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Die Tränen der Justitia (German Edition)

Die Tränen der Justitia (German Edition)

Titel: Die Tränen der Justitia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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Würde verabschiedet. Und welche Schweizer Mannschaft kann von sich behaupten, erst gegen einen Champions-League-Sieger aus dem Wettbewerb gekippt worden zu sein? Eben.
    «Und, wie haben sie gespielt?»
    «Verloren. Und ich damit zwanzig Franken.»
    «Yeah!»
    «Was gibts da zu jubeln?»
    «Ich habe gewonnen!»
    «Du?»
    «Ja, ich habe auf Chelsea gesetzt. Die Quote war zwar miserabel, aber immerhin.»
    «Hm!»
    Jetzt kommts dann, der längst fällige Anschiss des Tages. Wobei, sie benimmt sich ganz normal. Da ist doch was faul! Keine Vorwürfe, kein Wutanfall, nichts. Sie geht einfach zum Tagesgeschäft über. Das gefällt mir gar nicht. Vielleicht bereitet sie ihre Rache heimlich vor, fällt plötzlich aus dem Nichts über mich her. Wie ein Vampir.
    «Wie gehts dir, Francesco?»
    Wie es mir geht? Wann hat sie diese Frage zum letzten Mal gestellt? Vor Jahren. Aber ich falle nicht auf die Säuseltante rein und ich trete heute auch ganz bestimmt nicht in ein Fettnäpfchen. Ich bin so was von auf der Hut!
    «Doch … doch es geht mir gut. Und dir?»
    «Ebenfalls. Sind Georgs Leute unterwegs?»
    «Wie … ja, das Kommando ist weg. Ich denke, dass wir mit dem Verhör in einer Stunde beginnen können.»
    Hier irrte der Kommissär. Die Vögel hatten ihr Nest verlassen und niemand wusste wohin. Die Überwachung abzuziehen, entpuppte sich als grober Fehler. Ärgerlich! Georg vermutete, dass sie mit einem Mercedes-Sportwagen unterwegs waren, und leitete sofort eine Grossfahndung ein.
    «Geissers zweiter Besuch war wohl einer zu viel. Dumm ist der Drecksack nicht.»
    «Könnt ihr herausfinden, ob Heller eine Zweitwohnung besitzt?»
    «Wir fragen bei der Steuerbehörde nach, Nadine. Wenn er sie deklariert, kriegen wir es heraus.»
    Nach einer Stunde war klar: Heller besass sogar zwei Chalets, eines im Wallis und eines in Graubünden.
    «Beide am Arsch der Welt, Francesco. Ich will gar nicht wissen, was er dort immer treibt. Folterkammer im Keller und so.»
    «Jetzt, wo du es sagst, der Gefängnisdirektor bewunderte sein Schachtalent, meinte aber Hellers Literaturgeschmack liesse zu wünschen übrig.»
    «Was las er denn so?»
    «Vorwiegend Biografien über Schwerverbrecher, von Jack the Ripper bis zum SS-Schlächter Mengele.»
    «Passt zu dem Schwein. Der ist mit Lena abgehauen, hoffentlich wirklich in eines seiner Chalets. Wir haben die Kollegen eingeschaltet. Wenn er in einem seiner Häuser auftaucht, schnappen sie ihn. Er hätte seine Chalets auch woanders bauen können.»
    «Warum?»
    «Der Bündner ging ja noch, aber der Dialekt unseres Walliser Kollegen war kaum zu verstehen. Ich musste ihn bitten, langsam zu reden.»
    «Tja, das ist halt die Dialektvielfalt unseres Landes.»
    Nadine und Ferrari suchten im Laufe des Vormittags eine Kommissärin für Wirtschaftsdelikte auf und schilderten ihr die Befürchtungen von Jack Lustig.
    «Jetzt ist es eben auch bei uns so weit. In Deutschland, England und Italien gehören die Wettskandale inzwischen zum Alltag. Zuerst waren es nur Fussballwetten in den Topligen, inzwischen sind die Gauner cleverer geworden. Sie nehmen sich die kleineren Ligen vor, setzen nicht mehr Riesenbeträge, sondern nur noch zehn-, zwanzig- oder dreissigtausend. Das fällt nicht so auf. Bei einer Quote von fünf zu eins wie am letzten Wochenende beim BHC bleibt immer noch eine anständige Summe hängen.»
    «Falls es sich hier um einen Wettbetrug handelt, wäre das euer erster Fall, Ursi?»
    «Vor zwei Monaten beantragte ein Staatsanwalt aus Bern Amtshilfe. Es ging um Fussballwetten. Keine Spiele der Super League, konkret handelt es sich um drei Fälle in der Challenge League, aber es verlief im Sand. Wir konnten nichts beweisen. Wie gesagt, die nehmen sich die Kleineren vor. Da fällt es nicht so auf, wenn der Torwart mal danebengreift oder ein Verteidiger ein Eigentor schiesst. Genau wie beim BHC.»
    «Was hältst du von Jack Lustig?»
    «Vom lustigen Jack? Er ist knallhart und hat zwei Eintreiber.»
    «Wirklich?»
    «Die nette Fassade täuscht, Francesco. Wir beziehungsweise Georgs Leute haben ihn drei oder vier Mal einkassiert. Wenn jemand bei Jack wettet, ist er gut beraten, auch zu bezahlen. Sonst brechen ihm seine Schergen schon mal die Nase oder einen Arm.»
    «Und er bezahlt immer prompt?»
    «Absolut. Er hat den Ruf eines seriösen Geschäftsmannes. Wenn du bei ihm eine Wette abschliesst, kannst du das Geld am Tag nach dem Anlass abholen. Allerdings setzt er oft Limits fest, das heisst, er

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