Die Traene des Drachen
Bewegungen neben Jadoras Pferd her und schien Eleas zunächst vorsichtige Streicheleinheiten an ihrem Hals und der Mähne zu mögen. Denn jedes Mal, wenn sie aufhörte, sie zu streicheln, begann sie ihren Kopf hin und her zu schütteln, so als forderte sie Elea auf mit dem Streicheln fortzufahren. Dies fiel auch Jadora auf, was ihn zum Schmunzeln brachte. Elea hatte natürlich längst seinen Rat befolgt und mit der Stute auf ihre Weise Kontakt aufgenommen. Ihre anfängliche Furcht hatte sich recht schnell verflüchtigt, vor allem in dem Moment, als Shona ihr zu verstehen gab, dass es ihr Spaß machen würde, sie auf ihrem Rücken zu tragen.
Maél führte die Reiter zunächst in langsamem Tempo an, sodass die Schmerzen für Elea einigermaßen auszuhalten waren. Sie war so auf das Reiten, das Pferd und dessen Gefühle konzentriert, dass ihr gar nicht auffiel, dass sie kurz vor der Brücke nach rechts schwenkten und sich am Fuße des Berges entlang, auf dem sich das Schloss befand, in Richtung Norden zum Akrachón bewegten. Erst als Elea rechterhand die hoch über ihr prangende Wehrmauer mit den vielen Wehrtürmen erblickte, drehte sie sich um und stellte mit großer Erleichterung fest, dass sie keinen Fuß mehr in die schreckliche Hauptstadt setzen musste.
Als sie wenig später den Berg hinter sich gelassen hatten, war es mit Eleas entspannter Stimmung jedoch zu Ende. Maél trieb Arok erst zum Trab und schließlich zum Galopp an. Shona zu reiten war nicht das Problem. Jadora hatte recht behalten. Elea musste überhaupt nichts tun, als nur die Zügel halten. Die Stute passte sich einfach Jadoras Pferd an. Sie musste jedoch gegen den unbarmherzig zunehmenden Schmerz auf ihrem Brustbein ankämpfen, der durch das Geschaukel immer unerträglicher wurde. Eine Zeit lang konnte sie ihn unter großer Selbstbeherrschung aushalten. Doch dann überkam sie eine Übelkeit, gepaart mit kalten Schweißausbrüchen. Völlig überraschend blieb Shona so abrupt stehen, sodass Elea durch die ruckartige Bewegung einen Schrei nicht mehr unterdrücken konnte. Jadora forderte Maél sofort auf anzuhalten. Dieser kam auch sogleich von der Spitze des kleinen Zuges zurückgeritten und baute sich hünenhaft auf seinem gewaltigen Ross sitzend vor ihr auf. Sein Ärger über die Unterbrechung war unschwer an seiner steilen Falte zwischen seinen Augen abzulesen. „Was ist los? Ich dachte, du willst so schnell wie möglich das Schloss und Darrach hinter dir lassen, und jetzt halten wir an, obwohl wir gerade mal an dem Berg vorbei sind.“ Elea musste im ersten Moment über Maéls ungehaltene und unsensible Worte schwer schlucken. Dann setzte sie empört zu ihrer Verteidigung an. „Ich habe Shona nicht angehalten. Ich, ich weiß ja überhaupt nicht, wie das geht. Ich...“ Maél unterbrach sie in ihrem Satz, indem er näher zu ihr herangeritten kam. Er zog ihr die Kapuze vom Kopf und erblickte das Schweiß durchtränkte Kopftuch. „Du hast große Schmerzen, nicht wahr? Das hättest du mir sagen müssen. Ich wusste nicht, dass sie so schlimm sind“, sagte er schuldbewusst und fuhr sich verlegen mit seiner behandschuhten Hand durchs Haar. „Also gut. Dann werden wir im Schritt weiterreiten müssen. Mir wäre es allerdings lieber gewesen, wenn wir gleich vom ersten Tag an unseren Vorsprung vor Darrach hätten ausbauen können.“
„ Vielleicht geht es mir morgen schon viel besser als heute. Übrigens woher weißt du überhaupt, wohin wir reiten müssen?“
„ Wer sagt denn, dass ich es weiß? Du bist diejenige, die uns den Weg weisen muss. Mir ist jetzt erst einmal wichtig, außer Sichtweite des Schlosses zu kommen. Das Einzige, was wir wissen, ist, dass der Drache sich im Akrachón aufhält. Ich hoffe auf deinen Stein. Er muss uns den Weg zu ihm leuchten. Oder aber du hast wieder einen deiner seherischen Träume.“
„ Ja! Das hoffe ich auch. Im Moment habe ich nämlich nicht den leisesten Schimmer, wo wir in diesem riesigen Gebirge unsere Suche beginnen sollen“, gab sie schnippisch zurück. Jadora stand die ganze Zeit daneben, ohne ein Wort zu sagen. Sein Blick schweifte ständig prüfend zwischen der Stute und Elea hin und her. „Was ist los, Jadora?“, fragte Maél immer noch mit zusammengezogenen Brauen den Hauptmann ungeduldig. „Also ich glaube, ich habe mich für das richtige Pferd entschieden. Wenn mich nicht alles täuscht, dann seid ihr beide schon richtig gute Freunde geworden und versteht euch blind. Ist es nicht so, Elea?“,
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