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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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entschuldigte sich kurz bei Roberta und Jenny, weil sowohl die Schulbesprechung als auch der Ritt ins Lager der Schwarzen verschoben werden mussten, und trat dann sehr ruhig und gefasst vor die Frauen, die auf dem Friedhof hinter dem Hospital warteten. Die Versammlung reichte weit über den kleinen Platz hinaus – es sah aus, als wäre jeder zum Begräbnis der Bentje VanStout gekommen, der sich nur eben aus seinem Zelt hatte schleppen können. Doortje VanStout stand gefasst und mit versteinertem Gesicht vor den zwei kleinen Särgen und dem rasch grob zusammengehauenen Sarg ihrer Mutter. Der Lagertischler gab sich stets größte Mühe mit den Kindersärgen. Er kam zwar kaum nach, versuchte aber nach Kräften, den Kleinen wenigstens eine würdige Bestattung zu schenken. Der Mann, ein Lance Corporal, der seine Dienstzeit abgeleistet hatte und freiwillig geblieben war, um in den Lagern zu helfen, stand am Rand der Gruppe und hatte Tränen in den Augen. Er war ein gutmütiger Mensch und verdiente die Verachtung nicht, mit der die Frauen im Lager ihn behandelten.
    Auf die Dienste des Fotografen hatte Doortje verzichtet. Es gab niemanden mehr in ihrer Familie, dem sie die Bilder der Verstorbenen hätte zeigen können. Immerhin duldete sie Cornelis neben sich – wie es aussah, war er ihr letzter lebender Verwandter, dem sie halbwegs nahestand oder -gestanden hatte. Jetzt aber trennte er sich von Doortje und wandte sich an Kevin, noch bevor der das Wort ergreifen konnte.
    »Dr. Drury, es wäre besser, wenn ich das übernehmen würde«, sagte er ernst. »Meine Tante Bentje … also allein der Gedanke, dass ein Neuseeländer an ihrem Grab spricht … ich befürchte, es könnte einen Aufstand geben, wenn Sie jetzt die Bibellesung übernehmen.«
    Kevin zuckte die Achseln. »Na, Sie konnte sie ja auch nicht besonders leiden«, bemerkte er.
    Cornelis biss sich auf die Lippen. »Am Ende hat sie selbst Doortje als Verräterin beschimpft, weil sie die Jungen ins Hospital gebracht hat. Und weil sie meinte …« Er rieb sich die Schläfe. »Nein, das … das gehört nicht hierher. Aber Doortje ist am Ende. Sie wird nicht protestieren, wenn ich die Trauerfeier leite …«
    Aber während die Männer noch sprachen, erhob sich schon ein Chor von Kinderstimmen. Sie sangen ein Kirchenlied, das Kevin vage bekannt vorkam – wahrscheinlich gab es das auch auf Englisch. Wer hatte da so schnell einen Chor organisiert? Verblüfft entdeckte er die junge Lehrerin Roberta Fence zwischen den Kindern. Und eine der Krankenschwestern drückte den Kleinen Blumen in die Hände.
    »Und jetzt Gebet!«, forderte die andere die Menge in fürchterlich schlechtem Niederländisch auf.
    »Vater unser …«, sagte Roberta.
    Auch in der Fremdsprache. Es klang, als hätten die Frauen die Worte eben erst auswendig gelernt, aber die Burenfrauen fielen ein, und eine von ihnen übernahm schnell die Führung. Schließlich schlug Roberta entschlossen die niederländische Bibel auf und begann einen Text zu lesen.
    »Ich bin die Auferstehung und das Leben …«
    Die Worte gingen ihr mehr als holprig von den Lippen, aber schon nach kurzer Zeit drückte sie das Buch einem jungen Mädchen in die Hand, das befangen auch ein paar Sätze las und die Bibel dann seinerseits weitergab.
    Kevin war sich nicht sicher, ob auch die Buren den Text aus dem Neuen Testament gewählt hätten. Im Allgemeinen zogen sie das Alte Testament vor. Robertas ebenso hilflos wie liebevoll improvisierte Trauerfeier zog die Frauen dennoch in ihren Bann. Niemand protestierte, als schließlich auch Cornelisein paar Worte sprach und seine Tante als strenge, jedoch liebevolle Frau schilderte, gehorsame Ehefrau und aufopferungsvolle Mutter. Als die Särge schließlich in die Gräber gesenkt wurden, weinten die Menschen, die Kinder folgten Roberta brav und offensichtlich gern zu den Gruben und warfen ihre Blumen hinein, wie Roberta, Daisy und Jenny es ihnen vormachten.
    Doortje ließ zu, dass Cornelis den Arm um sie legte. Kevins Beileidsbekundungen nahm sie wortlos hin, ihr Gesicht war tränenlos.
    »Das haben Sie wunderbar gemacht!«, erklärte Vincent Taylor begeistert, als die Menge sich nach der Trauerfeier verstreute und er sich Roberta, den Krankenschwestern und Ärzten zugesellte. »Wirklich, Miss Fence, äußerst ergreifend …«
    »Und vor allem hat es einen Aufstand verhindert!«, meinte Kevin und packte aufatmend die Bibel ein. »Sehr gut, Ladys, ich sehe schon jetzt, Sie sind eine

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