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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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die Männer auch abgeseilt oder sind drumherumgeritten. Ich glaube übrigens nicht, dass sie da unten liegt, zumindest nicht unter dem Schal. Guck dir doch den Winkel mal an … So einen Fallwinkel gibt es gar nicht für irgendetwas, das schwerer ist als ein Schal, den der Wind wegtreibt. Istkeiner auf den Gedanken gekommen, mal versuchsweise einen großen Stein runterzuwerfen?«
    Rawiri strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Sie lag zum ersten Mal in seinen Armen, und trotz der Tragödie, um deretwillen sie hier waren, fühlte er sich unendlich glücklich.
    »Atamie, überlass es den Göttern«, sagte er sanft. »Niemand hier will etwas von Fallwinkeln wissen oder Spiegel abseilen, ganz sicher nicht Kevin. Er muss mit eigenen Augen sehen, was dort unten ist. Es muss für ihn Wirklichkeit werden, nur dann kann er weiterleben. Was schwer genug für ihn wird. Ich möchte nicht schuld daran sein, wenn du …«
    Atamarie schmiegte sich an ihn. »Aber trotzdem würdest du einen Drachen für mich bauen, mit dem ich da hinunterfliegen könnte … Ich liebe dich, Rawiri.«
    Rawiri küsste sie. »Ich würde es für dich tun«, flüsterte er. »Aber jetzt gehen wir ja erst mal nach Christchurch. Und ich bin den Göttern dafür dankbar, dass die Canterbury Plains ziemlich flach sind.«

KAPITEL 3
    Lizzie verbrachte eine höllische Nacht der Ungewissheit. Sie hätte die Wärme und Trockenheit in ihrem Haus gern gegen einen Platz an der Seite ihres Mannes und ihrer Söhne eingetauscht. Lizzie hatte bei den Ngai Tahu gelebt und war in viele ihrer Geheimnisse eingeweiht. Die Klippen kannte sie gut, und der Gedanke, dort hinunterzuklettern, jagte ihr Schauer über den Rücken. Insofern sorgte sie sich nicht nur um Doortje, sondern auch um Michael, Kevin und Patrick. Sie wäre gern hochgeritten, um sie von eventuellen Dummheiten abzuhalten, aber sie hütete immer noch die Kinder. May hatte sie an diesem Abend allein zu Bett gebracht. Juliet kümmerte sich nie um die Kleine, und Nandé war nicht nur durch den Verlust Doortjes am Boden zerstört, sondern wurde auch von Juliet vollständig mit Beschlag belegt. Lizzie kannte inzwischen die Anzeichen ihrer schlechtesten Laune, die sie gnadenlos an ihrem Hausmädchen ausließ. Irgendwann hatte Lizzie genug davon und schickte Nandé in ihr Zimmer.
    »Das Mädchen hat jetzt frei, Juliet, jeder Arbeitstag findet mal ein Ende«, beschied sie ihre Schwiegertochter, als die erneut nach ihr rief. »Leg dich hin und schlaf, und ich hoffe, ich bekomme morgen erzählt, was dieses ganze Drama ausgelöst hat! Wie ich dich kenne, Juliet, bist du daran nicht ganz unschuldig. Also denk drüber nach, und lass Nandé in Ruhe.«
    Juliet verstummte daraufhin wirklich, aber Nandé weinte bis tief in die Nacht. Lizzie fragte sich, ob das schwarze Mädchenwirklich um seine frühere Herrin trauerte. Es musste ein seltsames Verhältnis sein, das diese Buren zu den Einheimischen hatten. Doortje sah nicht viel mehr als eine Sklavin in Nandé, aber sie hatte darauf bestanden, sie nicht allein in Afrika zu lassen, weil sie sich verantwortlich für sie fühlte. Und Nandé war Doortje bei der nächstbesten Gelegenheit davongelaufen, aber jetzt trauerte sie um sie wie um ein Familienmitglied.
    Als es endlich still im Haus war, nahm sich Lizzie ein Glas Wein, um schlafen zu können. Sie fühlte sich fast schuldig, dass sie nicht trauerte, aber sie konnte an Doortjes Tod nicht wirklich glauben. Zumindest in der Anfangszeit hatte Lizzie die Burin zwar nicht gemocht – ihr Starrsinn und ihre Bigotterie hatten Lizzie zur Weißglut getrieben –, sie hatte ihr jedoch in gewisser Weise auch imponiert. Lizzie gab es nicht gern zu, aber manchmal dachte sie, dass Doortje ihr selbst, zumindest ein kleines bisschen, ähnelte. Lizzie wäre nicht da gewesen, wo sie heute war, hätte sie ihre Pläne nicht entschlossen verfolgt und an ihren Zielen festgehalten. Sie hatte ein hartes und bewegtes Leben gehabt. Lizzie wusste, was es hieß, zu hungern und erniedrigt zu werden.
    Sie hatte dennoch nie daran gedacht aufzugeben, und sie konnte sich das auch von Doortje VanStout nicht vorstellen. Doortjes Bindung zu ihrem Sohn war vielleicht nicht sonderlich innig – Lizzie glaubte trotzdem nicht, dass die Burin sich von einer Klippe stürzte und ihren Sohn allein zurückließ. Zumal, wenn irgendetwas vorgefallen war, das sie an seinem Vater zweifeln ließ. Lizzies Vorstellungen von den Geschehnissen im Versammlungshaus kamen der

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