand drückte er zu einer Faust geballt auf seinen Oberschenkel. Oben auf der Treppe erschien wenige Augenblicke später ein halbwüchsiger Junge, der ein weinendes kleines Mädchen auf dem Arm trug. Plötzlich drang von draußen lautes Männergeschrei zu ihnen herein, das immer näher zu kommen schien. Kurz darauf brachten zwei der Krieger einen sich heftig wehrenden und fluchenden jungen Mann in den großen Wohnraum, der auch nicht davor zurückschreckte, diese mit den wildesten Beschimpfungen zu traktieren. Als der junge Mann jedoch die dunkle, riesige Gestalt erblickte, die mitten im Raum mit gezogenem Schwert stand, erstarben seine Worte augenblicklich auf der Zunge. Eine schwere Stille wetteiferte mit der gespenstischen Dunkelheit, die in dem Haus herrschte. Jeder der Anwesenden schien die Luft anzuhalten. Sogar das kleine Mädchen hatte aufgehört zu wimmern. Maél konzentrierte sein Gehör darauf, irgendwelche Geräusche aus anderen Teilen des Hauses wahrzunehmen. Aber es war nichts zu hören. Er durchbrach jäh die lähmende Stille mit energischer Stimme. „Jadora, zünde ein paar Lampen an! Wenn wir uns mit den Herrschaften des Hauses unterhalten wollen, ist es

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