Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
Abenteuer? Aber Robbie, Kevin führt auch kein aufregendes Leben. Ob Arzt oder Tierarzt – keiner von ihnen wird mehr nach Südafrika gehen oder sonst etwas Verrücktes tun. Das Einzige, was an Kevin jemals spannend war, waren seineFrauengeschichten. Und … und es … es ist nicht besonders abenteuerlich, betrogen zu werden.« Atamarie wischte sich über die Augen. Dann ließ sie sich neben ihrer Freundin nieder. »Ich möchte zu gern wissen, ob er Shirley geheiratet hat«, sagte sie leise. »Dann wüsste ich wenigstens, woran ich bin.«
Roberta schenkte ihr ein trauriges Lächeln. »Dann würdest du es wieder versuchen?«, fragte sie. »Bis zu … na ja, sagen wir bis zum fünfundzwanzigsten Jubiläum des Flugs der Brüder Wright? Wir sind beide ziemlich verrückt, Atamie.«
Atamarie umarmte ihre Freundin. Roberta hatte Recht. Auch sie hatte Richard noch nicht vergessen.
Die Eröffnung der Maori-Ausstellung am Abend fand ein überraschendes Echo, obwohl Caversham nun wirklich nicht in der Innenstadt lag, es gab attraktivere Schauplätze des Kunstfestivals als einen Gemeindesaal. Aber Chloé und Heather hatten wirtschaftlich gedacht.
»Wir müssen Bilder verkaufen, Matariki, sonst rechnet sich das alles nicht. All die angemieteten Räume und Unterkünfte für die Künstlerinnen kosten schließlich eine Menge Geld – nur von den paar Eintrittsgeldern für die Konzerte finanziert sich das nicht. Und Maori-Kunst findet bis jetzt einfach noch zu wenig Kaufinteressenten. Die Leute sehen sich das gern an – und das ist ja auch schon erfreulich. Aber sie gehen nicht davon aus, dass diese Bilder und Kunstwerke im Wert steigen. Also investieren sie nicht darin.«
»Sie könnten die Arbeiten einfach kaufen, weil sie schön sind«, hatte Matariki eingewandt.
In Parihaka verkauften sie relativ viele Webarbeiten, Bilder und vor allem Jadeschnitzereien an Besucher. Aber das galt dann natürlich eher als Andenken, nicht als Kunst.
Nun aber überraschte die Dunediner Gesellschaft die Künstlerinnen und Galeristinnen durch großes Interesse. Dasübliche Premierenpublikum hatte sich tatsächlich nach Caversham begeben, ließ sich von den bunten Bildern fröhlich stimmen und blickte fasziniert in die winzigen Gesichter der hei - tiki – Miniaturgötterfiguren, die man als Amulett tragen oder irgendwo aufstellen konnte.
Atamaries manu fanden besonders bei den Männern Anklang.
»Fliegen die auch wirklich?«, fragte Jimmy Dunloe und betastete den mit Federn geschmückten birdman. »Die Drachen, die ich als Kind gebaut habe, waren leichter und hatten einen Schwanz.«
Atamarie lächelte. »Nur, wenn man dazu singt«, bemerkte sie. »Aber das erzähle ich gleich, wenn die Jadeschnitzerinnen fertig sind.«
Eine der Künstlerinnen berichtete Interessenten gerade über die Fundorte des Jade, ihre Beschaffenheit und ihre Bedeutung für die Maori-Kultur.
»Für uns ist er kostbarer als Gold«, sagte Waimarama mit sanfter Stimme. »Aber wir graben nicht danach, wir suchen ihn nur. Wir nehmen, was die Götter uns geben. Und geben es ihnen auch in gewisser Weise zurück, indem wir dem Pounamu eine Gestalt verleihen.«
»Und bringt es nun zuverlässig Glück, wenn man so einen tiki um den Hals trägt?«, fragte Christian Folks vorwitzig.
Die Maori-Frau lächelte. »Einen tiki können Sie nicht um den Hals tragen. Tiki sind die großen Statuen, die in unseren Versammlungshäusern stehen. Aber die hei-tiki … Warum nicht, wenn Sie daran glauben? Ihre Zukunft oder Ihr Glück ergibt sich aus dem, was war. Was es für Sie bedeutete und was Sie für die Vergangenheit bedeuteten, die Sie geschaffen haben. Oder Ihre Ahnen. Oder die Götter. Alles ist ein Bild …«, sie warf einen Blick auf die Malereien an der Wand, »… oder ein Gewebe. Ein Faden führt von den Anfängen bis zum Ende. Siefärben ihn … oder spinnen ihn … Sie passen ihn ein … oder heben ihn heraus – mit dem Segen der Götter. Am Ende wird es hoffentlich ein harmonisches Bild.«
Die Besucher blickten zum Teil befremdet, aber einige lächelten auch. Reverend Burton zwinkerte der Rednerin zu. Das gefährliche Terrain des Götzendienstes in der Nachbarschaft der Kirche war erfolgreich umschifft.
Als Nächste war Atamarie an der Reihe. Mit Leidenschaft erzählte sie die Legenden der Maori rund um die manu und schilderte ihre spirituelle, aber auch ihre praktische Bedeutung.
»Man konnte damit nicht nur den Göttern Botschaften überbringen, sondern
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