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Die Tränen der Justitia (German Edition)

Die Tränen der Justitia (German Edition)

Titel: Die Tränen der Justitia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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...»
    «Können Sie sich vorstellen, weshalb jemand Lena in seine Gewalt bringt?»
    «Julia und ich reden von nichts anderem. Wer und weshalb? Wir haben absolut keine Ahnung. Mein Vater ist fest davon überzeugt, dass jakob mit Lena erpresst wird ... Das wäre sicher ein Grund. Nur warum melden sie sich nicht? Eine Erpressung ohne Forderung?» Lukas Doppler fuhr sich durch die Haare. Er sah müde aus. «Vielleicht gilt die Entführung doch mir und jemand will sich an mir rächen. Julia ist aussen vor. Da bin ich absolut sicher.»
    «Wer hätte ein Motiv, sich an Ihnen zu rächen?»
    «Jemand aus meiner Zeit bei der Bank.»
    «In welcher Funktion waren Sie dort tätig?»
    «Als Pressesprecher der Bank, Frau Kupfer, und als persönlicher Referent des CEO. Ich schrieb die meisten seiner Ansprachen ... Es gab da einmal einen Vorfall, der liegt allerdings über sechs Jahre zurück. Wegen dieser Sache hörte ich auch auf. Die Bank Schwandorf und andere Privatbanken forderten ihre Kunden zum Kauf von Biotechnologieaktien auf. Biolenika hiess die Firma. Das Ganze war eine raffiniert eingefädelte Luftblase und ich musste damals in der Öffentlichkeit den Kopf dafür hinhalten.»
    «Ich kann mich noch gut daran erinnern. Monikas Mutter investierte auch ein wenig. Was sie über die Gauner sagte, ist aber nicht spruchreif.»
    «Sie dürfen mir glauben, die fädelten das Ding gekonnt ein. Die Banken und die Anleger sind voll darauf reingefallen. Der Inhaber von Biolenika setzte sich dann nach Südamerika ab. Den suchen sie noch heute.»
    «Aber Sie waren doch nicht verantwortlich für das Desaster.»
    «Das nicht, aber für die Öffentlichkeit sozusagen der Inbegriff der Pleite. Von diesem Moment an erhielten wir Drohanrufe. Einer Stand sogar vor meinem Haus und wollte mich zusammenschlagen.»
    «Das erinnert mich an den Flugzeugabsturz, in dessen Folge der Pressesprecher von einem der Angehörigen getötet wurde, jetzt, nach der Entlassung, wurde der Mörder zum gefeierten Helden. Ich glaube, er sitzt inzwischen sogar in einem russischen Parlament oder ist Minister geworden. Eine verrückte Welt.»
    «Sie gaben dann den Job auf?»
    «Ja. Die negativen Schlagzeilen, das Tuscheln der Leute auf der Strasse – das war einfach zu viel. Den Todesstoss versetzte mir eine Rentnerin. Sie hatte ihre gesamten Ersparnisse in Aktien angelegt, auf Empfehlung eines Beraters. Ich vergesse das Gesicht der alten Frau nie. Sie Stand am Schalter und liess sich nicht abschütteln. Ich brachte sie in mein Büro. Dort sass sie und fragte mich immer wieder, was sie denn jetzt machen solle. Ihr Glaube an die Schweizer Banken war schier unerschütterlich. Wir sind dann gemeinsam zum CEO gegangen und ich liess nicht locker, bis sie entschädigt wurde. Aus Kulanzgründen, wie es so schön hiess. Ich kündigte noch am gleichen Tag.»
    «Und wurden Hotelier.»
    «Aus der Not heraus.»
    «Sind Sie glücklich?»
    «Eine eigenartige Frage, Herr Kommissär. Privat ja ... sehr sogar ... geschäftlich nein. Das Hotel belastet mich. Es ist kein einfacher Job und, was noch weit wichtiger ist, er liegt mir nicht. Ich bin kein Geschäftsmann. Eigentlich sollte ich zu Hause Lena hüten und Julia den Römerhof führen lassen. Das wäre mit Sicherheit besser. Sie müssen wissen, mit dem Restaurant zusammen sind es vierzig Vollzeitstellen. Die Angestellten müssen jeden Monat ihren Lohn bekommen ... Selbstverständlich mache ich alles, damit es meiner Familie an nichts fehlt und wir ruhig in die Zukunft blicken können ... Zukunft ... Gibt es überhaupt eine für uns?»
    «Heute Morgen fragte ich unseren Staatsanwalt, ob sich die Entführer bei ihm gemeldet haben. Ich möchte Ihnen nun die gleiche Frage stellen.»
    «Leider nicht. Das Schlimmste ist diese Ungewissheit, Frau Kupfer. Ich ...», seine Stimme brach ab.
    Sie liessen einen in sich zusammengesunkenen Lukas Doppler zurück. Er war nicht einmal mehr ein Schatten seiner selbst. Das Ausmass dieser persönlichen Tragödie konnte man nur erahnen, nicht aber nachvollziehen. Nein, dafür bedurfte es der eigenen Betroffenheit. Und das war niemandem zu wünschen. Im Le Plaza tranken sie eine Cola. Gedankenversunken spielte der Kommissär mit seinem Glas.
    «He, pass doch auf! Du verschüttest noch alles.»
    «Wie? ... Ach so. Das beruhigt mich und ich kann mich besser konzentrieren.»
    «Na prima. Mich macht es hingegen ziemlich nervös.»
    «Glaubst du, an der Geschichte ist was dran? Will sich tatsächlich jemand am

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