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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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gewesen wäre. Er nickte ihm verständnisvoll zu, während Maél sich niederkniete, um Elea das letzte Mal die Wange zu küssen und den Duft ihres Haars einzuatmen. Er verharrte so einige Zeit, bis Finlay ihn an der Schulter packte und von ihr wegzog. „Maél, wir müssen los! Du musst dich zusammenreißen! Ich weiß nicht, ob ich dich überwältigen kann. Du musst mir helfen. Mach es wie sie! Denk an eure schönen gemeinsamen Momente! Erinnere dich an die Gefühle, die sie in dir wieder zum Leben erweckt hat! Wir müssen denselben Weg zurückgehen. Unsere einzige Chance hier wieder herauszukommen ist die Überwindung des Schneebergs. Der andere Ausgang ist unser sicherer Tod.“ Maél nickte, ohne seinen Blick von Elea zu wenden. „In meiner Satteltasche ist ein Seil. Das wirst du brauchen.“ Dann schloss er die Augen, konzentrierte sich auf das, was Finlay ihm geraten hatte und drückte die zu Fäusten geballten Hände krampfhaft auf seine Oberschenkel. „Los, schlag zu!“, forderte er in auf. Finlay wusste, dass er es mit seinen verbundenen und höllisch schmerzenden Händen nicht schaffen würde, ihn bewusstlos zu schlagen. Es würde schon anstrengend genug für ihn werden, den schweren Mann zurückzutragen. Er hob Maéls Schwert auf, hielt es an der Scheide, holte weit aus und schlug ihm den Griff mit aller Kraft gegen die Schläfe. Maél verlor sofort das Bewusstsein und kippte zur Seite auf den Boden. Da Finlay nicht wusste, wie lange Maél ohnmächtig sein würde - erfahrungsgemäß hielt bei ihm Bewusstlosigkeit nie lange an – musste er schnell handeln. Er nahm das Seil und schnitt es in zwei Teile. Dann zog er seine Fellkleidung über und band sich mit einem Seil, seine Satteltasche um die Hüfte. Die andere Hälfte des Seils steckte er ein. Maéls Satteltasche und Fellkleidung musste er zurücklassen. Unter lautem Ächzen ergriff er Maél mit seinen wunden Händen und legte ihn sich über die Schulter. Bevor er auf die Treppe zusteuerte, warf er nochmal einen letzten Blick auf Elea. „Elea, wir werden uns wiedersehen. Das verspreche ich dir. Bis dahin viel Glück!“ Dann stieg er ächzend die Treppe zu dem emporenartigen Vorsprung hinauf.
     
     

Kapitel 8
     

    Die Sonne hatte bei strahlend blauem Himmel fast ihren höchsten Stand erreicht. Jadora hatte mit seinen sechs Kriegern und den Pferden den Lagerplatz verlassen und sich aus dem frostigen Schatten auf die westliche Seite der Fläche in die wärmende Sonne begeben. Alle hatten sich entweder ein schützendes Tuch vor die Augen gebunden oder ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen, um sich vor den blendenden Sonnenstrahlen zu schützen, die von den schneebedeckten Felswänden reflektiert wurden. Sogar den Pferden hatten sie leere Vorratssäcke über den Kopf gezogen. Diese zermalmten jetzt blind ihre letzte Haferration. Die Gefahr, schneeblind zu werden, erschien ihnen nach der eiskalten Nacht, die ihre Glieder im Zelt erstarren oder zum Teil ganz taub werden ließ, das geringere Übel zu sein. Nur langsam drang die Wärme in ihr Innerstes vor und brachte ihren Gliedernihre Beweglichkeit zurück.
    Seit Maél mit Elea und Finlay in der Lawine am frühen Morgen verschwunden war, wurde Jadoras Miene zusehends düsterer und beunruhigter. Als er dann noch festellen musste, dass ihr Proviant nur noch einen Tag, wenn sie sehr sparsam damit umgingen, vielleicht auch zwei Tage reichen würde, begann er, sich ernsthaft Sorgen zu machen. Die zunehmende Kälte bereitete ihm allerdings am meisten Kopfzerbrechen. Eine weitere Nacht würden sie ohne ein wärmendes Feuer kaum noch durchstehen können, von den Pferden ganz zu schweigen. Ihm wäre es am liebsten, wenn sie noch am selben Tag von hier verschwinden könnten, um wieder in bewaldetes Gelände zu gelangen. Er sah immer wieder nervös auf die Stelle des Schneebergs, wo die Drei hineinrannten. Er sehnte inständig den Augenblick herbei, wo Finlay - lieber wäre ihm jedoch Finlay und Maél - wieder von dem Schneeschlund ausgesspuckt werden würden. In seinen Gedanken versunken bemerkte er, wie Morgad sich ihm näherte. Der Krieger klopfte sich immer noch mit seinen in Fellfäustlingen steckenden Händen auf die Oberarme, obwohl dies eigentlich nun nicht mehr notwendig war. Er hatte offensichtlich ein Anliegen, traute sich jedoch nicht, es seinem Hauptmann mitzuteilen. Jadora erlöste ihn schließlich aus seiner misslichen Lage, wenn auch mit deutlichem Unmut. „Rück schon raus damit, Morgad! Was liegt

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