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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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dir auf der Zunge?“ Morgad hustete einmal kräftig seine Stimme frei, bevor er zu sprechen begann. „Hauptmann Jadora, wir könnten doch ein Zelt hier in der Sonne aufbauen. Es würde sich aufheizen und wir könnten uns drinnen aufhalten und uns dabei gleichzeitig vor den blendenden Sonnenstrahlen schützen.“ Jadora sah den Krieger mürrisch an und erwiderte in noch gereizterem Ton. „Ich hoffe darauf, dass Prinz Finlay jeden Moment aus dem Schnee herausgerannt kommt, damit wir endlich von hier verschwinden können. Ich habe nicht vor, es mir hier in dieser unwirtlichen Gegend noch gemütlich zu machen!“ Er erhob sich abrupt vom Boden. „Wisst ihr was wir tun werden, Männer? Wir werden die Zelte abbauen. Bei dieser körperlichen Tätigkeit wird es uns auch warm werden. Wenn Finlay dann auftaucht, können wir sofort aufbrechen.“ Morgad räusperte sich verlegen und verlagerte dabei sein Gewicht ständig von einem Fuß auf den anderen. „Und was ist, wenn er nicht so bald auftaucht? Was ist, wenn er erst morgen wieder zu uns gelangt? Oder wenn er vielleicht überhaupt nicht mehr zurückkehrt?“ Auf Jadoras Stirn grub sich eine tiefe Falte und seiner Kehle entrang ein Knurrlaut, der es durchaus mit Maéls Knurren hätte aufnehmen können. „Du solltest darum beten, dass dies nicht eintritt! Wenn doch, dann sieht es nicht gut für uns aus. – Und jetzt kein Wort mehr davon! Vielleicht ist uns das Glück immer noch hold. Los Männer! Bewegt euren Hintern!“
    Die sieben Männer stapften durch den Schnee wieder zurück zur anderen Seite hinüber, wo die Zelte standen. Jadora erreichte als Erster den engen Zugang zur Schlucht und wagte einen Blick hinein. „Verdammt! Wir bekommen Besuch.“ Er erkannte sofort die Gestalt, die den Reitertrupp anführte. Jetzt, da er wusste, dass Darrach ein Zauberer war, der sich der dunklen Mächte verschrieben und so Maél zu seiner Marionette gemacht hatte, überkam ihn ein eisiger Schauder, der mindestens ebenso unerträglich war wie die frostigen Temperaturen. Dennoch ließ er sich nicht durch das herannahende Grauen von seinem Plan abbringen. Die Krieger setzten ihren Weg fort und begannen übereifrig mit ihrer Arbeit. Sie legten gerade die Tierhäute zusammen, als die Reitergruppe bei ihnen anhielt. Jadora sah zu Darrach auf, der trotz der dicken Fellkleidung wie immer eine dürre Erscheinung im Vergleich zu den massigen Kriegern abgab, die sich hinter ihm mit ihren Pferden aufgereiht hatten. Jadora konnte in ihrer versteinerten Miene Furcht lesen, gegen die er ebenfalls ankämpfte. Er bemühte sich so unbeeindruckt wie möglich dem durchdringenden Blick des Zauberers standzuhalten. Es gelang ihm sogar, ihm zum Gruß zuzunicken. Darrach durchbrach schließlich die beklemmende Stille. „Jadora, wie ich sehe, sind Maél und Elea nicht mehr unter euch.“ Der Hauptmann zeigte auf die schneefreie Felswand mit dem hohen, spitz zulaufenden Höhleneingang und erwiderte knapp. „Sie sind dort drinnen.“ Der Zauberer stieg langsam von seinem Pferd ab und schritt ebenso langsam auf Jadora zu, was auf ihn einen noch bedrohlicheren Eindruck machte, als wenn er auf ihn zugeeilt wäre. Er ließ sich jedoch nichts von seiner Unsicherheit anmerken. Eine Armlänge entfernt blieb der hoch gewachsene Zauberer vor dem bulligen, mindestens einen Kopf kleineren Mann stehen. „Ihr baut die Zelte ab? Wie lange sind sie schon in dem Berg?“
    „ Seit heute morgen mit dem ersten Tageslicht.“ Darrach sah Jadora immer noch unverwandt an. Er blickte kurz auf die Schneemassen vor dem Höhleneingang, dann wieder auf Jadora. „Wie haben sie den Schnee überwunden? Sie haben sich wohl kaum einen Weg hinein frei geschaufelt?!“, wollte der Zauberer mit lauernder Miene wissen. Der drohende Unterton seiner Stimme ließ Jadora fast vergessen zu atmen. Darrachs Begleiter wandten ängstlich ihren Blick von dem Hauptmann ab, als dieser ihren suchte. Jadora räusperte sich nervös. Er musste an Maéls Worte denken, mit denen er ihn aufgefordert hatte, Darrach gegenüber die Wahrheit zu sagen. „Elea hat so eine Gabe, mit der sie magische Energie erzeugen kann.“ Darrachs blauer Lauerblick überzog sich urplötzlich mit einer Düsternis, wie dunkelgraue Gewitterwolken von jetzt auf nachher das Himmelblau unter sich verdeckten. „Was für eine Energie ist das? Woraus schöpft sie sie?“, zischte er ungeduldig Jadora entgegen, sodass dieser glaubte, seinen heißen Atem auf seiner Stirn zu spüren.

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