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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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und Nandé hockten zusammen im Kochhaus, wo die Frauen Nandé nach Gerichten ihrer Heimat aushorchten und sich fragten, wie Hirse schmeckte – in Afrika ein Grundnahrungsmittel der Schwarzen, das die Maori gar nicht kannten. Alle waren in Gespräche und in die Zubereitung der nächsten Mahlzeit vertieft, Doortje hatten sie nicht mehr gesehen, seit Matariki mit ihr zu einem Dorfrundgang aufgebrochen war.
    Atamarie verstand Matarikis Aufregung nicht. »So weit kann sie ja nicht sein«, meinte sie gelassen. »Wahrscheinlich heult sie sich irgendwo aus. Ist ja auch peinlich, Kevin sollte sich wirklich schämen. Sie kommt sicher zurück.«
    Matariki ließ ihre ahnungslose Tochter bei den Frauen und rannte zurück in den Regen, um nach Kevin zu sehen. Der war jedoch auch nicht weitergekommen. Der Boden im Dorf war festgetreten, und es waren so viele Menschen vor dem Versammlungshaus herumgelaufen, dass sich Doortjes Spuren nicht ausmachen ließen. Zumindest nicht von Kevin, der kein großer Fährtenleser war – und obendrein völlig aufgelöst.
    »Riki, wenn sie sich etwas antut …« Tränen schossen ihm in die Augen.
    Matariki legte den Arm um ihn. »Nun bleib mal ruhig, soschnell geht das ja nicht. Meinst du denn, sie ist dazu fähig? So … gläubig, wie sie ist?«
    Kevin zuckte sie Schultern. Er sah Johannas bleiches Gesicht vor sich, ihr langes, nasses Haar, nachdem man sie aus dem Fluss gezogen hatte. Die andere VanStout-Schwester, genauso gläubig, aber nicht fähig, mit ihrer Schande weiterzuleben. Doortje hatte dies einmal geschafft, aber gelang es ihr ein weiteres Mal?
    Er nickte.
    Matariki sah sich noch einmal im Dorf um. Sie fragte sich, wohin sie selbst gegangen wäre, aber das war natürlich müßig. Sie kannte sich hier schließlich aus und hätte genau gewusst, wo sie einen See gefunden hätte oder eine Klippe, von der sie sich hätte herabstürzen können. Doortje dagegen musste blind in den Wald gelaufen sein.
    »Wir brauchen gute Fährtensucher«, sagte Matariki. »Hemi und Rewi und Tamati. Aber die sind alle noch im Wald.«
    Nun würden die Jäger sicher bald zurückkehren, bei Regen versteckten sich sowohl die einheimischen Vögel wie auch die eingeschleppten Kaninchen, die sonst als bevorzugte Jagdbeute galten. Aber bis dahin war wenig zu machen.
    Matariki ging zurück ins Versammlungshaus, um Juliet zu stellen. Es würde nichts nützen, aber sie brauchte jetzt ein Ventil für ihre Wut und ihre Hilflosigkeit.
    Juliet war allerdings auch verschwunden.
    Es dauerte über eine Stunde, bis die Jäger zurückkehrten, aber dann fanden sie Doortjes Spur ziemlich schnell. Die junge Frau war in Richtung der Berge gelaufen, quer durch den Wald, sie musste die Wege gemieden haben. Zuerst war sie gerannt, aber dann zwang das Unterholz sie zu langsamerer Gangart. Zudem ging es hier steil bergauf. Kevin kletterte verbissen hinter den Jägern her. Er wusste genau, wo dieser Aufstieg endete. Es warsicher Zufall gewesen, aber Doortje war einen Berg hinaufgelaufen, der auf der anderen Seite abrupt zu einem Tal hin abfiel. Die Aussicht von dieser Klippe war atemberaubend, und bei den Maori galt der Platz als tapu  – heilig. Sie kamen hierher, um zu meditieren, ihre Seele mit der Landschaft zu verbinden …
    Kevin war bislang nur einmal auf diesem Aussichtspunkt gewesen, als Junge, gemeinsam mit Patrick. Die beiden hatten von spektakulären Besteigungen gewaltiger Berge gelesen und planten nun, sich in den Abgrund abzuseilen, um für künftige Besteigungen des Mount Everest gewappnet zu sein. Hainga, die Weise Frau des Ortes, hatte die Jungen erwischt, bevor sie sich zu Tode stürzen konnten. Ärger gab es dann gleich zweimal: von Michael und Lizzie wegen ihres Leichtsinns und von ihren Maori-Freunden wegen der Verletzung der Tabuzone.
    »Hier geht es nicht weiter«, meinte Hemi schließlich, als sich der Wald nach einem etwa einstündigen Aufstieg lichtete und den Blick in die Schlucht freigab.
    Trotz des Regens war der Ausblick eindrucksvoll. Tief unter ihnen suchte sich ein Bach seinen Weg – dahinter erstreckten sich ein Tal und dann gras- oder waldbewachsene Hügel. Ganz hinten, fast am Horizont, erahnte man die schneebedeckten Südalpen.
    »Sie kann nach rechts oder links weitergelaufen sein«, meinte ein anderer Maori. »Aber ich finde keine Spuren mehr.« Der Untergrund war felsig, dazu glattgetreten von den unzähligen tohunga und ihren Adepten, die hier auf der Suche nach ihren Göttern gewandelt

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