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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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immer wieder verschluckte und husten musste. Bevor er sie wieder sanft hinlegte, hielt er sie noch eine Weile beschützend in seinen Armen. Warum, wusste er nicht. Aber Jadora hatte wieder einmal seine ganz eigene Deutung diesbezüglich, die er natürlich nicht für sich behalten konnte. „Also wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass du es genießt, diesen weiblichen Körper in den Armen zu halten.“ Maél lag schon eine bissige Antwort auf der Zunge. Aber er schluckte sie mit zusammengebissenen Zähnen hinunter; denn ihm wurde klar, dass es der Wahrheit entsprach. Er war noch nie zuvor in einer vergleichbaren Situation gewesen. Das Gefühl, das er beim Umarmen von Elea empfand, war ihm völlig fremd, aber durchaus nicht unangenehm. Im Gegenteil, er spürte in seinem Innern ein Gefühl der Wärme, das sogar die immer noch stechende Hitze des von der eisernen Messerklinge auf ihn übergegangenen Giftes aufzuheben vermochte. Eleas Haar, das inzwischen getrocknet war, glühte ihm entgegen und hüllte ihn mit dem ihr so eigenen Duft ein, den er die letzten Tage auf Arok eingeatmet hatte. Er sah zu Jadora hinüber, der seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen schon an einem neuen Kommentar über seinen Sinneswandel bastelte. Er bettete widerstrebend die junge Frau wieder in ihr warmes Nest aus Fellen, um ihm zuvorzukommen - allerdings ohne Erfolg. Jadora sah Maél, der neben Elea im Schneidersitz saß und scheinbar jeden ihrer Atemzüge verfolgte, nachdenklich an. „Sie ist wunderschön. Sie gefällt dir, nicht wahr? Hast du ihr eigentlich schon einmal richtig in die Augen gesehen? Ich habe noch nie ein so strahlendes Grün gesehen. Es erinnert mich an eine grüne Wiese im Frühling. Und an ihrem Körper ist auch nichts auszusetzen. Alle weiblichen Rundungen sind vorhanden, wenn auch nicht so üppig, wie ich es bei Frauen mag. Dies ist dir aber sicherlich nicht entgangen“, sagte Jadora mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Sie ist perfekt, alter Mann! Maél ging auf Jadoras Schwärmerei für Elea nicht ein. Er meinte nur schroff: „Wir werden ein oder zwei Tage hier bleiben. Vielleicht auch drei, damit sie sich erholen und wieder zu Kräften kommen kann. Sie muss unbedingt essen. Sie ist leicht wie eine Feder. Unsere Reise nach Moray hat erst begonnen und es wird sicherlich mit dem nahenden Winter nicht einfacher werden.“ Der Hauptman schüttelte mit großen Augen den Kopf. „Ich frage mich ernsthaft, was mit dir geschehen ist. Ich erkenne dich nicht wieder.“ Mael tat so, als ob er nichts gehört hätte. Dafür redete Jadora weiter. „Es dauert nicht mehr lange, bis der Tag anbricht. Wann hast du eigentlich das letzte Mal richtig geschlafen?“
    „ Ich weiß es nicht. Es muss Jahre her sein“, antwortete Maél nun doch. „Leg dich hin und schlaf eine Weile! Ich kümmere mich solange um sie.“
    „ Nein. Ich halte es noch eine Weile aus. Ich will ihren Puls und ihre Körperwärme lieber selbst überwachen.“ Jadora staunte einmal mehr über Maéls Fürsorge, verzichtete aber auf einen erneuten, spöttischen Kommentar.
    Irgendwann begannen Maél die Augen zuzufallen, sodass er schließlich doch das Angebot des Hauptmanns annahm. Kaum hatte er sich hingelegt, da sprach dieser ihn jedoch nochmals an. „Eine Sache würde mich noch interessieren, bevor du einschläfst. Warum hast du sie eigentlich geküsst?“
    „ Kannst du denn nie Ruhe geben mit deinem dummen Geschwätz!? Lass mich jetzt schlafen!“ Maél drehte ihm den Rücken zu und suchte für sich selbst nach einer Antwort auf diese Frage. Er wusste jedoch keine darauf. Eins wusste er aber: Diese Nacht hatte in seinem Innern eine deutliche Spur hinterlassen – vielmehr eine ihm so fremde Empfindung, an die er sich zwar noch gewöhnen musste, die aber sein finsteres Leben auf rätselhafte Weise erhellte.

Kapitel 3
     

    Nicht ein kühler Wind, der ihr schockartig ins Gesicht wehte, riss Elea diesmal aus ihrem tiefen Schlaf, sondern ein widerwärtiger, undefinierbarer Gestank, der sie vollkommen zu umhüllen schien. Sie hob langsam die Lider, um die Quelle dieses unerträglichen Geruchs ausfindig zu machen und stieß vor Schreck einen Schrei aus, als ihr bewusst wurde, dass dieser Geruch den Fellen entströmte, in die sie eingewickelt war. Ein zweiter Aufschrei folgte prompt auf die Erkenntnis, dass sie splitternackt in diesem Gestank lag. Von ihrem ersten Reflex, sich strampelnd von den stinkenden Fellen zu befreien, konnte sie sich

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