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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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offensichtlich beabsichtigte, dem Magier noch eine Erwiderung entgegenzuschleudern. Deshalb verstärkte er den Griff um seinen Arm und deutete mit dem Kopf ein Nein an. Finlay hielt daraufhin seine brennende Wut und die bissigen Worte zurück. Er setzte seinen Weg mit Jadora fort, der ihn immer noch am Arm festhielt und ihn wie einen Gefangenen zu den anderen führte. Als sie außer Hörweite des Zauberers waren, fragte Jadora mit nervösem Unterton in der Stimme: „Was ist passiert, Prinz Finlay? Maél hatte nicht vor, lebend aus dem Berg wieder herauszukommen.“ Finlay sah den Hauptmann vorwurfsvoll an. „Jadora, ich weiß nicht, inwieweit Maél Euch in seinen Plan eingeweiht hat. Aber ich bin kein Mörder. Ich konnte ihm nicht den Gefallen tun und ihn einfach mit seinem Schwert töten, so wie er es geplant hatte, auch wenn ich einen guten Grund dazu hätte.“
    „ Seinem Gesicht nach zu urteilen, habt ihr euch geschlagen, oder zumindest habt Ihr ihn geschlagen. Ihr seht jedenfalls völlig unversehrt aus. Was ist geschehen?“, hakte Jadora neugierig nach. Finlay ließ sich von Jadora nicht beirren. Er schritt auf Shona zu, die bereits ebenfalls gesattelt war, und stieg unter Stöhnen vor Schmerzen in den Händen auf. „Das geht Euch nichts an! Los! Jetzt steigt schon auf Euer Pferd, damit wir von hier verschwinden können! Eben ging es Euch nicht schnell genug, von Darrach wegzukommen. Jetzt haltet ihr uns auf, indem Ihr mir Löcher in den Bauch fragt“, fuhr Finlay ungeduldig den Hauptmann an. „Da habt Ihr nicht Unrecht. Aber Maél jetzt so hilflos... zurückzulassen, erscheint mir... nicht richtig. Und was ist mit Elea und dem Drachen?“
    „ Maél wollte, dass Ihr mich nach Moray zurückbringt, damit ich mich von dort aus auf die Suche nach den beiden mache. Sie ist bei dem Drachen und sie ist dort in Sicherheit, vorerst zumindest. Maél muss sich allein Darrach stellen. Wir können ihm da nicht helfen. Lasst uns jetzt losreiten, bevor Darrach es sich anders überlegt!“
    Jadora stieg schweren Herzens auf sein Pferd und starrte auf die beiden Männer, den großen dürren, der wie ein Racheengel über den auf dem Boden liegenden Mann wachte und nur darauf wartete, dass dieser die Augen aufschlug. Bevor Finlay losritt, sah er ebenfalls noch ein letztes Mal zu seinem Jugendfreund. Je länger er zu den beiden Männern sah, die auf so verhängnisvolle Weise über so lange Zeit schon aneinandergebunden waren, desto größer wurde seine Beklommenheit und sein Mitgefühl für Maél, den er die letzten Jahre so verachtet hatte und den er in den letzten Tagen kaum wiedererkannt hatte. Seine Liebe zu Elea und seine Sorge um sie waren unleugbar. Sie konnten nichts gegen Darrach ausrichten. Das spürte er. Und wenn Maél erwachte, dann könnte Darrach ihm ohne weiteres befehlen, ihn oder die anderen zu töten.
    Jadora konnte Finlays emotionalen Aufruhr unschwer von seiner Miene ablesen. Widerwillig gab er den Befehl zum Aufbruch. Die beiden Männer waren jedoch nicht die Einzigen, die sich mit Widerwillen von dem Drachenberg entfernten: Shona setzte sich erst nach dem dritten Versuch und nach einem festen Schlag von Jadora auf ihr Hinterteil in Bewegung. Sie ritten in schnellem Schritt in die enge Schlucht hinein, wobei die fünf Begleiter Darrachs ihnen mit einem neidvollen Blick hinterher schauten. Als die um zwei Reiter geschrumpfte Gruppe jedoch von den steilen schneebedeckten Felswänden links und rechts umgeben war, gab Jadora den Befehl, wegen der Lawinengefahr langsamer weiterzureiten. Keiner drehte sich mehr um. Die Aufmerksamkeit der Krieger richtete sich ausschließlich auf den schmalen Pfad, der sich vor ihnen - an diesem Tag ohne Schneegestöber - scheinbar endlos erstreckte. Über ihren Köpfen begleitete sie der Himmel in Form einer blauen Schnur ihres Weges.
    Nach einer ganzen Weile erreichten sie endlich wieder offenes Gelände. Jadora gab das Zeichen, für eine kurze Rast anzuhalten. Während jeder seine von Jadora streng eingeteilte Ration aß, stellte Jadora Finlay eine Frage, die ihn den ganzen Weg durch die Schlucht schon beschäftigt hatte. „Wie habt ihr es eigentlich geschafft, den Schneehaufen zu durchdringen, ohne dass Elea bei euch war?“ Finlay hatte, seitdem sie die kreisrunde Fläche verlassen hatten, kein Wort mehr gesprochen. Urplötzlich fiel ihm wieder der Stein ein. Er hatte ihn völlig vergessen. Mit Jadoras Frage hatte er jedoch sofort wieder das Bild vor Augen, wie er ihn

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