Die Tränen der Justitia (German Edition)
Waaghof. Lumpenpack, verdammtes … He, noch ein Bier! … Die Herrschaften zahlen … Also, was steht an?»
Kurz leerte das halbe Glas in einem Zug und rülpste. Nadine verzog angewidert das Gesicht.
«Wir möchten mit Ihnen über Franz Heller reden», begann sie das Gespräch.
«Über Franz?», seine Augen funkelten gefährlich. «Franz ist der Einzige, auf den Verlass ist. Ohne ihn hätte ich mir längst eine Kugel durch den Grind gejagt. Hör zu, du Schnepfe! Wag es ja nicht, über Franz zu lästern.»
Er packte Nadine an der Bluse. Blitzschnell schlug sie seinen Arm weg und rückte von ihm ab.
«Sie sollten meine Kollegin in Ruhe lassen, Herr Kurz.»
«Ach ja … Willst du dich mit mir anlegen?»
«Nur wenns sein muss. Ich warne Sie, Herr Kurz, Sie ziehen den Kürzeren!»
«Drohen … drohen … das habt ihr drauf. Acht Jahre lang musste ich mir drohen lassen. Damit ist Schluss. Ich bin jetzt ein freier Bürger … He, noch ein Bier!»
«Von mir aus können Sie noch zehn Bier trinken, solange Sie unsere Fragen beantworten.»
«Der Deal gilt! … He, die Bullensau spendet mir zehn Bier! … Aber über Heller erfährst du nichts, der ist in Ordnung. Hat zwar seine Alte vergiftet, doch die war selbst Schuld.»
«Wieso?»
«Ging ihm grausam auf den Sack.»
Na ja, das ist natürlich schon ein triftiger Grund, seine Partnerin langsam in die Ewigkeit zu befördern. Wenn das jeder täte, wäre die Menschheit wohl bald ausgestorben.
«Unterstützt er dich noch immer?», schaltete sich Nadine wieder ein. Das höfliche Sie war einem jovialen Du gewichen.
«Von euch kriege ich ja nichts und Sozialhilfe reicht nicht zum Leben. Obendrauf bekommt man eine Moralpredigt. Echt krass. Die Stinkstiefel sollten selbst mal in meiner Lage sein. Dann wüssten sie, was es heisst, um ein paar Franken zu betteln … Franz bezahlt meine Wohnung und gibt mir jeden Monat ein Taschengeld. Für den mache ich alles … Genau!» Er stand auf und erhob sein Glas. «Auf Franz!» Ruckartig liess er sich wieder auf seinen Stuhl plumpsen und schüttete dabei das halbe Glas über sein Hemd.
«Scheisse! … Das zählt nicht. Du schuldest mir noch acht Bier … Für Franz mache ich alles. Ich bring sogar seine neue Alte um, wenn er es will», lallte Kurz.
«Komm, Francesco, wir gehen. Das bringt nichts.»
«Ha! … Passt dir nicht, dass wir zusammenhalten … und nicht nur wegen der Kohle. Der Franz, das ist ein feiner Mensch. Der lässt seine Freunde nicht hängen … und intelligent ist er … Allen hier», er stand schwankend auf, «allen überlegen, ihr verdammten Arschlöcher! Ein richtiges Genie ist der Franz.»
«Jetzt übertreiben Sie masslos. Heller ist alles andere als ein Genie.»
Kurz versuchte, Ferrari zu packen, doch der drückte ihn wortlos auf den Stuhl zurück.
«Ist er doch! Wenn der etwas einfädelt, hats Hand und Fuss. ‹Willi›, sagte er, ‹Willi, jetzt komme ich bald raus und dann Gnade Gott jenen, die mir das angetan haben. Sie werden leiden, leiden und nochmals leiden und gar nicht wissen, wem sie das zu verdanken haben.› Ja, ja … der Franz, das ist ein Siebensiech! Dass ihr den überhaupt erwischt habt, begreife ich nicht. Auf den Franz, auf den lass ich nichts kommen!»
Kopfschüttelnd erhob sich Ferrari und bezahlte.
«Lassen Sie sich nicht übers Ohr hauen, Kurz. Sie kriegen jetzt noch acht Stangen. Wohl bekomms.»
«Scheissbulle!»
«Franz Heller sinnt wirklich auf Rache und er will seine Opfer leiden sehen.»
«Das passt. Er rächt sich an Borer, indem er ihn dort trifft, wo es ihn am meisten schmerzt.»
«Bloss, wo ist Lena?»
«Er wird es uns nicht verraten. Eine Scheisssituation. Da müssen wir ganz vorsichtig rangehen.»
«Ja, vorsichtig und äusserst clever wie in einer Schachpartie. Und da ist Heller gemäss dem Gefängnisdirektor ein Meister. Lass uns für heute Schluss machen. Wir haben noch Besuch, die Mütter kommen. Leider …»
«Das ist doch schön.»
«Wie mans nimmt. Der Zeitpunkt könnte nicht schlechter sein. Falls du es vergessen hast, heute schreiben wir Geschichte.»
«Wie Geschichte? Ich verstehe nur Bahnhof.»
Der Kommissär schüttelte den Kopf. Wie konnte man nur so ignorant sein.
«In gut drei Stunden spielen wir gegen Chelsea. Eigentlich wollte ich ja mit Monika und Nikki zum Spiel, doch die lieben Mütter fanden nur heute Zeit für ihren ehrenwerten Besuch. Irgendwie typisch. Die Welt scheint sich nur um sie zu drehen.»
«Und jetzt bleibst du zu
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