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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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den drei fremdartigsten Wesen ankam, denen er jemals begegnet war, wurde er sogleich von Maéls grimmigem Blick empfangen. „Wo warst du so lange? Wir müssen so schnell wie möglich wieder die Höhle verlassen!“
    „ Willst du dir nicht vielleicht erst einmal anhören, was ich zu berichten habe?“, fragte Finlay ihn vorwurfsvoll. Er fuhr jedoch einfach fort, ohne eine Antwort abzuwarten. „Du hattest Recht. Es gibt hier eine Quelle. Außerdem gibt es einen Ausgang ins Freie, der groß genug ist, dass der Drache hindurchpasst. Von irgendwo muss er ja nach draußen gelangen. Durch den kleinen Durchgang, durch den wir eben gekrochen sind, passt er jedenfalls nicht.“ Finlay ließ Maél erst gar nicht zu Wort kommen. Seine Aufregung war deutlich seiner Stimme zu entnehmen.
    „ Maél kannst du dich daran erinnern, dass wir, als wir vorhin gerannt sind, bergauf gerannt sind? Also ich nicht. Aber dieser Ausgang, von dem ich gerade gesprochen habe, endet tatsächlich an einem Vorsprung des Berges etwa fünftausend Fuß hoch. Ich konnte von dort aus sogar auf die andere Seite des Akrachóns sehen. Viel konnte ich zwar nicht erkennen, aber das Land ist auf jeden Fall fruchtbar. Es ist keine Wüste.“ Finlay bemerkte plötzlich Maéls konzentrierten Blick, mit dem er ihn fixierte. „Maél, was ist los mit dir? Warum starrst du mich so an?“
    „ Setz dich zu mir! Du wirst mir jetzt genau zuhören und mich nicht unterbrechen. Wir müssen schnell wieder von hier verschwinden. Ich spüre bereits, dass es mir von Augenblick zu Augenblick schwerer fällt, Elea zu verlassen. Entweder liegt es daran, dass Darrach schon sehr nah ist oder dass ich den Kampf, mich seinem Befehl zu widersetzen, verlieren werde.“ Er hielt kurz inne, um Finlay aus der Provianttasche ein Stück Brot und getrocknetes Fleisch herauszuholen. Als er es ihm hinhielt, schaute dieser ihn mit einem Gesichtsausdruck an, als zweifelte er an seinem Verstand. „Du glaubst doch etwa nicht, dass ich jetzt etwas essen kann!?“
    „ Iss! Wer weiß, wann du wieder dazu kommen wirst! Bitte, Finlay!“ Maél hatte die Hoffnung, dass Finlay ihn mit vollem Mund weniger unterbrechen würde. Dieser nahm ihm kopfschüttelnd das Brot und das Fleisch ab und biss lustlos hinein. Kauend fragte er: „Und was ist mit dir? Du musst auch etwas essen.“ Um jede weitere Diskussion zu vermeiden, nahm sich Maél ebenfalls ein Stück Brot, biss hinein und begann zu sprechen. „Finlay, du musst mir versprechen, auf Elea aufzupassen.“ Finlay konnte sich schon nach Maéls erstem Satz nicht mit einem Einwand zurückhalten. „Und wie stellst du dir das vor? Sie fliegt auf einem Drachen durch die Lüfte. Und ich bin vorerst außer Gefecht gesetzt.“ Er hielt demonstrativ seine Hände hoch. Maél schnaubte laut die Luft durch die Nase. Er atmete noch einmal tief durch, um seine aufkommende Wut über Finlays Unterbrechung im Keim zu ersticken. Dann fuhr er mit halbwegs beherrschter Stimme fort. „Hör mir einfach zu, ohne mich zu unterbrechen! Ich habe alles genau durchdacht. Elea wird mit dem Drachen als erstes ihre Familie suchen gehen. Wenn ihre Eltern schlau sind, haben sie Rúbin bereits verlassen. Sie wird natürlich viel schneller sein als du. Sobald du aus der Höhle bist und Darrachs Verhör überstanden hast - falls du ihm begegnest, wovon ich stark ausgehe -, wird Jadora dich nach Moray zurückbringen. Von dort wirst du dich schnellstmöglich auf die Suche nach ihr machen. Es wird nicht schwierig sein, ihrer Spur zu folgen. Ein Drache am Himmel fällt jedem auf. Und wenn ich richtig vermute, dann verhält es sich mit seiner Haut genauso wie mit ihrem Haar. Sie leuchtet im Dunkeln. Also können sie bei Nacht nicht ungesehen fliegen. Und bei Tag erst recht nicht. Wenn du sie gefunden hast, dann halte sie unter allen Umständen davon ab, nach Moray zurückzukehren. Sie muss sich unbedingt von Darrach fernhalten.“
    „ Was macht dich so sicher, dass Darrach mich einfach mit Jadora gehen lässt?“, hakte Finlay nach. „Ganz einfach. Du sagst ihm die Wahrheit über mich und Elea. Das ist es, was er hören will, falls er es nicht schon von Jadora weiß. Du bist dann für ihn uninteressant. Außerdem bist du Roghans Sohn. Er wird dir nichts tun. Er hat sich bisher noch nie selbst die Hände schmutzig gemacht... Das habe ich immer für ihn erledigt.“ Finlay sah ihn misstrauisch mit zusammengekniffenen Augen an. Bevor Maél fortfahren konnte, übernahm er rasch das Wort:

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