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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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waren. »Vielleicht ist sie einfach den Weg entlang zurückgegangen.«
    Doortje hatte sich durch den Wald gekämpft, aber natürlich gab es auch einen ausgetretenen Pfad zurück zum Dorf. Er endete etwas weiter rechts, Doortje hätte ihn eigentlich sehen müssen.
    »Das wäre doch naheliegend, bei dem Wetter. Sie muss schon völlig durchnässt sein.«
    Der Mann folgte dem Weg ein Stück, suchte aber vergeblich nach weiteren Spuren. Hemi und Kevin spähten die Klippe hinab.
    »Was … was hat sie denn angehabt?«, fragte Hemi plötzlich. Seine Stimme klang gepresst.
    »Ein gewebtes Kleid in Matarikis Stammesfarben.« Kevin sah seine Frau noch vor sich, wie sie ihm morgens strahlend am Frühstückstisch gegenübergesessen hatte. Sie hatten es endlich geschafft, zueinanderzufinden. Es war endlich alles gut gewesen. Und nun das … Kevin Drury hatte sich niemals so elend und schuldig gefühlt. »Und darüber einen Wollschal. Lizzies Wollschal, den alten blauen.«
    Sie hatte so wunderschön ausgesehen, als sie sich fast von Kopf bis Fuß in den sehr breiten und langen Schal gehüllt hatte. Ihr Anblick hatte fast orientalisch gewirkt, aber sie war errötet, als er sie damit neckte.
    »Im Orient verdecken Frauen ihr Haar vor jedem, außer ihrem erwählten Gatten«, hatte er gesagt. »Es ehrt mich, dass du dich nun auch für mich in der Öffentlichkeit verhüllst.«
    Jetzt dachte er schuldbewusst an ihre Antwort.
    »Meine Haube hast du damals nicht gemocht.«
    An diesem Abend hatte er ihr sagen wollen, wie sehr er ihre Haube gemocht hatte. Wie es ihn erregt hatte, wenn sie ihr Haar darunter versteckte, wie sie …
    »Der Schal liegt da unten«, sagte Hemi.
    Kevin empfand die Worte wie einen Messerstich.
    »Nur … der Schal?«, fragte er tonlos.
    Hemi zuckte die Schultern. »Ich kann’s nicht erkennen. Aber schau selbst. Da, vor dieser Felsnase. Siehst du? Sie kann …«
    Kevin zitterte, aber er nickte. Sie konnte unter dem Schal liegen. Oder ihr Körper konnte von der Felsnase verdeckt sein.
    »Kann man … hier hinunterklettern?«, fragte er leise.
    Hemi schüttelte den Kopf. »Es wäre tapu «, meinte er zögernd. »Aber wir könnten es natürlich trotzdem tun. Nur … wir brauchten Seile … Haken … Wir müssten einander sichern. Frei klettern wäre … Es nützt nichts, Kevin, wenn wir uns auch noch zu Tode stürzen.« Hemi legte seinem Freund die Hand auf den Arm.
    Kevin wollte widersprechen. Er wollte sagen, dass Doortje alle Risiken der Welt wert war, dass er lieber sterben wollte als … Aber dann rief er sich zur Ordnung. Wenn sie hier hinuntergesprungen oder -gefallen war, konnte sie nicht mehr am Leben sein. Ein Abstieg diente nur der Vergewisserung und der Bergung ihrer Leiche. Hemi hatte Recht, das hatte weder Eile noch rechtfertigte es ein Risiko.
    »Dann …«, sagte Kevin heiser, »… solltet ihr Seile holen. Und Haken und … was auch immer wir brauchen …« Er dachte an eine Trage.
    Hemi nickte. »Die anderen können gehen. Ich bleibe hier bei dir.«
    Kevin brauchte ihm nicht zu sagen, dass er nicht vorhatte, sich wegzurühren, bevor Doortje gefunden war. Er ließ sich langsam auf den Felsen sinken, als die Männer gingen, Hemi setzte sich neben ihn.
    »Es ist meine Schuld«, flüsterte Kevin.
    Hemi schwieg. Es gab nichts, was Kevin umstimmen oder trösten könnte. Er konnte nur bei ihm bleiben und das tun, was seine Ahnen hier seit Urzeiten taten – eins werden mit der Welt und dem Himmel, dem Berg und dem Tal, der Vergangenheit und der Zukunft.
    Vielleicht war das ja auch Kevins Frau gelungen. Obwohl ihr maunga weit fort liegen musste, in jenem seltsamen Land mit seiner Hitze, seinen riesigen Tieren und seinen streitbaren Menschen. Hemi versuchte, ihre Seele zu erspüren, vielleichtgelang es ihm ja, auch Kevin in seine Verbindung mit dem Land und der Welt und den Göttern hinter dem Himmel zu ziehen …
    Kevin litt Höllenqualen, und Hemi brauchte all seine Geduld, um den Tag auf der Klippe zu überstehen. Kevin konnte sich mit der erzwungenen Untätigkeit nicht abfinden, er stand immer wieder auf und sah hinunter zu dem blauen Schal. Er fuhr zusammen, als es aufklarte und ein scharfer Wind aufkam, der den Stoff trocknete und aufbauschte. Konnte Doortje noch am Leben sein? Regte sie sich unter dem Schal? Immer wieder fragte er sich, wo die Helfer blieben, aber natürlich dauerte es Stunden, die Bergungsexpedition zu organisieren.
    Im Maori-Dorf gab es kein ausreichendes Tauwerk,

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