Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
war, und das schwarze Mädchen hatte Kaffee und Tee serviert. Es wirkte verweint und ängstlich, obwohl Kevin es sehr freundlich behandelte. Schließlich hatte er sich für die vielen Spenden aus Neuseeland bedankt, mit den Frauen über die Verteilung gesprochen und ihnen schließlich ihr Zelt gezeigt.
»Morgen melden Sie sich dann gleich im Hospital zum Dienst, Schwester Towls und Schwester Harris, und wir unterhalten uns über die Schule, Roberta. Wenn ich eben Zeit finde, zeige ich Ihnen auch das schwarze Lager.«
»Jedenfalls hast du genau das, was du wolltest«, analysierte Daisy später im Zelt das Gespräch mit Kevin in Bezug auf Robertas Chancen bei ihrem Schwarm. »Er war nett zu dir, er hat dich bemerkt – er hat sogar gesagt, dass er dich hübsch findet! Was willst du mehr? Und morgen hast du eine Besprechung mit ihm. Allein. Dann kannst du ihn weiter beeindrucken.«
»Aber da ist was mit dieser Burin«, erklärte Jenny, auch sie hatte genau hingesehen. »Er ist ganz klar verliebt in sie, da hat Roberta schon Recht.«
Roberta war auch nach der freundlichen Unterhaltung mit Kevin ziemlich mutlos. Sie hätte sich am liebsten die Bettdecke über den Kopf gezogen und geweint, statt die Angelegenheit mit ihren Freundinnen zu diskutieren.
»Sie macht sich doch gar nichts aus ihm!«, konstatierte Daisy erneut. »Natürlich hat er sie umarmt. Aber sie war nahe dran, ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Da würde ich mir eher Sorgen wegen dieser Nandé machen. Die ist doch wohl bildschön … also, wenn man auf Schwarze steht. Und sie arbeitet für ihn.«
»Die guckt er aber nicht so an«, wandte Jenny ein. »Nein, nein, die Rivalin ist die Burin. Und gegen die kommst du an, Robbie! Sie tut ihm vielleicht leid, und sie ist ja auch sehr hübsch. Aber auf die Dauer … Zieh dich morgen nett an, und lächle ein bisschen, und vor allem, wirf die Flinte nicht gleich ins Korn!«
Roberta nickte, weil sie wusste, dass die anderen das von ihr erwarteten. Aber im Grunde hatte sie längst aufgegeben. Wenn sie ihre Hoffnungen jetzt nicht begrub, würde sie diesen Blick nicht mehr vergessen, den Kevin Drury bisher fast jeder Frau geschenkt hatte – nur nicht ihr, Roberta Fence.
Am nächsten Tag erlebten die drei jungen Frauen zunächst ein Begräbnis. Kevin hatte es am Tag zuvor nicht erwähnt, vielleicht auch nicht daran gedacht, aber wie Dr. Greenway den Neuen erklärte, veranstalteten sie alle drei Tage eine Trauerfeier.
»Es sei denn, es ist niemand gestorben«, schränkte der Arzt ein. »Aber das kommt höchstens alle drei Wochen mal vor. Und diesmal haben wir sogar besonders viele Todesfälle – durch diesen verhängnisvollen Boykott des Hospitals durch die Burenfrauen. Doortje VanStout haben Sie ja kennengelernt, sie ist eine der Hinterbliebenen, wie Sie wissen …«
»Ist diese Miss VanStout eigentlich etwas Besonderes?«, fragte Daisy vorwitzig. »Ich meine, weil Dr. Drury …« Sie errötete, und Roberta war fassungslos ob dieser Schauspielkunst.
Greenway winkte ab. »Dr. Drury kennt die Familie, das Haus war mal als Lazarett konfisziert«, gab er gelassen Auskunft. »Und hier im Lager hat die Familie Einfluss, weil Adrianus VanStout ein berühmt-berüchtigter Kommandant ist … oder war, er ist gefallen. Die Frau hat hier so eine Art Schule geleitet.« Roberta horchte auf. War Doortje also ebenfalls Lehrerin? »Was wir gar nicht gern gesehen haben, die Kinder wurden nur gegen die Engländer aufgehetzt. Aber gut, jetzt ist sie ja auch gestorben, heute Nacht …«
»Doortje VanStout ist gestorben?«, fragte Jenny.
Der Arzt schüttelte den Kopf. »Ihre Mutter. Sehr tragisch für die junge Frau, gestern beide Brüder, heute Nacht die Mutter – sie wird auch gleich beigesetzt. Und Miss Doortje hält gewöhnlich bei den Beerdigungen die Bibellesung. Eine Andacht leitet sie auch, das macht sie ganz nett, vor allem beschränkt sie sich dabei auf die Religion. Zumindest wenn wir dabei sind. Sonst vermischen diese Leute ja gern Religion und Politik. Nach Ansicht der Buren ist die Bibel eine Art Gebrauchsanweisung für die Unterwerfung Südafrikas. Sie sehen sich als Gottes auserwähltes Volk und versäumen keine Gelegenheit, darauf hinzuweisen. Aber heute wird Miss VanStout kaum dazu fähig sein, den Gottesdienst zu leiten. Also bleibt es an uns hängen.Wahrscheinlich an Dr. Drury. An sich obliegen diese Dinge der Lagerleitung.«
Kevin Drury drückte sich denn auch nicht um seine Verantwortung. Er
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