Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
ganzen Körper immer zu verdecken.«
    »Tapu?« , fragte Doortje.
    Und Matariki begann mit einem weiteren Vortrag.
    Für Doortje waren Matarikis Erklärungen oft befremdlich, aber sie halfen ihr doch, die neue Welt zu verstehen – und mitunterverhalfen sie ihr zu einer neuen Sicht ihrer alten. Doortje gefiel das nicht, aber sie konnte es nicht ändern, ihr Verstand spielte ihr da einfach Streiche. Gegen Dinge, die sie nicht begriff, wehrte sie sich weiter, Matariki schrieb ihr jedoch nicht einfach vor, etwas so oder so zu tun und etwas zu mögen oder abzulehnen wie die Modemagazine, die sie pflichtschuldig abonniert hatte, oder Kathleens Benimmbuch. Matariki erklärte. Beim Besuch der Vernissage der Hauptausstellung zum Beispiel erläuterte sie ihrer Schwägerin die großflächigen bunten Bilder der Künstlerinnen in Heathers Galerie und zeigte ihr, dass man zur Betrachtung eines in der Pointillismus-Technik gemalten Bildes größeren Abstand zur Leinwand halten musste, um das Bild richtig zu erfassen. Doortje merkte allerdings besorgt an, dass die Landschaftsbilder ihren Vorlagen in der Natur einfach nicht ähnlich seien.
    »Es gibt doch jetzt die Fotografie, Doortje. Da hast du so viel Ähnlichkeit, mehr geht gar nicht. Also brauchen Gemälde die Wirklichkeit nicht mehr abzubilden. Man kann sie so gestalten, wie man sie empfindet.«
    »Aber … aber jeder sieht die Welt doch gleich.«
    Matariki wies auf Juliet, die gerade mit Jimmy Dunloe flirtete, wobei sie sich größte Mühe gab, Heathers und Chloés Champagnervorräte zu reduzieren. »Doortje, glaubst du wirklich, dass du die Dame mit den gleichen Augen siehst wie Jimmy?«, fragte sie lächelnd.
    Doortje lernte mit jedem Tag dazu, an dem sie mit Matariki die verschiedenen Ausstellungsorte und Konzerte des Kunstfestivals besuchte. Sie las Darwin und empörte sich darüber – aber ihr wacher Verstand konnte die Evolutionstheorie nicht vollständig ablehnen: Doortje kam von einem Bauernhof, sie verstand sich auf Viehzucht … Es gab jetzt Dutzende von Themen, über die sie mit Kevin hätte reden können, und sie blamierte ihn auch nicht mehr in der Gesellschaft. Im Gegenteil, Doortje erwarb sich langsam einen ähnlichen Ruf wie Matariki – ihre Äußerungen wirkten manchmal befremdlich, aber stets durchdacht. Ihr Englisch war inzwischen weniger steif, und die gesellschaftlichen Umgangsformen gingen ihr in Fleisch und Blut über. Das gab ihr Raum, Charme zu entwickeln. Sie imitierte Matarikis gelassenes, selbstbewusstes Auftreten.
    »Du darfst anders sein, Doortje«, ermutigte Matariki sie. »Und du darfst auch sagen, was du denkst. Aber verkünde es nicht als die absolute Wahrheit!«
    Kevin jedenfalls hätte inzwischen längst stolz auf seine junge Frau sein können – zumal Doortjes Schönheit alle anderen Frauen um sie herum erblassen ließ. Er hätte sogar eifersüchtig werden können, wenn sie mit anderen Männern plauderte, die Herren rissen sich inzwischen um die attraktive Tischdame. Aber Kevin schien die Veränderungen überhaupt nicht zu registrieren. Doortjes Verhältnis zu ihm blieb angespannt, des Nachts rührte er sie nicht an. Matariki ging er auffällig aus dem Weg.
    »Er mag es nicht, wenn wir miteinander reden«, meinte Doortje nach ein paar Tagen resignierend. »Vielleicht sollten wir nicht so oft zusammen sein.«
    Matariki schüttelte unwirsch den Kopf. »Er kann dir nichts befehlen«, meinte sie, »du kannst zusammen sein, mit wem du willst. Und es ist bestimmt nicht so, wie du denkst …«
    Sie hielt rasch inne – zumal Doortje sie bereits fragend ansah. Inzwischen verstand die Burin Zwischentöne – sie musste ahnen, dass Matariki wusste, warum Kevin sich so seltsam benahm. Aber natürlich konnte sie ihr nicht verraten, dass Kevin einfach sein schlechtes Gewissen quälte. Wahrscheinlich hatte er das Verhältnis zu Juliet immer noch nicht beendet, und ihm lagen die Geheimnisse rund um die Sache mit Colin auf dem Herzen. Matariki hatte ihm das Versprechen abgenommen, Doortje möglichst bald die Wahrheit zu sagen. Aber sie hatte ihm kein Ultimatum gestellt.
    Inzwischen bereute sie das.

KAPITEL 7
    »Die sind wirklich hübsch geworden«, lobte Roberta Atamarie, als sie ihr beim Arrangieren ihrer manu für die Ausstellung der Maori-Künstler half. »Und was ist mit dem Mann, der dir gezeigt hat, wie man so was baut?«
    Atamarie staunte mal wieder über ihre Freundin. »Das brauchte mir keiner großartig zu zeigen, wenn ich so was

Weitere Kostenlose Bücher