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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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dem jungen Mann, der sie hoffentlich zum letzten Mal durch das Labyrinth aus Gängen und Treppen zu dem Innenhof führte, wo ihre Reisebegleiter bereits auf sie warteten. Während Elea etwas zögernd auf die Männer zuschritt, fiel ihr als Erstes auf, dass wesentlich mehr Pferde im Hof standen, als Krieger zu sehen waren. Jadora kam ihr lächelnd entgegen und nahm ihr das Gepäck ab. „Ich hoffe, Ihr habt den gestrigen Abend gut überstanden, Elea“, begrüßte er sie förmlicher als sonst, aber mit besorgtem Unterton in der Stimme. Elea vesuchte sich in einem bejahenden Lächeln, das den Hauptmann jedoch nicht zu überzeugen schien.
    „ Wo ist Maél?“, fragte sie zaghaft. „Darrach wollte ihn noch ein letztes Mal sprechen.“ Elea zuckte kurz zusammen, bei dem Gedanken, dass Maél jetzt an ihrer Stelle vielleicht irgendeiner Grausamkeit des bösen Zauberers ausgesetzt sein würde. Suchend ließ sie ihren Blick über die Pferde schweifen. Sie erkannte Arok und auch Jadoras Pferd wieder. Dabei sah sie auch, dass drei Pferde mit allerlei Gepäck beladen waren. Sie blickte Jadora fragend an. „Wir wollten erst einen Wagen nehmen, aber Maél meinte, er behindere uns nur. Wer weiß, welche Wege Ihr uns entlang führt!“, lächelte Jadora ihr spitzbübisch zu. „Was machen wir eigentlich, wenn uns unser Weg die Berge hochführt? Auf die Pferde werden wir dann auch noch verzichten müssen, oder etwa nicht?“, wollte Elea besorgt wissen. „Darüber machen wir uns erst dann Sorgen, wenn es soweit ist, Mädchen“, beruhigte Jadora sie.
    Seit Elea sich das letzte Mal unter freiem Himmel aufgehalten hatte, waren die Temperaturen deutlich gesunken. Sie begann bereits vor Kälte zu zittern und es kostete sie einige Anstrengung, ihre Zähne daran zu hindern, geräuschvoll aufeinander zu klappern. Beklommen schweifte ihr Blick zu den beiden hohen Türmen empor. Es fehlte nicht mehr viel, bis das Tageslicht seine volle Kraft erreicht haben würde. Ihre Augen blieben zunächst an dem Drachenturm mit der riesigen Armbrust hängen, die sie aus der Entfernung jedoch nicht erkennen konnte. Ihr Anblick beim Ausflug mit Finlay hatte sich dafür unauslöschlich in ihr Gedächtnis gebrannt, ebenso wie ihr Stein einen lebenslangen Abdruck auf ihrer Haut hinterlassen hatte. Schaudernd über die Vorstellung, welche Gefahr von diesem Turm für ihren Drachen und sie ausging, glitt ihr Blick hinüber zu dem noch höheren Turm. Aufgrund des Lichtes, das aus dem Innern des Turmzimmers strahlte, konnte Elea aus der Entfernung eine Gestalt am Fenster ausmachen, König Roghan. Elea zog instinktiv die Kapuze ihrer Lederjacke über das Kopftuch. So hatte sie wenigstens das Gefühl vor seinen Blicken verborgen zu sein. Sie drehte sich zu Jadora um, als sie geradewegs in ein schwarzes und blaues Auge blickte. Wie hat er das nun wieder geschafft - sich einfach so an mich heranzuschleichen? Noch rechtzeitig fiel ihr ein, dass sie sich noch nicht in Sicherheit vor unerwünschten Augen und Ohren befanden. Sie mussten ihr Täuschungsmanöver also noch eine Weile aufrechterhalten. Während sie sich in einem distanzierten Blick versuchte, obwohl sie eigentlich viel lieber ihre Arme um ihn geschlossen und seinen unverkennbaren Duft eingeatmet hätte, musterte Maél sie eindringlich und nickte ihr zum Gruß ernst zu. Dann richtete er das Wort an Jadora, während er sie nicht aus den Augen ließ. „Hast du sie schon mit ihrem Transportmittel bekannt gemacht, Jadora?“ In dem Moment, als Jadora anfing, nervös herumzuhüsteln und Eleas fragenden Blick auswich, überkam Elea eine böse Vorahnung. Nein! Das darf nicht wahr sein! Was muss ich noch alles ertragen, bis wir diesen verfluchten Drachen gefunden haben?! Das Entsetzen in Eleas Gesicht war für Maél ein Zeichen, dass sie begriffen hatte. Er schritt auf ein Pferd zu, dem sie die ganze Zeit über den Rücken zugedreht hatte. Elea folgte Maél mit ihren Augen, rührte sich aber nicht vom Fleck. Erst als Jadora sie behutsam am Arm berührte und sie aufforderte, ihn zu dem Pferd zu begleiten, setzte sie sich zaghaft in Bewegung. Für Maél, der sich streitlustig vor das Pferd aufgebaut hatte, hatte Elea in diesem Moment keine Augen. Sie starrte nur auf das Pferd, das um einiges kleiner als Arok und sogar als Jadoras Pferd war. Es war ein dunkelbrauner Fuchs, dessen Mähne und Schweif von nahezu demselben Rot war wie Eleas kupferrote Strähnen. Soll das ein Scherz sein?! „Wem habe ich ihn zu

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