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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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verbessert haben.“ Es entstand eine Pause, in der Elea misstrauisch darüber rätselte, was wohl in jener grauenvollen Nacht noch geschehen sein mochte. „Ihr solltet jetzt mit dem Grübeln aufhören und schlafen. Übrigens eine Kleinigkeit noch. Vielleicht könnt ihr besser einschlafen, wenn ich Euch sage, dass ich Euren Geliebten oder Bruder oder was auch immer er für Euch ist nicht getötet habe.“ Elea traute ihren Ohren nicht. Ihr Oberkörper schoss in die Höhe, während sie ihn angiftete: „Ihr habt ihn nicht getötet!? Und das sagt ihr mir erst jetzt! Und woher wollt Ihr überhaupt wissen, dass Ihr ihn nicht getötet habt? Ich habe ihn aufstöhnen hören, als Ihr ihm Euer Schwert in den Körper gerammt habt. Danach lag er leblos am Boden und hat sich nicht mehr gerührt.“
    „ Ich habe ihm das Schwert nicht in den Körper gerammt, sondern in die Seite gestoßen. Es war nur eine Fleischwunde.“ Elea schnaubte schon wieder. „So harmlos war sie wohl doch nicht, sonst wäre er nicht bewusstlos geworden!“
    „ Wahrscheinlich hat ihn der Schmerz und die vorangegangene Anstrengung übermannt. Er ist ja noch ein Jüngling. Er wird wieder zu sich gekommen sein, sich auf sein Pferd gesetzt haben und nach Hause geritten sein, vorausgesetzt er ist so schlau gewesen und hat unsere Verfolgung nicht wieder aufgenommen.“
    „ Warum sagt ihr mir das jetzt erst?“ Tränen der Erleichterung liefen ihr die Wangen hinunter. „Jadora meinte, es würde unsere Beziehung entspannen. Wahrscheinlich fürchtet er um mein Leben.“ Wieder dieser amüsierte Ton. Dieser Kerl macht sich die ganze Zeit lustig über mich. Außerdem was meint er denn mit Beziehung? Elea streckte sich unter Maéls Schlaffell aus und schwieg. Sie gab sich ganz dem Glücksgefühl über diese Nachricht hin und ließ ihren Freudentränen freien Lauf. Kellen war also nur leicht verletzt worden, so dass er wieder nach Hause hatte reiten können, nachdem er aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht war. Wahrscheinlich war Albin ihm sogar nachgeritten und hatte ihn gefunden.
    Maél sah jede einzelne Träne Eleas Wangen hinunterlaufen. Dieser Anblick berührte ihn erneut auf ungeahnte Weise. Er empfand – wie in der Nacht zuvor - schon wieder Mitgefühl für dieses zugleich widerspenstige, aber auch empfindsame Wesen. Dies brachte ihn völlig aus der Fassung. Er musste allein sein. Er stand abrupt auf und raunte Elea zu: „Ihr werdet keine Dummheiten machen, wenn ich Euch für kurze Zeit allein lasse! Kann ich mich darauf verlassen? Ich werde Euch im Auge behalten.“ Elea kam gar nicht dazu zu antworten. So schnell war er verschwunden. Sie wunderte sich nur kurz über sein merkwürdiges Verhalten. Dann schlief sie auch schon in einer viel glücklicheren und hoffnungsvolleren Stimmung ein als in den Nächten zuvor.
     

    Der nächste und der darauf folgende Tag gestalteten sich für Elea in der Tat überaus erholsam. Sie kam wieder zu Kräften, da sie ständig von Jadora mit Essen versorgt wurde. Auch seine Krieger überschlugen sich förmlich vor Freundlichkeit. Nur einmal, als sich wieder ein paar kleine Vögel fröhlich zwitschernd um Elea scharrten und auf ihr herumhüpften, schauten sie verängstigt und entfernten sich dezent von dem Schauspiel. Maél hingegen sprach sie unverblümt darauf an. „Die Ansammlung der Vögel am Abend Eures kläglich gescheiterten Versuchs, mich zu töten, war Euer Werk, nicht wahr?“
    „ Ich weiß nicht, was Ihr meint“, stellte Elea sich dumm.
    „ Wie sollte ich denn so etwas bewerkstelligen!? Glaubt Ihr etwa ich verfüge über übernatürliche Kräfte und kann Vögel durch bloße Gedanken anlocken?“
    „ Wollt Ihr wissen, was ich glaube? - In Euch stecken noch ganz andere Fähigkeiten, von denen ich nichts weiß. Aber ich bin davon überzeugt, dass unsere lange Reise mir die eine oder andere Gelegenheit bieten wird, diese noch kennenzulernen.“
     

    Elea nutzte die beiden Tage, um ihren bekehrten Entführer genau zu beobachten. Er war äußerst wortkarg. Mit den Kriegern wechselte er kaum ein Wort. Er bellte ihnen nur gelegentlich Befehle in rüdem Ton zu. Jadora hingegen war davon stets wenig beeindruckt. Er drängte Maél häufig Gespräche auf und redete eindringlich auf ihn ein. Der jüngere Mann gab meist nur knappe und missmutige Antworten und ließ den Hauptmann häufig einfach stehen. Ihr wurde schließlich bewusst, dass er mit ihr die umfangreichsten Gespräche führte, die ihn stets - zu Eleas Verdruss

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