Die Tränen der Justitia (German Edition)
Supermacho. Den verlässt man nicht so einfach. Das habe ich Monika auch schon gesagt. Da kann sich Viviane auf etwas gefasst machen.»
«Und das sagst du einfach so, ohne mit der Wimper zu zucken?!»
«Weil es die Wahrheit ist.»
«Dann ist es ja gut, dass ich mit Kern darüber gesprochen habe.»
«Und was ist dabei herausgekommen?»
«Viviane soll morgen früh eine Anzeige machen. Wie es scheint, ist Kern ziemlich ausgelastet. Mitte nächster Woche beginnt der Prozess gegen den Schlitzer vom Münster.»
«Furchtbarer Mord! Dann zieht Viviane die Sache tatsächlich durch?»
«Auf absolut seriöse Art.»
Und das aus dem Mund einer Irren. Dass ich das noch erleben darf, Monika und Nadine halten sich an den Buchstaben des Gesetzes. Es geschehen eben doch noch Zeichen und Wunder.
«Zumindest am Anfang. Wenns nicht klappt, können wir immer noch andere Saiten aufziehen.»
Das war sie wieder, die Realität. Hart und keineswegs herzlich.
7. Kapitel
Trotz heftigem Aktionismus der Polizei fehlte von Lena weiterhin jede Spur. Big Georg liess bewusst Razzien im Rotlichtmilieu durchführen, was bereits eine gewisse Wirkung zeigte. Ein bekannter Beizer, dem mehrere Nachtlokale gehörten, fragte genervt an, ob die unsinnigen Razzien im Zusammenhang mit dem entführten Kind stünden. Bei einer früheren Entführung war Georg mit Erfolg nach der gleichen Methode vorgegangen. Die entnervte Rotlichtszene begann damals selbst zu ermitteln, damit endlich wieder Ruhe einkehrte. Zu viel Polizei im Milieu schadete nämlich dem Geschäft erheblich. Ein anonymer Anruf führte dann zur Befreiung der Geisel, aber bei Lena schienen Georgs Bemühungen keine Früchte zu tragen.
«Ich kenne weder diesen Kurz noch diesen Geisser. Doch das sollte kein Problem sein, die aufzutreiben. Das machen wir mit links», versicherte Big Georg.
«Kannst du uns den Namen von dem Beizer geben, der dich damals angerufen hat? Vielleicht können wir den noch brauchen.»
«Mark Hotz. Ihm gehört unter anderem das Twingo in der Rheingasse. Von dort aus regiert er sein kleines Imperium. Ich melde mich, wenn wir einen der beiden oder beide aufgetrieben haben.»
«Sag mal, Georg, ist Borer an einem Fall, den wir nicht kennen?»
«Komische Frage, Francesco … Ah, jetzt begreife ich. Du glaubst, dass ihn jemand erpresst. Ich muss euch leider enttäuschen. Nur Kleinkram. Im Moment ist nicht viel los, aber ich überprüfe das. Erna und ich sind heute Abend beim Ersten Staatsanwalt zum Essen eingeladen, dem fühle ich auf den Zahn.»
«Bitte diskret. Wenn Borer einen grösseren Fisch an der Angel hat, wollen wir ihn nicht unnötig aufscheuchen.»
«Ich schaue morgen kurz vor Mittag bei euch rein.»
«Sehr gut. Danke.»
«Übrigens, die Suche nach Kurz und Geisser dauert nicht bis morgen. Wenn die zwei hier in Basel sind, könnt ihr praktisch auf meinen Anruf warten.»
Gesagt, getan. Auf Big Georg war Verlass. Willi Kurz, anscheinend arbeitslos, hing vor allem in einem Restaurant am Barfi herum, wenn er nicht gerade seinen Rausch in seiner Wohnung im St. Johann ausschlief. Reto Geisser arbeitete als Aufpasser in einem Nachtclub beim Claraplatz. Georg warnte noch, dass mit diesem Geisser nicht zu spassen sei. Auf Bewährung draussen, gab es bereits mehrere Anzeigen gegen ihn. Alle von Personen, die in den Nachtclub wollten, aber nicht hineingelassen wurden. Der Nachtclubbesitzer hatte die Sache jeweils unter der Hand geregelt, sodass die Anzeigen wieder zurückgezogen worden waren.
«Welcher hat Familie?»
«Geisser. Wieso?»
«Der ist Heller mehr verpflichtet als der andere. Wo wohnt er?»
«An der Laufenburgerstrasse.»
«Wo ist denn die?»
«Beim Eglisee. Ich sehe, du kennst deine Stadt ja in- und auswendig.»
«Hm. Wen nehmen wir uns zuerst vor?»
«Klopfen wir mal bei Willi an.»
Willi Kurz sass ganz hinten in einer Ecke allein an einem runden Tisch.
«Mann, der sieht aber hacke aus, Francesco.»
«Ist er auch.»
Ferrari fragte, ob sie sich setzen dürften.
«Verschwindet! Die halbe Beiz ist leer.»
«Wir möchten uns aber gern zu Ihnen setzen, Herr Kurz!», säuselte Nadine.
«Ihr seid von der Schmier!»
«Wie kommen Sie darauf?»
«Ich rieche euch Dreckspack schon aus hundert Metern. Was wollt ihr?»
«Ihnen einige Fragen stellen und schon sind wir wieder weg.»
«Da ich euch Gesindel sowieso nicht loswerde, könnt ihr euch auch setzen. Gegen euch habe ich keine Chance. Wenn ich hier nicht antworte, schleppt ihr mich in den
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