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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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auch weiter entfernt lebenden Stämmen. So ein Drachen ist ja über weite Entfernungen zu sehen. Dabei spielten dann natürlich die Symbole eine Rolle, die darauf gemalt sind, oder der Schmuck, mit dem man sie beklebt. Natürlich sieht man die manu umso besser, je größer sie sind, und unser Volk baute riesige Drachen.« Lächelnd erzählte sie von der Eroberung des Pa Maungaraki mithilfe des Drachenfliegers. »Lange vor den Brüdern Wright!«, fügte sie hinzu und erntete Applaus. »Und jetzt soll ich noch karakia singen«, endete Atamarie schließlich. »Dabei kann ich nicht sonderlich gut singen, und eine tohunga bin ich auch nicht – ich kann die Drachen nur bauen, für die Götter sind andere zuständig.«
    »Vielleicht geben Sie dem Reverend den Text!«, feixte Jimmy Dunloe. Peter Burton drohte ihm mit dem Finger.
    »Na, da versuch ich es lieber.«
    Atamarie ließ sich von dem Einwurf nicht beirren. Mit ihrer hellen Stimme intonierte sie das einfachste Gebet an die Götter, das sie kannte, und hielt verblüfft einen Herzschlag lang inne, als eine dunkle, weit tragende Stimme einfiel:
    »Taku manu, ke turua atu nei
    He Karipiripi, ke kaeaea   …«
    Flieg immer höher, herrlicher Vogel,
    erobere die Wolken und die Wellen,
    flieg zu den Sternen,
    stürze dich in die Wolken
    wie ein Kämpfer in die Schlacht!
    Atamarie suchte mit den Augen den Sänger in der Menge und blickte in das sanfte, jetzt ganz auf das Lied konzentrierte Gesicht Rawiris. Während er sang, suchte sein Blick die Weite des Himmels, aber als sie endeten, strahlte er Atamarie an.
    Atamarie räusperte sich und zeigte auf den jungen Mann. »Ich … ich gebe jetzt ab an einen echten tohunga . Das ist Rawiri. Was ich über manu weiß, das hat er … mir beigebracht.«
    Sie räumte schnell das Feld, damit niemand merkte, wie sehr Rawiris Anblick sie durcheinanderbrachte. Er hatte sich verändert in den Staaten! Nicht nur, dass er sein Haar kürzer trug, er wirkte vor allem erwachsener, stärker und selbstbewusster. Natürlich, er hatte am Ruhm der Brüder Wright teilgehabt … Atamarie verspürte einen winzigen Anflug von Neid. Rawiri erklärte den Besuchern nun die Drachen, ihre Form und ihre Namen und fügte weitere Informtionen zur Nutzung der manu hinzu.
    »Manchmal gehen die spirituelle Bedeutung und die praktische Nutzung ineinander über«, erzählte er. »Wenn wir die Drachen zur Auswahl von Siedlungsland nutzen, zum Beispiel. Man konnte das Land damit praktisch vermessen – aber man bat auch die Götter, es zu segnen. Aber jetzt werde ich aufhören, zu Ihnen zu reden. Die manu sind ungeduldig, ich höre sie in meinem Rücken flüstern …«
    Die Zuhörer lachten, aber Rawiri wirkte ganz ernst. »Vögel wollen fliegen«, sagte er sanft. »Atamarie, welchen sollen wir auflassen?«
    »Den hier!«, antwortete Jimmy Dunloe, immer noch nichtdavon überzeugt, dass der seiner Ansicht nach überladene birdman in die Lüfte steigen konnte.
    Atamarie schüttelte den Kopf. »Besser den manu whara . Hier ist doch kaum Wind, mitten in der Stadt.«
    Die Pfarrei hatte zwar einen sehr hübschen, etwas verwunschenen Garten, aber er war von einer hohen Mauer umgeben. Nicht ideal, um Drachen steigen zu lassen.
    »Es geht sowieso nur auf dem Dach«, meinte Rawiri gelassen. »Am besten auf dem Turm.« Er wies auf den Kirchturm.
    Reverend Burton räusperte sich. Aber es war Kathleen, die eingriff. Wahrscheinlich aus reinem Selbstschutz, sie liebte ihr Haus und Peters Pfarrstelle in Caversham.
    »Untersteht euch!«, erklärte sie mit scherzhaftem Unterton, aber entschlossen. »Was meint ihr, was wir vom Bischof zu hören bekommen, wenn ihr von unserem Kirchturm aus Kontakt mit euren Geistern aufnehmt!«
    »Eher den Ahnen«, meinte Atamarie. »Wenn wir den manu whara nehmen. Der ist ja den Kanus nachgeformt, die …«
    »Ahnen, Geister, wer auch immer. Aus der Kirche bleiben die uns raus«, sagte Kathleen entschlossen. »Peter! Verbiete das!«
    Peter Burton lächelte. »Ich halte Gott da ja für ziemlich flexibel, und ein Gebet ist ein Gebet, ob es an einer Drachenschnur zum Himmel fliegt oder direkt aus unserem Herzen. Aber meine Frau hat Recht. Der Bischof könnte das anders sehen. Gerade auf das Wort ›Ahnen‹ reagiert er ziemlich … ungehalten.«
    Ein paar Gemeindemitglieder lachten. Peter Burtons berufliche Laufbahn war durch seine unkonventionellen Predigten schon mehrmals ins Stocken geraten. Er machte keinen Hehl daraus, Darwinist zu sein, und

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