Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
ging auf ihn zu und machte Anstalten, ihm die Arme um den Hals zu legen. Kevin schob sie weg.
»Juliet, bitte, ich will das nicht mehr …«
Juliet lachte. »Du wiederholst dich.«
Kevin atmete tief durch. »Das tut mir leid, Juliet, aber ichmeine es jetzt wirklich ernst. Ich werde nie wieder mit dir … ich …«
»Du musst ja gar nichts machen …«
Juliet ließ sich vor ihm nieder, schob ihre Hände unter sein Hemd und öffnete seine Hose.
»Juliet!« Kevin wollte sich ihr entziehen und hätte dabei fast eine der Götterstatuen umgeworfen. Aber sie hatte sein Geschlecht bereits entblößt, begann, es zu streicheln und rieb sich an ihm. »Juliet, wirklich, es ist aus, du …«
»Es ist erst aus, wenn ich es sage …«
Kevin lief Gefahr, sich erneut zu verlieren, aber dann nahm er sich zusammen und packte ihre Schultern, um sie wegzustoßen. Weder er noch Juliet hörten die Tür.
»Kevin!« Im Eingang des Versammlungsraumes standen Doortje und Matariki. Letztere wandte sich beschämt ab. Doortje aber starrte auf die beiden Menschen in eindeutiger Pose, ohne sich ganz bewusst darüber zu sein, was sie taten.
»Kevin, was … was machst du?«
Juliet lachte auf. Scheinbar gelassen wandte sie sich von Kevin ab und stand langsam auf. »Wonach sieht es denn aus, Dorothy?«, fragte sie. Doortje rang um Worte. Ihre Augen waren weit aufgerissen, und sie fühlte sich wie gelähmt, leer und kalt. Juliet brachte ihr über die Schultern herabgerutschtes Kleid in Ordnung und strich ihr Haar zurück, während Kevin verzweifelt versuchte, möglichst unauffällig seine Hose zu schließen. »Du solltest doch eigentlich wissen, wie es geht …«, schnurrte Juliet lächelnd, »… als verheiratete Frau. Und vorher warst du ja auch kein unbeschriebenes Blatt. Weißt du, was ich glaube, Dorothy?« Doortje starrte ihre Schwägerin sprachlos an. Kevin und Matariki schienen ähnlich paralysiert. Juliet jedoch sprach gnadenlos weiter. »Ich glaube, du kannst einfach nicht teilen, Dorothy. Und dabei solltest du da doch schon Erfahrung haben. Ich sage nur Colin … der liebe Colin Coltrane.« Doortjeerblasste. »Vor dir hat er die süße Chloé glücklich gemacht … davor die reizende Matariki … Hast du ihr nie davon erzählt, Matariki? Vom Vater deiner Tochter?«
Doortje begann zu zittern. »Das ist nicht wahr!«, stieß sie aus. »Ich habe nie mit Colin … keiner hier weiß von … von Coltrane … ich …«
Juliets Lächeln wurde zu einem zufriedenen Grinsen. Sie hatte ins Schwarze getroffen und drehte nun das Messer in der Wunde um.
»Und die gute Kathleen, die Gattin des Pfaffen? Die weiß auch nicht, dass du sie zur Großmutter gemacht hast? Aber sie müsste das wissen, Dorothy. Dein Sohn ist ihr doch wie aus dem Gesicht geschnitten. Eine große Familienähnlichkeit offensichtlich. Hast du deinem Liebhaber nie ins Gesicht geschaut?«
Vor Doortjes Blick verschwamm die Szene im Versammlungshaus. Sie sah Colin Coltranes Gesicht wieder vor sich, sein zerstörtes, vernarbtes, verschrobenes Gesicht, über sie gebeugt in irrer, böser Lust. Mit Kathleens und Atamaries ebenmäßigen Zügen hatte es nichts gemeinsam gehabt. Aber das Haar … der metallische Glanz in dem blonden Haar, den Atamarie und Abraham auch hatten – das war Doortje bereits aufgefallen. Und nun sagte Juliet, dass alle es wussten. Alle wussten von ihrer Schande. Mehr noch … Juliet nahm offensichtlich an, sie hätte sich Colin aus freien Stücken hingegeben.
Doortje stieß einen erstickten Laut aus. Keinen Schrei, dafür hätte sie die Kraft nicht mehr gehabt. Sie warf Kevin einen verstörten, verzweifelten Blick zu. Dann drehte sie sich um und rannte hinaus. Sie hielt es nicht mehr aus. Sie konnte mit dieser Schande nicht leben.
Kevin sah nur Juliet und ihr zufriedenes Gesicht. In einem Anfall verzweifelter Wut schlug er hinein.
»Kevin!« Matariki fasste sich und fiel ihm in den Arm. »Lass sie, das ist jetzt zu spät. Du musst Doortje nach. Du … wir … müssen ihr alles erklären. Himmel, wie konntest du aber auch nur so dumm sein!«
Der Regen hatte wieder eingesetzt. Die Frauen waren zurück in ihre Häuser gegangen oder ins Kochhaus, es wurde Zeit, das Mittagessen vorzubereiten. Die Männer waren noch nicht zurück von der Jagd … Und von Doortje war weit und breit nichts zu sehen.
Kevin und Matariki liefen durch das ganze Dorf, um nach Spuren und Zeugen zu suchen. Fündig wurde allerdings keiner von ihnen. Atamarie
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