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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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angesprochen hatte. Auf seinem Gesicht stand ein Ausdruck von Hilflosigkeit, Verzweiflung und – Liebe.
    »Doortje … Doortje, ich … Ihr … Thies …«
    Er konnte es nicht aussprechen, aber die Frau sah natürlich, dass das Kind gestorben war. Sie schwankte. Und dann nahm Kevin sie in die Arme. Er zog diese Doortje an sich …
    Roberta spürte, wie etwas in ihr zerbrach. Nun war sie um die halbe Welt gereist, um Kevin Drury wiederzusehen. Aber sie fand ihn genauso vor sich wie bei ihrem letzten Treffen in Dunedin – in den Armen einer schönen Frau, einer anderen Frau …
    Allerdings schmiegte sich Doortje VanStout nicht willig in seine Arme wie weiland Juliet LaBree. Tatsächlich überließ sich die Burin der Umarmung nur für ein paar wenige Herzschläge, gerade lange genug, dass man ihr Nachgeben erkannte, zumindest, wenn man so genau beobachtete wie Roberta. Dann löste sie sich abrupt von Kevin, warf einen hasserfüllten Blick auf das Bett und eine andere Frau, die Roberta jetzt erst bemerkte. Ein schönes, noch recht junges Mädchen mit tiefschwarzer Haut und krausem Haar. Es hatte im Schatten gesessen und die Hand des Kindes gehalten.
    »Wie können Sie es wagen! Wie können Sie … nachdem …«
    Doortje brach ab. Sie hatte die Hand gehoben, wie um Kevin zu schlagen, aber jetzt sank sie kraftlos herab.
    »Doortje, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Ich wollte nur … es tut mir so leid …«
    Roberta konnte Kevins Verzweiflung nachempfinden, obwohl sie überhaupt nichts über die Vorgeschichte der jungen Frau wusste. Und sie hatte Mitleid mit der Burin, die ein Familienmitglied verloren hatte. Aber über all dem schwebten Verbitterung und Trauer um ihren verlorenen Traum.

KAPITEL 12
    »Aber sie macht sich doch gar nichts aus ihm!«, erklärte Daisy im Brustton der Überzeugung.
    Die drei jungen Frauen hatten gemeinsam ein eigens aufgestelltes Zelt bezogen – mit leisem Schuldbewusstsein, hatten sie doch schnell festgestellt, dass sich die Burenfrauen die gleiche Unterkunft zu fünfzehnt teilten. Und natürlich brachte Daisy die Sprache gleich auf Kevin, der einen ausgezeichneten Eindruck auf die beiden Krankenschwestern gemacht hatte. Er hatte etwas Zeit gebraucht, um sich von der Sache mit Doortje zu erholen. Vincent, ein ebenso guter Beobachter wie Roberta und zweifellos in die Verhältnisse eingeweiht, hatte die drei gleich nach der Szene zwischen Kevin und der jungen Burin aus dem Raum geschoben.
    »Ich denke, Dr. Drury ist noch beschäftigt«, sagte er ruhig. »Ich werde Ihnen erst mal Dr. Greenway vorstellen.«
    Greenway hatte die neuen Helferinnen freundlich begrüßt und gleich noch einmal eine umfangreichere Führung durch das Krankenhaus vorgenommen, die natürlich vor allem für Daisy und Jenny interessant war. Roberta behielt dagegen eher den hinteren Bereich des großen Zeltes im Auge. Sie hätte sich gern zu Vincent Taylor gesellt, der sich sehr schnell unauffällig verabschiedete und im Sterbezimmer des Kindes verschwand, um die Wogen zwischen Kevin und Doortje zu glätten. Heraus drangen aufgebrachte Stimmen, aber Roberta konnte nicht verstehen, worum es ging. Schließlich stürmte zunächst dieschwarze junge Frau heraus, dann führte Vincent die Burin aus dem Raum. Kevin stieß erst etwas später zu seinem Kollegen und seinen neuen Mitarbeiterinnen, jetzt gefasst und in sauberem Kittel.
    »Ich muss mich für meine Unaufmerksamkeit entschuldigen … natürlich hätte ich Sie begrüßen und herumführen müssen.« Kevin lächelte den jungen Frauen auf seine gewohnt charmante Art zu und schien sich ehrlich zu freuen, Roberta wiederzusehen. Das Aufleuchten seiner Augen hätte sie glücklich gemacht – wäre da bloß nicht die Szene mit der Burin gewesen, die all ihre Illusionen in Rauch aufgelöst hatte.
    »Roberta! Oder muss ich ›Miss Fence‹ sagen? Schließlich bist du jetzt eine gestandene Lehrerin – obwohl du dafür eigentlich zu hübsch bist. Wie kriegst du es fertig, dass die Kinder Angst vor dir haben?« Er schenkte ihr einen spitzbübischen Blick. »Aber im Ernst, Roberta, wir müssen uns baldmöglichst zusammensetzen und deinen Einsatz hier planen. Man möchte zwar meinen, die Kinder brauchten erst mal besseres Essen und dann erst Unterricht im Lesen und Schreiben. Aber andererseits sollte man das ›geistige Futter‹ nie unterschätzen. Die Kinder müssen unbedingt Englisch lernen.«
    Kevin hatte die Frauen in sein Büro gebeten, das recht wohnlich

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