Die Traene des Drachen
Bild!“ Mit einem Schlag durchschoss sie eine Erinnerung wie ein Blitz. Arabín hatte zu ihr gesprochen. Die Tränen aus seinen Augen würden sie retten. Sie hörte noch wie Maél ihr erneut ins Gesicht schrie und sie an den Schultern packend schüttelte: „Mach endlich deine Augen auf!“
Kaum hatte er die letzten Worte ausgesprochen, da riss Elea sie auch schon auf. In dem Moment, als sich ihre Blicke trafen, entstand in Maéls Kopf sogleich das Bild eines riesigen Auges mit einer schlitzförmigen Pupille. Dieses Auge war eindeutig nicht menschlich, aber dennoch weinte es. Dicke Tränen schossen aus ihm hervor. Er sah rasch zu Arabín, aus dessen Augen bereits das rettende Nass floss. „Drachentränen! Drachentränen! Ich muss seine Tränen auffangen. Nur womit?“ Maél sah sich um. Er sah nicht annähernd einen Gegenstand, mit dem er eine Flüssigkeit auffangen konnte. Dann fiel ihm Eleas Rucksack ein, den er ihr vorhin mit ihren Kleidern ausgezogen hatte. Schnell kramte er die kleine Tasche mit den Heilmitteln hervor und fand darin, was er suchte. Den Tiegel mit der Heilpaste. Er kratzte noch den restlichen Inhalt mit seinen Fingern heraus, sprang dann auf und hielt ihn erst an Arabíns rechtes, dann an sein linkes Auge. Als der Tiegel halb voll war, ging er schnell wieder zu Elea und ließ die Tränen auf die Wunde tropfen. Wie gebannt, sah er auf die Wunde und wartete darauf, dass etwas geschah. Nach nur kurzer Zeit hörte sie bereits auf zu bluten. Noch ein paar Augenblicke später waren Eleas Atemzüge bereits wesentlich ruhiger und tiefer und ihr Herz schlug wieder kräftiger. Dankbar und erleichtert lächelte er dem Drachen zu, der mit seinem rechten Fuß Eleas Wasserschlauch einen Stoß gab, sodass er zu Maél rutschte. Er nahm ihn und flößte Elea ein paar Schlucke ein. Als er den Schlauch wieder absetzte, vernahm er einen kurzen Brummlaut. Er sah zu dem Drachen, der auf den Wasserschlauch blickte und dann ihn ansah. „Du willst, dass ich trinke?“, fragte Maél überrascht. Arabín nickte. Während er trank, ließ er den Drachen nicht aus den Augen. Er konnte gar nicht fassen, dass ein Drache sich um sein Wohl sorgte. Aber er hatte nicht Unrecht. Darrachs Blutraub hatte ihn spürbar geschwächt. Er musste auch unbedingt etwas essen, um wieder zu Kräften zu kommen. Bevor er sich aus seiner Satteltasche, die noch an den Seilen am Körper des Drachen befestigt war, etwas zu essen holte, flößte er Elea nochmals etwas Wasser ein. Ihr Herz schlug bereits fast so kraftvoll wie immer und die Wunde schloss sich bereits. Er ging zu Arabín und band zusammen mit seiner Satteltasche noch das Fellbündel von dessen Körper los. Schnell rollte er ihren Fellumhang aus, in dem er verwundert sein Schlaffell fand. Sie konnte es nicht einfach hier lassen. Das sieht ihr ähnlich. Der Hauch eines Lächelns huschte über seine Lippen. Er hob sie behutsam hoch und bettete sie auf ihren Fellumhang. Mit seinem Schlaffell deckte er sie noch zu, obwohl es in der Höhle angenehm warm war. Erst dann konnte er sich entspannt mit einem großen Stück getrocknetem Fleisch an die Wand angelehnt niederlassen und essen. Er schloss erschöpft die Augen, während er auf dem harten Fleisch herumkaute. Ab und zu öffnete er sie, als ob er sich vergewissern wollte, dass der Drache noch da war. Dieser wich nicht von Eleas Seite. Er hatte sich ebenfalls niedergelassen und wieder seinen großen Kopf zwischen seine Vorderbeine abgelegt. Sein wacher Blick wanderte ständig zwischen Elea und Maél hin und her. Jedes Mal, wenn Maél die Lider hob und den Drachen anblickte, bohrten sich dessen Augen bereits in seine. Erst jetzt, nachdem er zur Ruhe gekommen und die Anspannung von ihm gefallen war, bemerkte er den brennenden und pochenden Schmerz auf seinem Bauch. Er sah an sich hinab zu der Wunde. Blutiges, rohes Fleisch schaute aus der aufgeplatzten und zum Teil schwarz verkrusteten Brandblase hervor. Plötzlich hörte er wieder den Brummlaut des Drachen, offenbar seine Art, auf sich aufmerksam zu machen. Maél sah ihn an und entdeckte in den Drachenaugen erneut Tränen. Rasch ergriff er den Tiegel und fing ein paar davon auf. Dann legte er sich flach auf den Rücken und ließ die Tränenflüssigkeit auf die Wunde tropfen. Die Tränen linderten sofort den Schmerz. Maél hob daraufhin seinen Kopf und dankte dem Drachen mit einem Nicken. Jetzt spürte er auch das Brennen der halb verfrorenen Haut seines nackten Oberkörpers. Mit diesem
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