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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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ihn gesungen«, konstatierte Rawiri. »Aber die Geister haben dich nicht erhört …«
    Atamarie zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich kann man nur für sich selbst singen«, murmelte sie. »Singst du … noch mal mit mir?«
    Rawiri stimmte ein Lied an die Götter an, und Atamarie summte dazu. Die Maori-Sängerinnen unten im Garten nahmen das Thema des Liedes auf, und in der Dämmerung entspann sich ein fast ätherischer Zwiegesang zwischen Himmel und Erde.
    »Das ist schön«, flüsterte Doortje und tastete schüchtern nach Kevins Hand.
    Sie wusste nicht, ob sich das gehörte, aber in der letzten Zeit sehnte sie sich manchmal nach seiner Berührung. Auch etwas, das sie sich ein paar Monate zuvor noch nicht eingestanden hätte. Aber warum sollte sie Kevin nicht begehren? Er war ihr Mann. Kevin wehrte sie dann auch nicht ab, sondern drückte ihre Finger ganz zart.
    Juliet entging diese Geste nicht. Sie empfand keinen Schmerz, aber sie spürte ohnmächtige Wut.

KAPITEL 8
    »Sie haben Händchen gehalten«, berichtete Roberta am nächsten Tag bekümmert der nur begrenzt interessierten Atamarie. »Als ihr da oben gesungen habt. Doortje VanStout verändert sich völlig in den letzten Tagen. Deine Mutter …«
    »Meine Mutter hat ihn zu Matariki eingeladen«, antwortete Atamarie zerstreut. »Zu unserem Stamm bei Elizabeth Station. Wenn wir jetzt schon mal hier sind, werden wir mit den Ngai Tahu feiern. Und er hat zugesagt. Er baut auch noch Drachen vorher mit unseren Kindern, hat er versprochen. Vielleicht machen wir das zusammen …«
    »Atamarie, hörst du mir überhaupt zu?«, fragte Roberta verärgert. »Ich sprach von Kevin und Doortje.«
    »Ist doch schön, wenn die endlich glücklich sind!«, meinte Atamarie. »Oder wär’s dir lieber, er nähme Juliet? Ich hab’s dir schon mal gesagt, Robbie, um nicht zu sagen tausend Mal: Es wird eine von den beiden. Du wirst es nicht.«
    »Und bei dir wird es nun Rawiri?«, fragte Roberta, etwas bemüht.
    Sie hätte lieber Kevins unerwarteten Zärtlichkeitsaustausch mit Doortje diskutiert – oder Doortjes Vorstoß bei Kevin, wie immer man das sehen wollte. Aber gut, sie wusste, dass das albern war.
    Atamarie zuckte die Schultern. »Er ist nett«, sagte sie. »Wenn ich mit ihm zusammen bin, ist es … schön. Und er liebt mich. Aber wenn ich ihn mit Richard vergleiche … Habeich dir erzählt, dass er Wilbur und Orville Wright geschrieben hat?«
    Roberta stöhnte. »Sag du noch mal was über mich und Kevin! Und Vincent. Wir haben beide genau das gleiche Problem, Atamie, weißt du das?«
    In den nächsten Tagen wurde Atamaries Verhältnis zu Rawiri zunehmend enger. Der junge Mann blieb in Dunedin – schließlich war er hergekommen, um Atamarie zu umwerben. Er hatte nach der Ankunft in Wellington erfahren, dass sie auf der Südinsel war und sich gleich dorthin auf den Weg gemacht. Jetzt besuchte er mit ihr die verschiedenen Konzerte und Ausstellungen des Festivals und erwies sich als anregender Gesprächspartner. Atamarie, die Rawiri bisher nur im Umfeld von Parihaka gesehen hatte, war angenehm überrascht. Aber andererseits hatte auch Rawiri die Highschool besucht und jetzt noch Teile der Vereinigten Staaten bereist. Er hatte mehr von der Welt gesehen als Atamarie, und er verstand, interessant davon zu erzählen. Rawiri berichtete von ungeheuer hohen Häusern in New York. Er schilderte die Brooklyn Bridge, die als längste Hängebrücke der Welt galt, redete von spektakulären Eisenbahnbauten, von Automobilen, die langsam begannen, das Stadtbild in Amerika zu bestimmen, und von der Planung riesiger Ozeandampfer.
    »Und eben die Fliegerei«, meinte er, »die wird sich jetzt rasant entwickeln.« Er lächelte. »Ob wir singen oder nicht.«
    Atamarie erzählte von ihren Prüfungen, ihren noch unausgegorenen Zukunftsplänen und immer mal wieder von der letzten Zeit mit Richard Pearse. Sie wollte nicht die gesamte Geschichte vor Rawiri ausbreiten, aber sie brannte darauf, sein Flugzeug mit dem der Brüder Wright zu vergleichen. Rawiri tat Atamarie den Gefallen, deren Maschine akribisch genau zu schildern.
    »Professor Dobbins dürfte das auch interessieren«, meinte sie schließlich. »Wenn du über Christchurch zurückreist, solltest du ihm anbieten, vor den Studenten einen Vortrag darüber zu halten.«
    Rawiri schaute sie ungläubig an. »Traust du mir das zu?«, fragte er. »Vor all den studierten Leuten? Ich hatte bisher immer das Gefühl … na ja, ich war für dich

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