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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Doortje starrköpfig. »Er dürfte nicht hier sein!«
    Kevin hatte den kleinen Jungen inzwischen entkleidet und begann, ihn zu waschen. Kaltes Essigwasser brachte Erleichterung, man konnte auch Wadenwickel versuchen. Und vor allem brauchte er Flüssigkeit, die Durchfälle trockneten den Körper aus.
    »Cornelis Pienaar ist nicht freiwillig hier. Er wurde gefangen genommen«, setzte Kevin an und warf einen Blick auf das Thermometer. Über vierzig Grad Fieber …
    Doortje warf den Kopf zurück. Der weiche Ausdruck war aus ihrem Gesicht geschwunden, sie war wieder ganz die kämpferische Burin.
    »Und damit hat er versagt! Mein Vater wurde nicht gefangen genommen. Martinus DeGroot wurde nicht gefangen genommen …«
    »Nein!«, brach es aus Kevin heraus. Er liebte Doortje, aber ihre Verbohrtheit führte ihn manchmal an den Rand seiner Beherrschung – und jetzt darüber hinaus. »Ihr Vater und Ihr Verlobter, Doortje, wurden erschossen. Tut mir leid, dass Sie es so erfahren und jetzt und hier, aber es gibt keinen Zweifel. Als Martinus starb, war ich dabei. Von Ihrem Vater weiß ich nur, dass er tot ist, bezüglich der Umstände müssen Sie Cornelis fragen. Aber Martinus DeGroot starb nicht im Kampf. Er hatte sich bereits ergeben, doch ein übereifriger Kommandant ließ auf die Gefangenen schießen. Dr. Taylor, Dr. Tracy undich haben dagegen protestiert, aber wir konnten nicht erreichen, dass die Schuldigen bestraft wurden. Deshalb bin ich jetzt hier, ich habe den Dienst quittiert. Unter Protest. Aber das werden Sie mir wahrscheinlich nicht glauben. Sie werden mich und die Briten jetzt noch viel mehr hassen, und ich verstehe Sie sogar. Aber Ihren Vetter sollten Sie nicht hassen, es war reiner Zufall, dass er mit dem Leben davonkam. Und nun helfen Sie mir und halten Sie die Lampe, ich werde Ihren Bruder jetzt in ein Krankenbett legen und ihm künstlich Flüssigkeit zuführen, weil er wahrscheinlich nicht mehr trinken mag.«
    »Seit zwei Tagen«, gab Doortje flüsternd Auskunft. Ihre Stimme war völlig tonlos, aus ihrem Gesicht war jegliche Farbe gewichen. »Mein Vater ist tot … und Martinus …«
    »… wurde beim Versuch, eine Eisenbahnlinie zu sprengen, gefangen genommen und erschossen«, wiederholte Kevin. Er begann jetzt schon, sich schuldig zu fühlen. So hätte diese Eröffnung auf keinen Fall erfolgen dürfen! »Es tut mir wirklich leid, Doortje. Aber Sie müssen einsehen, dass es keinen Zweck hat, weiterzukämpfen. Und bitte sperren Sie sich nicht gegen die Behandlung Ihres Bruders in diesem Hospital. Er wird vielleicht neben einem schwarzen Kind in einem Bett liegen, aber dieses Kind färbt nicht ab. Typhus dagegen ist ansteckend, Ihr anderer Bruder und Ihre Mutter können ebenso erkranken, wenn sie nicht schon erkrankt sind.«
    Doortjes Schweigen sprach Bände. Anscheinend war sie die Einzige aus ihrer Familie, die noch gesund war.
    Kevin seufzte und hob den kleinen Jungen auf. »Ich bringe ihn jetzt in ein Krankenzimmer und lege die Infusion an. Dann ist Mees vorerst versorgt. Sie können bei ihm bleiben, ihm kühlende Umschläge machen und ihn reinigen, wenn er weiter Durchfall hat. Aber Sie können das auch Sophia überlassen.« Er wies auf eine der schwarzen Helferinnen, die gerade eintrat, korrekt gekleidet, mit sauberer Schwesternschürze und ordentlich aufgestecktem Haar. »Gehen Sie besser zurück in Ihr Zelt und holen Ihren anderen Bruder und möglichst auch gleich Ihre Mutter her, vielleicht … vielleicht können wir wenigstens die noch retten.« Kevin biss sich auf die Lippen. Auch das war natürlich ein Fehler gewesen, er hätte nicht sagen sollen, wie schlecht es um Mees stand. Aber andererseits – er wollte Doortje nicht mehr belügen. Kevin sah der jungen Frau direkt in die Augen. »Ich werde alles Menschenmögliche tun, um Mees am Leben zu erhalten. Aber ich kann nichts versprechen. Sie sollten für ihn beten.«
    »Auf einmal?«, fragte Doortje erstickt. »Was ist mit den Wundern der modernen Medizin?«
    Kevin seufzte. »Die Erfahrung zeigt, dass sich das Gebet und die moderne Medizin sehr gut ergänzen«, bemerkte er. »Wie war das noch? Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Das müsste doch eigentlich auch zur Philosophie der Voortrekker passen … Also gehen Sie jetzt? Oder misstrauen Sie Sophia und mir?«
    Doortje schluckte. Dann ging sie schweigend hinaus.
    Kevin selbst betete in dieser Nacht so inbrünstig wie noch nie in seinem Leben, aber es half nichts, der kleine Mees verfiel

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