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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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›das eine‹ definierst, Vater«, sagte er eisig und wandte sich ab.
    Michael, der nie mehr als eine Sonntagsschule besucht hatte, hätte das Wort »definieren« nicht erklären können. Allerdings machte ihm die Vernarrtheit seines Sohnes langsam Sorgen.
    »Ich frage mich, wie das enden soll …«, sagte er frustriert zu Lizzie, Haikina und ihrem Mann Hemi, die zum Essen heruntergekommen waren.
    Die beiden waren mit Patrick gut befreundet und hatten ihn sehen wollen – im Maori-Dorf war er schließlich seit seiner Hochzeit nicht mehr aufgetaucht. Über den Besuch hatte er sich nun sehr gefreut, allerdings ließ ihm Juliet kaum Zeit, mit seinen Freunden zu reden. Obwohl alle Englisch sprachen und sich redlich Mühe gaben, sie in die Unterhaltung einzubeziehen, gab sie nur kurze, mürrische Antworten. Sie hüllte sich, obwohl der Herbst in diesem Jahr recht warm war, in einen Schal, nippte nur am Wein und nahm lediglich Höflichkeitshappen von den Lammkoteletts, die Michael auf der Veranda vor dem Farmhaus grillte. Schließlich zog sie sich mit der Ausrede, sie habe Kopfschmerzen, zurück. Patrick reagierte besorgt und folgte ihr bald.
    »Es wird sich schon einspielen«, tröstete Haikina. »Er ist einfach blind verliebt, das kennt man doch, dass junge Paare ein paar Monate lang nicht voneinander lassen können …«
    »Nicht voneinander lassen?«, fragte Hemi. »Sie sagte Kopfschmerzen. Ist das nicht das pakeha -Wort für ›Heute lass ich dich ganz gewiss nicht ran‹?«
    Haikina und Michael lachten. Lizzie dagegen blickte starr und mit einem Ausdruck zwischen Wut und Trauer über das Tal vor ihrem Haus, den Wasserfall und den Bach.
    »Oh, es wird bald enden«, sagte sie schließlich. »Ihr braucht ihr doch nur ins Gesicht zu sehen. Sie hat diesen unsteten Blick. Es wird sehr bald enden. Und es wird Patrick das Herz brechen …«

KAPITEL 9
    Juliet freute sich an ihrem Klavier, aber sehr lange vermochte es sie nicht zu fesseln. Sie war keine Künstlerin, für die das Erarbeiten einer Komposition die Vervollkommnung eines Vortrags zum Selbstzweck werden konnte. Juliet lebte durch ihr Publikum, sie brauchte ein Gegenüber, dem sie mit ihrer Stimme schmeicheln, das sie aufwühlen und betören konnte. Patrick reichte ihr da nicht, der war ein zu kritikloser Bewunderer. Ob May mit ihren Fingerchen ziellos, aber vor Freude quietschend auf der Tastatur herumhämmerte oder Juliet einen ausgefeilten Vortrag zu Gehör brachte, schien ihm gänzlich egal zu sein, er begeisterte sich für beides gleichermaßen. Mrs. O’Grady erwies sich erst recht als Kunstbanausin, sie fand das Klavierspiel enervierend. Lediglich Randy schien gern zuzuhören, er pfiff beim Pferdeputzen lebhaft und falsch mit.
    Irgendwann erbarmten sich Heather und Chloé, nachdem Patrick sie schüchtern um Hilfe gebeten hatte. Sie luden wieder einmal zu einer Vernissage und baten Juliet um musikalische Begleitung.
    »Es passt auch«, bemerkte Chloé ihrer Mutter Claire gegenüber. »Mit der Ausstellung lehnen wir uns weit aus dem Fenster für das gute, alte Dunedin. Schönheit und Liebe   – Weibliche Aktmalerei . Wenn Juliet dazu ein bisschen das Klavier anstöhnt, macht das auch weiter nichts aus. Was meinst du, soll ich dem üblichen Publikum Einladungen schicken, oder machen wir es besser in einem kleineren Kreis?«
    Die Ausstellung machte natürlich Furore – Dunedin war zur einen Hälfte hingerissen, zur anderen schockiert, und das Presseecho war gewaltig. Zeitungen der gesamten Südinsel, von Christchurch bis zur Westküste, schickten Reporter vorbei, um über die Sache zu berichten. Die meisten waren natürlich Freiberufler, die öfter aus der Region Otago berichteten, aber ein Blatt aus Queenstown sandte den Leiter seines Kulturressorts. Das war allerdings Zufall, der Mann weilte aus familiären Gründen gerade in Dunedin. Nun begeisterte er sich für die Ausstellung – und mehr noch für Juliet, die das Klavier natürlich nicht »anstöhnte«, sondern einwandfreien New Orleans Blues vortrug. Sie trug eins ihrer älteren Kleider, in das sie sich hatte hineinhungern müssen, aber ihr Anblick in dem roten, sehr engen Teil mit dem raffiniert geschnittenen tiefen Ausschnitt, war grandios.
    Pit Frazer, der Journalist, wich ihr auch nach dem Auftritt nicht von der Seite, was nicht schwer war, da Juliet zu Patrick Abstand hielt. Rosie, die als Kindermädchen engagiert gewesen war, hatte vor Mays anhaltendem Geschrei kapituliert. Die junge Frau

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