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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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fahrig die Bänder der vom Krankenhaus geliehenen Schwesternschürze lösten und versuchten, ihre Haube geradezurücken, verriet ihren Schmerz. »Dann gehe ich mal«, flüsterte sie.
    Kevin kämpfte wieder mit dem Wunsch, sie an sich zu ziehen. »Doortje, ich habe getan, was ich konnte. Ich habe … ich hab auch gebetet …«
    Er meinte, den Anflug von Wärme in ihren Augen zu sehen.
    »Ich weiß«, sagte sie leise. »Vielen … vielen Dank.«

KAPITEL 11
    Roberta wurde die Zugfahrt nach Karenstad lang, obwohl der Blick aus dem Fenster beeindruckend blieb und Daisy und Jenny vergnügt miteinander plauderten. Aber Roberta konnte kaum glauben, dass sich die Reise jetzt ihrem Ende näherte – und dass sie nur noch kurze Zeit vom Wiedersehen mit Kevin Drury trennte. Das Ganze erschien ihr ohnehin wie ein Wunder, bisher war alles viel zu einfach gewesen. Und nun würde sie mit ihm zusammenarbeiten – als einzige Neuseeländerin im Lager, natürlich abgesehen von Jenny und Daisy. Aber im Vergleich zu einer Juliet LaBree waren die beiden wirklich keine Konkurrenz. Kevin würde Roberta unzweifelhaft bemerken, er würde mit ihr reden, sie kennenlernen – und sich vielleicht in sie verlieben.
    Robertas Herz klopfte heftig, wenn sie nur daran dachte. Aber ein bisschen mulmig war ihr auch zumute. Sie hatte Kevin so lange nicht gesehen – womöglich hatten ihre Gefühle für ihn sich inzwischen verändert. Vielleicht würde sie dieses Brennen in der Brust gar nicht mehr spüren, wenn sie ihn ansah, vielleicht verursachte ihr der Klang seiner Stimme keine Gänsehaut mehr, und sie fühlte sich nicht mehr elektrisiert, wenn ihre Hand versehentlich die seine streifte. Immer wieder tastete sie nach dem Pferdchen in ihrer Tasche und hielt sich schließlich daran fest, als der Zug in Karenstad einfuhr. Ein hässlicher kleiner Ort, aber das hatte ihnen Lord Milners Sekretär auch schon gesagt. Tatsächlich hatte er den jungen Frauen dringendvon dem Lager abgeraten – es gab andere in wesentlich schönerer Umgebung, in denen weniger chaotische Zustände herrschen sollten. Das nach Emily Hobhouse’ Protesten eingesetzte Ladies’ Committee hatte hier schon einiges bewirkt, besonders in den größeren, zentraler gelegenen Lagern. Aber Roberta bestand natürlich auf Karenstad, und Daisy und Jenny zogen begeistert mit. Daisy hoffte auf eine Romanze, und Jenny hatte sowieso nie vorgehabt, es sich leicht zu machen. Sie war auch von der Nachricht erfreut, dass ein schwarzes Lager zu Karenstad gehörte.
    »Eine von uns wird mit den Weißen und die andere mit den Schwarzen arbeiten!«, erklärte sie jetzt entschlossen. »Und du, Roberta? Eröffnest du eine gemeinsame Schule für beide?«
    Roberta antwortete nicht, sie hatte darüber noch nicht nachgedacht. Wenn sie ehrlich sein sollte, dachte sie nur an Kevin Drury. Und nun sollte es also so weit sein. Der Zug hielt und … Roberta hoffte im Stillen, dass er sie vielleicht abholte. Als Lagerleiter war er doch für sie zuständig, vielleicht wollte er sie ja gleich selbst in Empfang nehmen und sich für die Spenden bedanken. Die Kisten waren bereits vorausgeschickt worden und sollten das Lager vor den Frauen erreicht haben. Aber jetzt, im letzten Moment, packte sie doch nackte Angst. Wenn er sich nicht freute, dass sie da war? Wenn er sie als aufdringlich empfand … Roberta trödelte mit ihrem Gepäck herum, während Daisy und Jenny schon zum Ausstieg drängten. Die Mädchen spähten neugierig hinaus.
    »He, ist das wohl dein Kevin?«, fragte Daisy und wies auf den Bahnsteig. »Der sieht ja mal gut aus! Schneidig in der Uniform. Obwohl … die Lager sind doch jetzt unter ziviler Leitung …«
    Daisy griff nach ihren Koffern. Und auch Roberta hatte es plötzlich eilig, aus dem Zug zu kommen. Nein, es ging nichtan, dass er zuerst mit Daisy und Jenny sprach. Sie durfte nicht schüchtern sein, sie …
    Roberta zupfte noch ein bisschen an ihrem eleganten, dunkelblauen Reisekostüm herum und trat dann entschlossen auf die Plattform. Kevin Drury erwartete sie allerdings nicht. Statt in dessen kantiges Abenteurergesicht schaute sie in ein lächelndes Antlitz mit freundlichen grauen Augen. Das schmale Gesicht des Mannes auf dem Bahnsteig war von kurzem, welligem blondem Haar umrahmt, und die vollen Augenbrauen und langen Wimpern ließen ihn gutmütig wirken. Sympathisch und männlich in der Khakiuniform, die einen schlanken, sehnigen Körper verbarg. Aber eindeutig nicht Kevin

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