Die Tränen der Justitia (German Edition)
doch Hellers Freundin vornehmen. Aber es war nie die Rede davon, beide gleichzeitig festzunehmen. Wenn sie Lena haben und wenn sie noch lebt, dann gefährden wir nämlich ihr Leben. Wer gibt ihr zu essen, wer kümmert sich um die Kleine, wenn die beiden hier im Waaghof sitzen?»
«Das … Scheisse, daran habe ich nicht gedacht. Dann nehmen wir zuerst seine Tussi hoch.»
«Einverstanden. Sobald Kern den Haftbefehl ausstellt, holen wir sie ab. Und du kannst sie ausquetschen.»
Nadine schaute auf die Uhr.
«Mist! Ich bin zu spät. Kannst du mich zum Bottminger Schloss fahren?»
«Ich mit deinem Porsche? Warum fährst du nicht selbst?»
«Weil ich dann nichts trinken kann. Du kannst ihn bis morgen behalten, aber fahr ihn nicht zu Schrott.»
Ferrari genoss die Fahrt am Steuer des Sportwagens. Ein ganz anderes Gefühl als auf dem Beifahrersitz. Daran könnte ich mich gewöhnen.
«Du kannst mich hier rauslassen.»
«Das Bottminger Schloss …»
«Du sollst hier anhalten.»
Aha! Yvo ist zurück. Nein, meine Liebe, so nicht. Ich fahre dich genau in die Arme deines Lovers. Ferrari hielt auf dem Parkplatz des Schlosses. Den kenne ich doch!
«Hallo, Herr Ferrari!»
«Herr Wagner?»
Nadine stieg aus und schlug die Tür heftig zu.
«Wie gehts?»
«Gut, und Ihnen?»
«Auch gut. Viel zu tun. Hallo Nadine.»
Lutz Wagner, der Geschäftsführer eines Transportunternehmens, den Nadine und der Kommissär während eines früheren Falles kennengelernt hatten, küsste sie auf die Wange.
«Sorry, dass ich zu spät bin.»
«Kein Problem. Warte erst kurz.»
Ferrari winkte schmunzelnd und wollte gerade zurücksetzen, als Nadine ihm andeutete, nochmals das Fenster herunterzulassen.
«Das kriegst du zurück, Francesco! Doppelt und dreifach. Und wenn du ein Sterbenswörtchen davon Paps erzählst, bringe ich dich um!»
«Hm!»
Monika und Ferrari entschlossen sich spontan, den Abend mit einem gemütlichen Essen im Gasthof zum Rebstock in Muttenz ausklingen zu lassen.
«Bitte einsteigen, Madame. Ich habe keine Kosten gescheut, um Sie mit meinem Porsche entführen zu können.»
Ferrari öffnete Monika die Tür, verneigte sich galant und humpelte dann um den Wagen herum.
«Wow! Wie kommst du an Nadines Porsche?»
«Das und noch viel mehr erzähl ich dir beim Essen.»
Zwanzig Minuten später sassen sie beim Apéro. Hier waren wir früher oft. Eigentlich schade, dass wir das in letzter Zeit vernachlässigt haben.
«Warum sind wir eigentlich nie mehr hierhergekommen?», sinnierte Monika, als ob sie Ferraris Gedanken hätte lesen können.
«Ich weiss es nicht. Schon irgendwie komisch. Das war doch eines unserer Lieblingslokale.»
«Dass du mich deinem FCB und der Europa League vorziehst, kann ich fast nicht glauben. Heute ist doch das Rückspiel in London, oder?»
«Mir ist nicht nach Fussball. Ich bin froh, mit dir hier gemütlich zu essen.»
«Dein Fall beschäftigt dich sehr.»
«Ja, es ist alles so absurd und unverständlich, Lenas Entführung und Josefs Tod.»
Das Essen schmeckte ausgezeichnet, genau wie früher. Zum Glück gab es sie noch, diese Dinge auf Erden, die dem rasanten Wandel trotzten.
«Du wirst es mir nicht glauben, Monika, aber Nadine bat mich, sie zu einem Date ins Bottminger Schloss zu fahren. An der Kreuzung beim Kreisel in Bottmingen wollte sie rausspringen …»
«Doch das wollte der Herr Kommissär nicht, weil er dann nämlich das Date von Nadine nicht gesehen hätte.»
«Gut kombiniert», Ferrari lachte. «Ich fuhr sie also bis zum Schloss. Und jetzt kommts. Wen traf sie dort?»
«Du wirst es mir sicher gleich verraten.»
«Nicht Yvo, nicht Noldi, auch nicht Viviane, sondern … Lutz Wagner. Weisst du, den Geschäftsführer von Ines.»
«Nein!»
«Doch, ich schwörs. Das ist der, der keinen ganzen Satz rauskriegt, nur abgehackte Wortfetzen.»
«Vielleicht ist es auch nur ein Freund.»
«Blödsinn. Er hat sie geküsst und wie er sie anhimmelt! Ich hätte alles vermutet, aber auf den, nein, auf den wäre ich nie gekommen.»
«Sie ist sicher vor Begeisterung ausgeflippt, dass du ihn gesehen hast.»
«So ungefähr. Vermutlich bringt sie mich morgen um. Geniess also diesen Abend mit mir, es könnte unser letzter sein.»
18. Kapitel
Ferrari blätterte die Zeitung durch und las den Sportteil. Der FC Basel verlor das Rückspiel gegen Chelsea mit 1: 3. Da habe ich gestern nicht viel verpasst. Aber immerhin, zur Pause führten wir mit einem Tor! Salah sei Dank. Letztendlich haben wir uns mit
Weitere Kostenlose Bücher