Die Tränen der Justitia (German Edition)
musste lachen. Geisser spielte auf eine Situation an, die einige Jahre zurücklag. Damals trat Nadine einem Zuhälter mit ihrem spitzen Stiefel in den Unterleib.
«Und wie ich den habe, doch bleiben wir beim Thema. Heller ist zu Hause und gibt offen zu, dass er Staatsanwalt Borer vernichten will, was wir verhindern möchten.»
«Und was geht das mich an?»
«Sie sollen uns erklären, wie Sie zu Heller stehen.»
«Wir sehen uns regelmässig. Franz ist ein guter … ein sehr guter Freund. Ohne ihn wäre meine Familie in der Gosse gelandet. Dank seiner Unterstützung konnte meine Frau mit unseren beiden Jungs sorgenfrei leben und mir fiel die Zeit im Knast leichter. Sonst noch eine Frage?»
«Erledigen Sie die Drecksarbeit für Heller?»
«Wie meinen Sie das?», Geissers Blick verfinsterte sich.
«Na ja. Da gibts sicher einiges aufzuarbeiten. Wie Sie selbst sagen, stehen Sie in Hellers Schuld.»
Geisser ging langsam auf Nadine zu.
«Du riskierst eine grosse Lippe, Puppe.»
«Da kriege ich ja richtig Angst. Also, was ist jetzt? Sind Sie für die Drecksarbeit zuständig oder nicht?»
Ferrari stellte sich vor seine Kollegin. Diese Situationen kannte er langsam zur Genüge.
«Aus dem Weg, Kleiner, oder es erwischt dich auch.»
«Kann durchaus sein, aber Sie sollten sich Ihre nächsten Schritte gut überlegen. Sie sind auf Bewährung draussen. Wollen Sie sich das wirklich antun?»
Geisser zögerte. Dann trat er einige Schritte zurück.
«Hör auf, mich zu provozieren, Puppe. Sonst schlage ich dir deine hübsche Larve ein. Die Bewährung ist mir scheissegal. Ist das klar?»
«Vollkommen. Und wie stehts jetzt mit einer Antwort?»
«Franz verlangt nichts von mir, ob du es glaubst oder nicht. Er braucht keinen Handlanger. Wenn es etwas zu erledigen gibt, dann macht er das selbst.»
«Kennen Sie einen Anton Kaltenbach?»
«Eine schreckliche Figur, ein harmloser Spinner, der jeden Abend vor dem Club auftaucht. Ich musste ihm den Tarif erklären. Seither geht er auf Distanz, aber das Arschloch nervt schon.»
«Sind Sie jeden Abend im Club?»
«Im Moment stehe ich vor der Tür. Das ist ein Scheissjob, echt krass. Früher stand Johnny draussen und ich bin nur raus, wenn er Verstärkung brauchte. Doch der Idiot ist weg. Sobald wir einen Neuen haben, kann ich wieder drinnen für Ruhe sorgen. Wars das jetzt?»
«Fürs Erste.»
Nadine ging an Geisser vorbei, der sie absichtlich in die Arme des Kommissärs checkte.
«Sorry!»
Nadine zögerte nicht den Bruchteil einer Sekunde und wollte auf den Bodybuilder losgehen, doch Ferrari hielt sie zurück.
«Ziemlich impulsiv, Ihre Partnerin!»
Der Kommissär musste seine ganze Kraft aufwenden, um Nadine aus der Wohnung zu zerren.
«Lass mich sofort los», schrie sie zappelnd.
«Nur, wenn du vernünftig bist.»
«Lass mich los … ich reiss mich zusammen, versprochen … he, spinnst du?!»
«Die Frage kann ich dir stellen. Legst dich mit einem durchtrainierten Riesen an. Du hast wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank.»
«Und du bist ein Weichei! Statt mich zu verteidigen, klammerst du dich an mir fest.»
«Was soll der Mist? Der Typ gab dir überhaupt keinen Grund, ihn zu provozieren. Aber du haust wieder einmal voll mit dem Holzhammer drauf.»
Wortlos liess Nadine den Kommissär stehen. Erst auf der Strasse holte er sie wieder ein.
«Was ist los mit dir, Nadine?», keuchte Ferrari.
«Ach, verdammte Scheisse! Ich kann solche Arschlöcher nicht ausstehen. Ich musste an Viviane denken, an das, was sie dem Staatsanwalt über Röbi erzählt hat.»
«Deinem Freund Fabian!»
«Ja, Fabian. Stört es dich?»
«Wieso sollte es?»
«Keine Ahnung, es klang nur so. Röbi schlägt Viviane seit Jahren. So ein verdammter Drecksack. Genauso stelle ich mir diesen Geisser vor. Ein Macho-Arschloch … Sorry, mir sind die Zügel entglitten.»
«Schon vergessen. Den Weg hätten wir uns übrigens sparen können. Geisser ist intelligenter, als es auf Anhieb den Anschein macht. Wenn er wirklich die Drecksarbeit für Heller erledigt, wird es nicht leicht sein, ihm das nachzuweisen oder ihn in flagranti zu erwischen.»
«So ein Mist! Ich habs versaut.»
«Ach was. Der weiss nichts von der Entführung. Als er nach Heller fragte, zog er keine Show ab. Er dachte tatsächlich, dass wir ihn wieder eingebuchtet hätten. Seine Überraschung war echt.»
«Und jetzt?»
«Fragen wir Marcel Wiedmer, weshalb Lukas und er aneinandergeraten sind.»
Der Freund von Lukas Doppler war noch immer
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