Die Tränen der Justitia (German Edition)
faul wie du … Es tut mir leid, Monika, aber ich möchte jetzt nach Hause.»
«Meinst du nicht …»
«Wenn du bleiben willst, Hilde, bitte. Tu dir keinen Zwang an. Meine Entscheidung steht auf jeden Fall fest.»
Es dauerte beinahe eine halbe Stunde, bis sich die Gemüter beruhigt hatten. Mit einem gut schweizerischen Kompromiss wurde der Mäusekrieg beendet. Die drei Damen zogen sich in den Wintergarten zurück, um eine Partie Canasta zu spielen, derweil Ferrari eine Mausefalle aufstellen könnte, wie Martha bissig bemerkte. Von wegen, ich nutze die Gunst der Stunde und mache mich auf den Weg. Jetzt schlägt die rot-blaue Stunde der Wahrheit. Wo bleibt nur Nikki?
«Sorry, Paps. Es ist ein gigantischer Verkehr.»
«Kein Problem. Bist du bereit für das Spiel aller Spiele?»
«Und ob. Die putzen wir weg!»
Die nächsten neunzig Minuten gehörten ganz und gar dem Fussball. Diese Musik, diese Stimmung im St. Jakob-Park, das war einfach unbeschreiblich. Dann, in der zwölften Minute, geschah es. Nach einem Eckball von Lampards brachte Victor Moses mit dem Kopf die Engländer in Führung. Doch der FC Basel reagierte und legte einen Zahn zu. In der Folge kamen beide Mannschaften zu guten Möglichkeiten. Valentin Stocker traf gleich zweimal den Pfosten, einmal vor und dann kurz nach der Pause. Jetzt dominierte der FCB sogar zeitweise das Geschehen und suchte energisch den Ausgleich. Die Schlussphase hätte nicht dramatischer verlaufen können. Wiederum stand Valentin Stocker im Zentrum des Geschehens. Nach einem Zweikampf mit César Azpilicueta im gegnerischen Strafraum zeigte der Unparteiische auf den Penaltypunkt. Sechsunddreissigtausend Zuschauer hielten den Atem an. Sekunden später ging ein Aufschrei der Erleichterung durch die Menge, Fabian Schär verwandelte souverän zum Ausgleich. Das war in der 87. Minute. Nun folgte die Nachspielzeit, in der schon so vieles geschehen war … Leider auch am heutigen Abend, dem unvergesslichen 25. April 2013. Chelsea griff energisch an und es war David Luiz, der in der dritten Minute der Nachspielzeit den Siegtreffer erzielte. Das war hart, wenngleich nicht unverdient. Ferrari und Nikki erhoben sich. Wir haben uns gut geschlagen, sehr gut sogar. Und so ging der Kommissär trotz der Niederlage mit stolzer Brust nach Hause.
8. Kapitel
Ein unvergesslicher Fussballabend wich einem Morgen des Zorns.
«Das hast du prima hingekriegt!»
«Ich … also bitte. Ich war die Geduld in Person und überaus höflich. Zudem, wer terrorisiert uns jedes Mal?»
«Sie ist eine ältere Dame. Du könntest ihr durchaus mit etwas mehr Respekt begegnen.»
«Dass ich nicht lache. Sie ist eine alte Schreckschraube.»
«Francesco!»
«Eine die ganze Welt terrorisierende Spinatwachtel.»
«Wer ist eine Spinatwachtel?», Nikki trat in die Küche.
«Deine Grossmutter.»
«Zu mir ist sie eigentlich immer lieb.»
«Du bist ja auch nicht ihr Sohn, sondern das verhätschelte Grosskind.»
«Lenk ja nicht ab, Francesco. Was ist jetzt mit der Maus?»
«Welche Maus?»
«Puma hat eine Maus angeschleppt, die gestern Abend im Esszimmer herumspazierte.»
«Oh, wie herzig! Das hast du mir gestern am Match gar nicht erzählt. Ihr habt sie aber hoffentlich nicht getötet.»
«Keine Sorge. Deinem Vater war es vollkommen egal und ich musste mir eine halbe Stunde lang den Mund fusslig reden, damit Martha blieb.»
«Wär sie doch gegangen.»
«Francesco!»
«Was denn? Wünschen und träumen darf man wohl noch. Das ist doch alles nur Show. Die würde selbst, wenn ein ganzer Mausezirkus vor ihr tanzt, nicht gehen. Meine Mutter will nur eines, im Mittelpunkt stehen, und dafür tut sie fast alles. Sei es eine Maus erfinden, einen Migräneanfall vortäuschen und vieles mehr.»
«Und wo ist jetzt das Mäuschen?»
«Irgendwo. Unter dem Sofa, unter einem Schrank. Dein Herr Papa wollte ja partout die Maus nicht fangen.»
«Damit du Grossmama ein für alle Mal los wirst?»
«Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, aber das ist ihm nicht gelungen. Sie ist geblieben.»
«Na bitte. Somit sind wir alle glücklich und wenn sie nicht gestorben ist, terrorisiert sie uns beim nächsten Besuch mit einer neuen Spinnerei.»
«Du rufst heute deine Mutter an und entschuldigst dich für dein Benehmen.»
Darauf kannst du lange warten. Sie soll doch in ihrem Oberwil oder in Ascona bleiben oder am besten dort, wo der Pfeffer wächst. Ich werde das schön aussitzen. Manche Probleme lösen sich so ganz von allein.
«Ihr
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