Die Tränen der Justitia (German Edition)
handeln. Zeit wäre es ja. Ich befürchte nur, sie wird die rosarote Brille nie ablegen. Wer weiss, vielleicht will sie das tief in ihrem Inneren auch gar nicht.»
«Nur nicht so zynisch, mein Schatz.»
«Das ist weder zynisch noch sarkastisch. Wenn du mich fragst, deine Viviane ist pervers. Keine normale Frau würde sich auf Röbi einlassen. Wer weiss, welche sexuellen Vorlieben der Gute hat.»
«Jetzt wirds spannend!», schaltete sich Nikki in die Diskussion ein.
«Du behauptest also, dass Viviane pervers ist?»
«Nur, wer selbst pervers ist, kann mit einem Perversen leben.»
«Gegensätze ziehen sich aber auch an, Paps.»
«Wieso auch nicht. Vielleicht ist sie eine Heilige und wollte ihn bekehren.»
«Was voll in die Hose gegangen ist.»
«Jetzt hört aber auf. Ihr lästert über eine meiner besten Freundinnen. Viviane ist in Ordnung. Und du brauchst nicht abzulenken, Francesco. Sag mir lieber, wie wir ihr helfen können.»
«Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Sie soll ihn anzeigen. Vielleicht kommt er dann zur Vernunft.»
Monika dachte nach. Sekunden vergingen und je länger die Stille anhielt, umso nervöser wurde der Kommissär. Was zum Teufel tüftelt sie jetzt wieder aus? Du kannst es vergessen, mein Schatz. Ich werde mich weder mit Röbi unterhalten, noch irgendetwas für Viviane tun. Das geht mich alles nichts an. Ich kann nicht die ganze Welt retten. Genau.
«Gut. Ganz wie du willst. Ich brauche dich nicht.»
Monika schien seine Gedanken gelesen zu haben.
«Und wie bitte sehr, will die Frau Apothekerin das Problem für Viviane aus der Welt schaffen?»
«Ganz einfach. Ich rede mit Nadine!»
«Dann gute Nacht, Röbi!», kommentierte Nikki lapidar.
4. Kapitel
Ein Gedankenaustausch mit Kollege Markus Stoll brachte keine neuen Impulse. Immerhin konnten sich Nadine und Francesco nach dem Gespräch sicher sein, dass es keinen internen Ärger geben würde.
«Ich bin sogar froh, wenn ihr zwei ermittelt. Georg steht praktisch jede Stunde bei mir auf der Matte. Er macht mich total fertig. Heute früh sind wir aneinandergeraten. Ich soll hier nicht auf meinem faulen Arsch rumhocken, sondern endlich Lena finden. Das könne doch nicht so schwierig sein. Ehrlich, Francesco, ich weiss nicht, was er mir vorwirft. Ich tue meinen Job, und den mache ich gut.»
«Er ist nervös, wie wir alle. Du hast gute Arbeit geleistet. Mehr als die Nachbarn und die Familie befragen und die Fahndung rausgeben, kannst du nicht.»
«Wir sind alle zur Untätigkeit verdammt. Wenn ihr etwas rauskriegt und mich braucht, ich bin Tag und Nacht da. Das gilt auch für alle anderen Kolleginnen und Kollegen. Wir wollen die Schweine kriegen. Und jetzt, wo ihr mit von der Partie seid, wird sich Georg zurückhalten.»
«Wie meinst du das?»
«Der Fettkloss spinnt total. Jede seiner Bemerkungen ist eine einzige Beleidigung, aber vor dir fürchtet er sich.»
«Niemand muss sich vor mir fürchten. Ich erwarte nur, dass man mich respektiert, so wie ich mein Gegenüber auch respektiere. Nicht mehr und nicht weniger.»
«Ich würde es geniessen, wenn Georg vor mir Angst hätte, Francesco. Das darfst du mir glauben. Wir müssen die Mistkerle finden. Es brodelt bereits im Waaghof.»
Vor einem Jahr herrschte eine ähnliche Stimmung im Kommissariat. Damals ging es um einen toten Polizisten, der eine Beziehung zu einer Edelprostituierten hatte, und mittendrin befanden sich Noldi, der IT-Spezialist, Nadine und Ferrari. Vor allem gegen Nadine wurde intern mobil gemacht. Man warf ihr vor, gegen die Freundin des Polizisten gehetzt und so bewusst einen Keil zwischen die Liebenden getrieben zu haben. Seit dieser Geschichte waren Nadine und Noldi kein Paar mehr, zu schwer belastete das Geschehene ihre Beziehung.
«Es ist wie damals», flüsterte Nadine.
«Ja, ich darf gar nicht daran denken.»
«Nur dieses Mal ist der Feind keine arrogante Kollegin, die alles besser weiss und am Elend der ganzen Welt Schuld ist, sondern er kommt von aussen.»
Nadines Wunden schienen noch längst nicht verheilt zu sein.
Jakob Borer beschäftigte sich mit seinen Pflanzen. Immerhin etwas! Es geht aufwärts mit ihm. Beim Eintreten nickte er ihnen zu.
«Julia gehts besser. Seit Ihrem Besuch schöpft sie ein wenig Hoffnung … und ich auch.»
«Wir stehen immer noch ganz am Anfang», dämpfte Ferrari die Erwartungen. «Mehr als Markus wissen wir auch nicht. Als Nächstes werden wir mit Ihrem Schwiegersohn reden.»
«Glauben Sie etwa, dass es die
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