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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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einen Gedanken, sondern lud gleich das ganze Expeditionskorps ein, in Parihaka Station zu machen.
    Tatsächlich waren es dann wirklich nur die Widrigkeiten des Herbstes, die Dobbins und seine Studenten aufhielten. Den größten Teil des Weges nach Blenheim konnten sie zwar bequem im Zug zurücklegen, aber die Überfahrt mit der Fähre zur Nordinsel gestaltete sich noch unruhiger, als das sonst der Fall war. Atamarie beobachtete nicht ohne Schadenfreude, dass ihre Kommilitonen fast alle mit grünen Gesichtern über der Reling hingen. Lediglich ein junger Mann hielt sich ähnlich tapfer wie sie selbst, vielleicht, weil ihn die Technik des Dampfschiffes mehr interessierte als der Zustand seines Magens.
    »Das Schlingern müsste man ausgleichen können«, bemerkte er irgendwann zu dem mäßig interessierten, dafür schwer seekranken Professor Dobbins. »Mittels Stabilisatoren. Zum Beispiel, indem man seitlich des Schiffes so eine Art Flossen anbrächte …«
    Atamarie mischte sich ein. »Es wäre ja schon hilfreich, wenn wenigstens die Passagierräume nicht so betroffen wären. Man könnte sie drehbar lagern, sodass sie immer in der horizontalen Position blieben.«
    »Hat man schon versucht«, informierte sie der junge Mann. »Henry Bessemer 1875. Funktionierte bloß nicht.«
    Atamarie zog einen enttäuschten Flunsch, von dem sie wusste, dass er auf die meisten jungen Männer unwiderstehlich wirkte. Gewöhnlich interessierte sie das zwar nicht sehr, aber diesem aufgeweckten Studenten wäre sie gern aufgefallen. Leider hatte er nur Sinn für seine Idee zur Beruhigung der Schiffslage – er schaute aufmerksam über die Reling, als suche er schon Möglichkeiten, seine »Flossen« anzubringen.
    »Für die Stabilisatoren gibt’s auch schon ein Patent, Pearse«, bemerkte Dobbins und hielt sich die Hand vor den Mund. »O Gott, je mehr Sie darüber reden, desto schlechter geht es mir … Aber schlagen Sie in Christchurch mal nach, ich glaube, das war vor zwei Jahren …«
    Der Student seufzte und blickte bekümmert. »Ich werde bloß keine Gelegenheit dazu haben«, meinte er und wandte sich ab. »Ich bekomme doch keinen Bibliotheksausweis mehr.« Er ging ein paar Schritte übers Deck, als wollte er das Gespräch hier beenden. Dobbins schien das recht zu sein, er beugte sich eben in eindeutiger Absicht über die Reling.
    Atamarie folgte dem Studenten, den er Pearse genannt hatte, und schaute ihn jetzt genauer an. Er hatte braunes kurzes Haar, ein rundes Gesicht und schien nur wenig älter zu sein als sie selbst.
    »Sind Sie denn schon fertig mit dem Studium?«, fragte sie ihn verwundert. »Sie sehen noch so jung aus. Haben Sie früher angefangen als die anderen?«
    Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Schön wär’s … Nein, ich hab gar nicht richtig studiert. Nur ein paar Vorlesungen gehört. Meistens im zweiten Jahr, der Professor war so nett, es mir zu erlauben. Obwohl ich eigentlich nur als Labordiener am Institut war. Meine Eltern können sich das Studium nicht leisten. Aber so hatte ich immerhin ein paar Monate in Christchurch. Und jetzt die Expedition … das ist schon sehr freundlich von Professor Dobbins, mir das zu ermöglichen. Das Institut zahlt auch ein wenig. Aber danach hilft mir nichts mehr, ich muss zurück nach Temuka.« Temuka war eine kleine Stadt nördlich von Timaru an der Ostküste der Südinsel. »Als ich einundzwanzig wurde, habe ich da in der Nähe hundert Acre Land erhalten. Also werde ich Farmer …« Der junge Mann wirkte unglücklich.
    »Tut mir leid«, murmelte Atamarie. »Also das mit dem Studium. Hundert Acre Land in Canterbury sind bestimmt sehr … hm …« Ihr fiel kein rechtes Wort ein. Entmutigt schwieg sie.
    Pearse lachte und warf ihr einen Seitenblick zu. »Sie könnte das also auch nicht locken. Eine echte Abwechslung. Die Mädchen in den Canterbury Plains kriegen bei Erwähnung der Quadratmeterzahl meistens gleich leuchtende Augen. Die richtige Bezeichnung wäre übrigens ›flach‹. Das Land ist sehr flach.«
    Atamarie lachte. Sie freute sich an der Unterhaltung, die jetzt fast zu einem Flirt wurde. »Ich komme aus Otago, da haben wir deutlich mehr Berge. Wenn Sie sich also aus Verzweiflung irgendwo herunterstürzen wollen …«
    »Nicht aus Verzweiflung«, bemerkte der Mann. »Höchstens … Aber verzeihen Sie, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Pearse, Richard Pearse.«
    »Atamarie Parekura Turei«, nannte Atamarie ihren Namen.
    Pearse nickte. »Ich weiß. Man

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