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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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vorn ist die Verwaltung und gleichzeitig Dr. Drurys Wohnhaus. Schauen wir mal, ob er inzwischen im Büro ist.«
    Die Frauen folgten dem Tierarzt etwas schüchtern über den staubigen Platz zwischen den Häusern und dem Hospital. Alles hier wirkte trostlos, auch die schmucklosen Gebäude, das große Zelt, vor dem ein paar schwarze Frauen Wäsche wuschen, das Hospital, an dessen Seite zwei weiße Frauen mit ihren verhärmten Kindern warteten – und missmutig zu den Schwarzen hinüberschauten, die genauso mager und abgerissen wirkten, wenn auch nicht gar so unglücklich.
    Vincent öffnete die Tür zu Kevins Haus, ohne zu klopfen. Sie führte in einen Vorraum und dann gleich ins Büro. Sämtliche Räume waren verwaist.
    »Schließt man hier nicht ab?«, fragte Daisy verwundert.
    Vincent zuckte die Schultern. »Wohl nicht«, meinte er. »Wahrscheinlich gibt’s nichts zu stehlen. Und die Frauen sind auch keine Diebinnen. Wie gesagt, das sind ehrbare Menschen, auch wenn ihre Kultur und Tradition von der unserenabweicht.« Vincent klopfte an die Tür zu Kevins Wohnräumen, aber auch da war niemand.
    »Er muss noch im Hospital sein. Hoffentlich ist ihm das Kind nicht gestorben, er hat sich so bemüht.« Vincent sprach halb zu sich selbst, während er die Frauen wieder hinausführte und die Tür des Hauses hinter sich schloss. »Nie die Türen offen stehen lassen, sonst kommen Staub und Fliegen rein«, riet er den Frauen. »Allerdings ist man oft hin und her gerissen. Wind kommt bei geschlossenen Türen nämlich auch nicht herein. Besonders in den Zelten wird die Hitze schnell unerträglich, wenn die Luft darin steht.«
    Vincent ging zum Hospital hinüber, und Roberta fühlte ihr Herz wieder heftig klopfen. Gleich, gleich würde sie Kevin wiedersehen.
    Der Tierarzt führte die Frauen zum Hospitaleingang, ließ dann aber einer jungen Burin den Vortritt, die mit raschem Schritt auf das Gebäude zukam. Sie hielt den Kopf gesenkt, aber Vincent schien sie gleich zu erkennen.
    »Guten Tag, Miss VanStout«, sagte er freundlich. »Ich hörte von Ihrem Bruder. Es … es war klug von Ihnen, ihn herzubringen.«
    Die Frau sah auf, und Roberta blickte in ein verhärmtes, blasses Gesicht, das aber dennoch von herber Schönheit war. Die Augen der jungen Frau waren von einem faszinierenden Blau wie edles Porzellan. Und so mager und verbittert sie jetzt auch war, ihre Züge waren doch ebenmäßig.
    »Er ist vorhin gestorben«, sagte sie tonlos. »Und meine Mutter …« Sie sprach nicht weiter.
    Vincent hielt ihr die Tür auf. »Das tut mir sehr leid, Miss VanStout«, sagte er mit seiner sanften Stimme. »Aber ich bin sicher, Dr. Drury hat alles getan.«
    Die Frau ließ das unkommentiert und wandte sich zielstrebig dem hinteren Bereich des Hospitals zu, während VincentRoberta und den Krankenschwestern erst mal die größeren Säle und die Behandlungsbereiche zeigte. Auch hier war nichts von Kevin zu sehen, aber sie bekamen einen ersten Eindruck von den Verhältnissen in diesem Land. Die Burenfrauen hatten ihren Widerstand gegen die Behandlung schwarzer Patienten in diesem Krankenhaus jetzt zwar aufgegeben, sie zogen jedoch eine klare Grenze: In einem Teil des Saals lagen weiße Frauen und Kinder in den Betten, im anderen Schwarze, vor allem Kinder. Die Betten der Weißen waren mit Decken und Kissen ausgestattet, den schwarzen Kindern dienten nur Lumpen als Kopfkissen. Ihre Zudecken wirkten fadenscheiniger als die der Weißen. Die schwarzen Pflegerinnen schienen da mitzuspielen. Jennys Gesicht sprach Bände, als sie der Zustände gewahr wurde.
    Roberta fand keine Zeit, sich zu empören. Sie schaute nach Kevin aus, aber auch hier war kein Arzt zu entdecken.
    »Für die Schwerkranken gibt es kleinere Räume«, erklärte Vincent und führte die Frauen durch die Krankensäle nach hinten. »Da werden Drury und Greenway sein.« Er schob denn auch gleich den Vorhang beiseite, der einen der vier kleineren Krankenbereiche vom Korridor trennte.
    Roberta würde niemals das Bild vergessen, das sich ihr hier bot. Kevin Drury, etwas schmaler geworden, aber nach wie vor stattlich und gut aussehend mit seinem jetzt wirren und fast ein bisschen zu langem schwarzem Haar und seinen kantigen Zügen, erhob sich eben vom Bett eines Kindes. Zumindest erahnte man, dass sich ein Kinderkörper unter dem Laken befand, das Kevin über das Gesicht des offensichtlich Verstorbenen gezogen hatte. Der Arzt wandte sich der Frau zu, die Vincent zuvor mit Miss VanStout

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