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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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„Gut nehmen wir einmal an, ich schaffe es, an Darrach vorbeizukommen. Ich kenne Elea aus Erzählungen von Jadora und ich habe sie bereits selbst erlebt. Wenn sie nicht gerade von schlechten Gefühlen überfordert ist, dann kann sie äußerst stur und zielstrebig sein. Sie hat einen starken Willen. Wie könnte ich sie denn daran hindern, nach Moray zurückzukehren, um dich zu retten? Du hattest sicherlich die ein oder andere Kostprobe mehr ihres unerschütterlichen Willens.“ Maél blickte Finlay mit todernster Miene an. Dann ergriff er sein Schwert, das er mit seinem Gürtel abgelegt hatte, zog es aus der Scheide und legte es mit dem Griff an Finlays rechter Seite ab. Dieser sah ihm halb verständnislos halb schockiert in seine verschieden farbigen Augen. „Du wirst mich töten. Es ist die einzige Chance für Elea, vor mir sicher zu sein. Wenn Darrach mich in die Hände kriegt, dann stelle ich die größte Gefahr für sie dar. - Sieh mich nicht so entgeistert an! Du hast in den letzten Jahren bestimmt mehr als einmal mit dem Gedanken gespielt, mich zu töten. Und glaube mir, ich hätte es längst selbst getan, wenn ich es könnte. Aber Darrach hat auch hierfür Vorkehrungen getroffen. Ich kann weder ihn noch mir selbst das Leben nehmen. – Du wirst ihr sagen, dass ich tot bin, und dass es keinen Grund gibt nach Moray zurückzukehren.“ Finlay war sprachlos. Im ersten Moment war er gewillt, laut herauszulachen. Aber der Blick, mit dem Maél ihm in die Augen sah, ließ keine andere Deutung zu, als dass es sein voller Ernst war. Finlay sprang jäh auf und schrie ihn an: „Du bist wahnsinnig! Wahrscheinlich erwartest du noch von mir, dass ich sie über deinen Tod hinweg tröste, nachdem du durch meine Hand gestorben bist. Soll ich sie vielleicht auch noch dazu bringen, dass sie sich in mich verliebt, damit sie dich vergisst? Dass sie mir viel bedeutet, steht außer Frage. Aber an der Tatsache, dass sie dich über alles liebt - und so wie es aussieht - bis an das Ende ihrer Tage -, ist nicht zu rütteln. Ich könnte niemals mit der Last leben, den Mann getötet zu haben, den sie mehr als ihr eigenes Leben liebt, geschweige denn mich mit diesem Wissen in ihrer Nähe aufhalten. Außerdem was macht dich so sicher, dass ihre Bestimmung das Menschenvolk zu retten, sie nicht wieder zurück nach Moray führen wird, unabhängig davon, ob du noch lebst oder nicht? Sie wird sich ihrer Bestimmung stellen, ob es ihr gefällt oder nicht. So gut müsstest du sie inzwischen auch kennen.“ Maéls Herz hämmerte wie wild in seiner Brust, zum einen weil er immer mehr gegen den von Darrach auferlegten Zwang, Elea nicht zurückzulassen, ankämpfen musste. Zum anderen aber auch weil er seinen Trumpf ausspielen musste, um Finlay zu dieser drastischen Tat zu bewegen. Dieser stand direkt vor ihm und blickte ungehalten auf ihn hinab. Maél erhob sich langsam und sah ihm fest in die Augen. „Ich hatte die Hoffnung, der Schritt, mich zu töten, würde dir leichter fallen. Nun gut. Du hast es nicht anders gewollt. Ich dachte, ich könnte dir das, was ich dir jetzt sagen werde, ersparen... Ich habe vor elf Jahren den Pfeil auf Liljanas Herz abgeschossen. Ich hatte mich im Wald versteckt und auf die Lauer gelegt und gewartet bis sie in meine Schusslinie kam. Dann schoss ich den Pfeil ab.“ Finlays Atemzüge kamen immer lauter und schneller. Er fixierte Maél mit aufgerissenen Augen und begann langsam mit dem Kopf zu schütteln, als ob er das, was er soeben gehört hatte, nicht glauben konnte oder wollte. „Nein! Nein! Nein! Nein!“ Schreiend stürzte er sich auf Maél und schlug ihn nieder. Dieser setzte sich kein bisschen zur Wehr. Er ließ die Faustschläge, die auf ihn niedertrommelten kampflos über sich ergehen, bis Finlay außer Atem und vor Schmerzen in seinen Händen sich neben ihn auf den Boden fallen ließ. Trotz der Verbände war es Finlay in seiner unbändigen Wut gelungen, Maéls Gesicht blutig zu schlagen. Sie waren jedoch nicht nur von Maéls Blut, sondern auch von dem Blut seiner aufgebrochenen Wunden durchtränkt.
    Beide Männer lagen schwer atmend mit geschlossenen Augen nebeneinander, bis Maél endlich nach einer Weile zu sprechen begann. „Das, was ich getan habe ist unverzeihlich. Ich habe es mir auch selbst nie verziehen. Ich konnte damit nur leben, indem ich mich von dir distanziert habe und indem ich alle Gefühle außer Hass und Verachtung in mir abtötete. Du siehst, wie groß Darrachs Macht über mich ist und

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