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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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uns lassen. Es ist ungewöhnlich still“, gab Maél zu bedenken. „Elea hat mich schon heute Morgen darauf angesprochen, also darauf, dass es so beängstigend still sei. Mir ist das gar nicht aufgefallen“, erwiderte Jadora in entschuldigendem Ton. Maél sah das Mädchen daraufhin durchdringend an. Sie erwiderte jedoch seinen Blick nur gelangweilt und schenkte ihrem Stück Fleisch mehr Beachtung als notwendig. „Laut Karte schlängelt sich ein Stück von hier entfernt ein Pfad einen kleinen Berg hoch und wieder runter. Den werden wir nehmen. Elea bleibt bei dir. So kann ich jederzeit ein Stück vorausreiten und den Pfad und seine Umgebung näher in Augenschein nehmen. Du und deine Leute, ihr werdet die Augen aufhalten und auf sie aufpassen! Hast du verstanden?“, sagte Maél zu Jadora in eindringlichem Ton. Dieser nickte ihm ernst zu.
    Während Maél sich wie gewöhnlich an die Spitze der Gruppe setzte, ritten Jadora und Elea in der Mitte zwischen drei Kriegern vor und drei Kriegern hinter ihnen. Nach einer Weile stießen sie auf den Pfad, der in der Karte eingezeichnet war. Eleas Beklommenheit erreichte ihren Höhepunkt. Kein einziger Vogel war hier zu hören und dies am helllichten Tage. Die Bergkuppe und der Teil des Berges, der sich unterhalb des Pfades erstreckte, bestanden aus Nadelbäumen, deren Geäst kaum das Tageslicht durchscheinen ließ. Elea ertappte sich dabei, wie sie vor Anspannung immer wieder die Luft anhielt. Der gespenstisch dunkle Pfad war inzwischen so schmal, dass die Reiter ihre Pferde ihn langsam beschreiten ließen, um einen Fehltritt zu vermeiden. An einer etwas breiteren Stelle gab Maél das Zeichen zum Anhalten und kam so nah wie möglich zu Jadora heran. Er erklärte ihm, dass er wieder ein Stück alleine vorausreiten wolle, um sich von der Sicherheit des Weges zu überzeugen. Sie sollten auf ihn warten.
    Maél war für Eleas Empfinden schon viel zu lange weg, als sie plötzlich beim aufmerksamen Umherschauen aus dem Augenwinkel eine Bewegung bemerkte. Alles ging auf einmal rasend schnell. In dem Moment, als sie Jadora warnen wollte, schoss bereits von einem Baum schräg oberhalb von ihnen ein Pfeil auf sie zu, der die rechte Hinterhand von Jadoras Pferd traf. Das Pferd zuckte kurz zusammen und begann auf der Stelle zu tänzeln. Jadora hatte alle Hände voll zu tun, damit sie den Abhang nicht hinunterstürzten. Die Unruhe seines Pferdes übertrug sich unglücklicherweise sofort auf die anderen Pferde, die von ihren Reitern ebenfalls alles abverlangten, um nicht hinabzurutschen. Als Jadoras Pferd sich jäh auf die Hinterbeine stellte, fiel Elea hinten herunter, und rollte geradewegs den steilen Abhang hinab. Sie versuchte, sich an Sträuchern festzuhalten, aber ohne Erfolg. Sie hatte zu viel Schwung. Sie stürzte unaufhaltsam einem unbekannten Ziel entgegen. Zweige zerkratzten ihr Gesicht und schnitten in ihre Hände. Ihr Körper prallte immer wieder gegen im Weg stehende Bäume. Sie wusste nicht, wie lange es dauerte, bis sie endlich liegen blieb. Es kam ihr endlos lange vor. Hinter ihren geschlossenen Augen drehte sich alles. Nur wenige Atemzüge später setzten auch schon die Schmerzen ein – überall an ihrem Körper. Ihre Haut in Gesicht und an den Händen brannte durch die vielen Kratzer und Schürfwunden und die Prellungen waren so zahlreich, dass die einzelnen Schmerzen zu einem großen ihren ganzen Körper erfassenden Schmerz verschmolzen. Endlich rang sie sich durch, die Augen zu öffnen. Doch was sie erblickte, ließ ihr Blut in den Adern zu Eis werden. Sie kam nur zu einem kurzen ohrenzerreißenden Schrei. Sie schrie den Namen ihres Entführers, im Bruchteil eines Augenblicks gefolgt von einem neuen unerträglichen Schmerz, der sogleich von einer sie überwältigenden Schwärze betäubt wurde.
     

    Maél war gerade im Begriff, Arok zu wenden, um zu den anderen zurückzureiten, als er Eleas markerschütternden Schrei nach ihm vernahm. Kurz zuvor hatte er bereits aufgeregtes Männergeschrei und Pferdewiehern vernommen, das ihn sofort zum Umkehren bewegte. Irgendetwas war passiert. Er machte sich Vorwürfe, weil er sich viel zu weit von der Gruppe entfernt hatte. Aber der Pfad war so schmal, dass das Risiko, den Abhang beim Wenden von Arok hinunterzustürzen, zu groß gewesen wäre. Als er endlich die Krieger erreichte, fiel ihm sofort auf, dass Elea und Jadora fehlten. Die Männer berichteten ihm sogleich aufgeregt, was geschehen war. Er ließ sich fluchend die Stelle

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