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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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„Sie gewinnt sie aus Gefühlen, vor allem aus Liebe.“
    „ Und woher nimmt sie die Liebe in ihrer gegenwärtigen, misslichen Lage?“
    Der Hauptmann musste schwer gegen den Kloß in seiner Kehle anschlucken, bevor er zu einer Antwort fähig war. Er musste jetzt etwas tun, was ihm gewaltig gegen den Strich ging. Aber sein Leben war ihm wichtiger, als Maéls und Eleas Geheimnis um jeden Preis für sich zu behalten. Er spürte, dass dieser Mann über eine Macht verfügte, die sein Schwert lächerlich erscheinen ließ. „Sie liebt Maél und er liebt das Drachenmädchen.“ Darrachs Herzschlag setzte für einen kurzen Moment aus, obwohl er mit einer derartigen Antwort schon gerechnet hatte. Er sah Jadora grimmig ins Gesicht. „Seit wann wisst Ihr von dieser Liebe und dieser Gabe?
    „ Von der Gabe habe ich erst auf dieser Reise erfahren. Dass sie sich lieben, ist bereits auf der Reise nach Moray deutlich geworden. – Ich weiß, was Ihr denkt. Maél hat uns allen mit dem Tod gedroht, wenn wir ein Wort darüber in Moray hätten verlauten lassen. Ihr wisst selbst, wie überzeugend er in dieser Hinsicht sein kann“, log Jadora. Darrach kniff wieder prüfend die Augen zusammen und ließ seinen Blick über die sechs Krieger schweifen, die ihre Arbeit, während der Befragung ihres Hauptmannes, nicht unterbrochen hatten. In Darrachs Kopf formte sich bereits seine nächste Frage. „Was plant Maél, nachdem er Elea zu dem Drachen gebracht hat? Das hat er ja offensichtlich.“
    „ Er lässt sie bei ihm zurück, damit sie mit ihm fliehen kann. Er selbst hat nicht vor lebend aus dem Berg wieder herauszukommen.“ Darrachs Augen weiteten sich für die Dauer eines Atemzuges. Er kam Jadora noch näher, sodass sie sich fast berührten. Mit drohender Stimme sprach er zu ihm. „Das wird ihm aber ohne Hilfe nicht gelingen, Jadora. Ich denke, er wird noch jemand an seiner Seite haben. Also rückt mit der Sprache heraus! Wer hilft ihm dabei?“
    „ Prinz Finlay.“
    „ Das dachte, ich mir schon, dass er mit von der Partie ist. – Nun gut. Jetzt weiß ich, was ich ohnehin schon die ganze Zeit befürchtet habe. Und ihr wartet darauf, dass der Prinz wieder herauskommt. Sehe ich das richtig?“ Jadora nickte diesmal nur zustimmend ohne ein weiteres Wort. Wider Erwarten wandte sich der Zauberer abrupt von Jadora ab und gab seinen Männern den Befehl, das Lager aufzuschlagen. Daraufhin begab er sich wieder gemächlichen Schrittes zu seinem Pferd und löste eine Tasche von dem Sattel. Anschließend setzte er sich seelenruhig auf den Boden und begann zu essen. Jadora beobachtete den Zauberer mit Unverständnis, aber auch Erleichterung. Er hatte eine ganz andere Reaktion von ihm erwartet: toben, fluchen, magische Sprüche aufsagen, um den Schneeberg zu beseitigen. Aber Darrach war ein gefährlicher und unberechenbarer Mann. Wer weiß, was für Kräfte er besaß, die ihm eine solche gelassene Haltung erlaubten.
    Jadora konnte natürlich nicht sehen, wie es wirklich in ihm aussah. Darrachs Gedanken wirbelten sturmartig in seinem Kopf herum, ebenso wie sein Herz gegen seine Brust trommelte. Die Tatsache, dass er vielleicht für immer sein Werkzeug und seine Lebenskraft spendende Quelle verloren hatte, versetzte ihm einen so großen Schock, dass er zunächst gar nicht an die Konsequenzen für seinen ursprünglichen Plan dachte, nämlich wenn der Drache und Elea unerreichbar für ihn werden würden. Er musste essen, zum einen um seinen schwachen Körper zu stärken, zum anderen um besser darüber nachdenken zu können, was er nun unternehmen sollte. Unter normalen Umständen würde er den Schneeberg ohne weiteres mit seiner dunklen Magie zum Schmelzen bringen können. Aber er war so geschwächt von den vergangenen Wochen und den letzten Tagen durch die Reise und die unerbittliche Kälte, dass er unmittelbar nach dem Zauber für jedermann verwundbar wäre. Das konnte er nicht riskieren. Er musste sich ein gewisses Maß an Kraft aufsparen, um sein Leben zu schützen. Deshalb wollte er lieber erst einmal abwarten, was passierte. Vielleicht lief Maéls Plan nicht so, wie er gehofft hatte und er hätte doch noch Zugriff auf ihn. Auch hierfür – Maél in die Knie zwingen – würde er Kraft benötigen. Erst recht, wenn er möglicherweise von der Zaubermagie der Hexe beeinflusst war.
    Ein Gedanke befreite sich immer wieder aus seinem Gedankensturm und ließ ihn Hoffnung schöpfen, sodass sein panischer Gefühlsaufruhr allmählich abebbte. Jadora

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