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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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zusehends. Sophia bemühte sich nach Kräften um ihn, und am Morgen kam auch Nandé, um bei der Pflege zu helfen.
    »Mich kennt. Mit mich ruhiger!«, behauptete sie, und Kevin ließ sie gewähren, obwohl Mees längst zu krank war, um überhaupt jemanden zu erkennen.
    Zu seinem Entsetzen stand es um Thies, Doortjes zweiten Bruder, kaum besser. Doortje brachte ihn mithilfe zweier anderer Burenfrauen ins Hospital, allein hätte sie ihn nicht tragen können. Dr. Greenway, mit Typhus erfahrener als Kevin, schüttelte nur den Kopf, als er das Kind sah.
    »Da müsste schon ein Wunder geschehen, wenn wir denKleinen durchbringen«, meinte er. »Ein Jammer, da ringt sich endlich eine der Frauen dazu durch, sich helfen zu lassen, aber es ist zu spät.«
    Kevin weigerte sich, das zu glauben. Er kämpfte verzweifelt um das Leben der VanStout-Brüder, während Greenway sich um ein kleines Mädchen kümmerte, das eine der anderen Frauen mitgebracht hatte. Dies war der einzige Lichtblick des Tages, die kleine Wilhelmina war unterernährt und hustete, aber sie hatte noch keine Lungenentzündung und konnte sicher gesund werden. Greenway quartierte sie gemeinsam mit ihrer Mutter in einem der kleineren Krankenabteile ein, getrennt von den Schwarzen.
    »Und nun sollen doch auch bald diese weißen Krankenschwestern kommen, oder?«, fragte er Kevin gegen Mittag. »Wann war das noch mal?«
    Kevin war eben dabei, den Infusionsbeutel an Mees’ Bett zu erneuern. Doortje machte auf seine Anweisung hin Essigwickel. Sie sprach seit dem Morgen nicht mehr mit ihm. Ihr Gesicht war ausdruckslos und bleich. Kevin erfüllte das mit widerwilliger Bewunderung. Ihr Starrsinn machte ihn wahnsinnig, aber die Würde, mit der sie ihr Schicksal trug, war beeindruckend.
    Jetzt jedoch schrak er hoch. »Lieber Himmel ja, die Krankenschwestern! Sie kommen heute in Karenstad an, jemand muss sie vom Zug abholen. Aber ich kann jetzt unmöglich weg hier. Können Sie nicht …?«
    Greenway blickte skeptisch an sich hinunter. Sein Kittel war schmutzig, er selbst verschwitzt von der Arbeit in dem stickigen Zelt.
    »Ich müsste mich erst stadtfein machen«, bemerkte er. »Außerdem sagte mir Sophia eben, wir hätten drei neue Patientinnen. Die Burenfrauen geben endlich nach, sie bringen ihre Kinder.«
    Doortje fuhr auf. »Wir geben nicht nach, Doktor!«, sagtesie scharf. »Wir beugen uns nur der Gewalt. Allein in unserer Zeltreihe sind in den letzten Tagen zwölf Menschen gestorben. Wir können es nicht mehr mit ansehen. Ich hoffe, es freut Sie, unseren Stolz gebrochen zu haben.«
    Kevin setzte zu einer Erwiderung an, gab es dann jedoch auf. Er war es leid, sich zu wiederholen. Und hatte jetzt ja auch ein anderes Problem.
    »Ich rufe Vincent an«, meinte er und erhob sich seufzend. »Der beschwert sich zwar schon, dass er ständig für uns springen muss und kaum zu seiner eigenen Arbeit kommt. Aber vielleicht holt er ja gern mal ein paar Mädchen vom Zug ab, statt immer nur Pferden Einläufe zu verpassen.«
    Kevin mühte sich noch weitere zwei Stunden verzweifelt damit ab, Mees VanStout am Leben zu erhalten. Er versuchte, das Fieber zu senken, und gab herzstärkende Mittel und solche gegen den Durchfall. Dr. Greenway schüttelte den Kopf über die Verschwendung. Das Lagerkrankenhaus war immer knapp mit Medikamenten, und er hatte sich längst zur Gewohnheit gemacht, sie nicht an Sterbende auszugeben. Wenn ein Kranker im letzten Typhus-Stadium kam, hielt er ihn warm und sauber, beschränkte die Behandlung aber auf die Zufuhr von Flüssigkeit. Kevins Kampf sah er als sinnlos an und behielt natürlich Recht. Mees starb am Nachmittag in den Armen Nandés. Doortje kümmerte sich um Thies, der sie manchmal noch erkannte. Seine Krankheit nahm allerdings einen sehr raschen Verlauf, Greenway ging davon aus, dass er seinem Bruder noch am gleichen Tag folgen würde.
    »Hat jemand nach der Mutter gesehen?«, fragte der Arzt, als er den erschöpften Kevin von Mees’ Toten- zu Thies’ Krankenbett begleitete. »Eine der Nachbarinnen sagte, der ginge es auch sehr schlecht. Und sie verflucht ihre Tochter, weil sie nicht bei ihr ist.«
    Doortje hatte die letzten Worte gehört, strich Thies noch einmal übers Haar und erhob sich.
    »Ich gehe gleich zu ihr. Aber … es war ihre Entscheidung, ich … Wie … wie geht es Mees?« Sie brach nicht zusammen, als Kevin ihr die dritte Todesnachricht an einem Tag verkündete, und sie weinte auch nicht. Lediglich das Zittern ihrer Hände, die

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