Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
von Patricks Hochzeit mit Juliet gehört, aber von der weiteren Entwicklung dieser Ehe hatte er erst über Roberta erfahren. Das Thema warihm äußerst unangenehm. Immerhin war er sich bei Nandé nun wirklich keiner Schuld bewusst.
    »Aber ich bitte dich, Roberta! Das Mädchen ist doch höchstens achtzehn Jahre alt. Ein halbes Kind und völlig ungebildet …«
    Robertas Herz klopfte heftig. Wenn Kevin auf Bildung Wert legte, konnte es zwischen ihm und dieser Doortje nicht weit kommen! Obwohl die immerhin lesen und schreiben und wohl auch die halbe Bibel auswendig konnte.
    »Aber sie ist sehr schön«, bemerkte Roberta.
    Kevin zuckte die Achseln. »Deshalb dichtet man mir da ja auch gern etwas an. Auf jeden Fall bin ich froh, dass sie bei euch unterkommt, sonst hätte sie sich nämlich garantiert wieder in meiner Küche eingerichtet. Das hat sie schon mal getan, und seitdem glaubt Doortje …« Er biss sich auf die Lippen und wechselte rasch das Thema: »Was ist denn jetzt mit deinen Reitstunden, Roberta? Es hält wirklich sehr auf, wenn wir jeden Tag mit diesem Leiterwagen von einem Lager ins andere fahren müssen.«
    Nun war es an Roberta, rot zu werden. Vincent Taylor bot ihr seit Tagen an, ihr auf einem braven Pferd, vielleicht einem Burenpony, die Grundlagen des Reitens beizubringen. Roberta hatte dazu keine besondere Lust, nach wie vor erinnerte sie jeder Gedanke an Pferde an ihre Kindheit bei der Trabrennbahn – den prügelnden Vater, die ständige Angst ihrer Mutter vor Wettverlusten und den Streit zwischen Chloé und Colin Coltrane. Zudem wusste sie nicht recht, ob sie das Zusammensein mit Vincent Taylor eher beunruhigte oder ob sie es genoss. Der junge Tierarzt war nett und suchte erkennbar ihre Nähe. Aber Roberta fühlte sich immer noch eher zu Kevin hingezogen, auch wenn ihr Verstand ihr sagte, dass diese Liebe keine Zukunft hatte. Eine Erkenntnis, mit der sie nur leben konnte, wenn sie vorerst alle Gefühle in sich verschloss. Auf keinenFall wollte sie Dr. Taylor Hoffnungen machen und sich damit womöglich jeglichen Weg zu Kevin verbauen …
    Roberta wusste, dass diese Überlegungen widersprüchlich waren, sie kam sich dumm und unehrlich vor. Und Kevins ständige Ermutigungen, Vincents Reitstundenangebot endlich anzunehmen, schmerzten sie zusätzlich. Da konnte sie sich noch so oft sagen, dass Kevin dabei vielleicht gar nicht an Liebe oder gar an Verkupplung dachte. Dem ging es eher darum, nicht mehr täglich anspannen zu müssen, um von einem Lager zum anderen zu fahren. Der Weg nach Karenstad  II , wie sie das schwarze Lager neuerdings auf Jennys Vorschlag hin nannten, war mehr als schlecht, man riskierte immer einen Achsenbruch und kam nur sehr langsam vorwärts. Ein Reiter konnte dagegen traben und galoppieren und war in weniger als einer halben Stunde da.
    »Na ja, heute hätten wir den Wagen ja sowieso gebraucht«, meinte Roberta schließlich ausweichend und wies auf die Ladefläche.
    Sie war mit Kisten voller Kleider- und Nahrungsmittelspenden gefüllt, von denen in der letzten Zeit mehr und mehr eintrafen. Nachdem ein auf Emily Hobhouse’ Betreiben eingesetztes Ladies’ Committee die Konzentrationslager inspiziert hatte, war jedem klar, dass Verbesserungen eingeleitet werden mussten. Obwohl die Damen eher vorsichtig kritisierten, drangen doch Informationen über die Zustände in den Lagern nach England und in die Kolonien, die Berichte der Krankenschwestern und Lehrerinnen, die Miss Hobhouse’ Organisation nach Südafrika geschickt hatte, taten ein Übriges.
    »Habt ihr gerecht aufgeteilt?«, fragte Kevin schmunzelnd.
    Die Verteilung der Spenden war ein Dauerthema unter den Frauen im Lager. Während die Krankenschwestern und Roberta alles gleichmäßig verteilen wollten, sahen die Burenfrauen nicht ein, dass auch die schwarzen Kinder Spiel- undSchulsachen erhalten sollten. Um die raren Medikamente gab es regelrecht Streit, nachdem die ersten weißen Frauen die Grundlagen der modernen Krankenpflege erlernt hatten. Daisys Vorstoß, sie für den Dienst im Krankenhaus mit Zusatzrationen zu bezahlen, war erstaunlich erfolgreich gewesen. Um ihre Kinder zu versorgen, sprangen die Frauen über ihren Schatten und erwiesen sich schnell als kompetent und von rascher Auffassungsgabe. Dumm waren die Burenfrauen und -mädchen keinesfalls, nur erschreckend ungebildet. Sie verstanden sich auf Hausfrauenarbeit, aber schon mit dem Lesen und Schreiben haperte es. Die Kinder auf den abgelegenen Farmen

Weitere Kostenlose Bücher