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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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in Temuka konnte er für wenig Geld viel Land erwerben. Das hat ihn gereizt. In Cornwall hatte die Familie nie so viel. Und wir sind eine große Familie, die ernährt werden will. Neun Kinder insgesamt …«
    Atamarie staunte. »Neun Kinder! Das ist ja fast eine Rugby-Mannschaft!«
    »Eher ein Orchester«, lächelte Richard. »Meine Eltern sind sehr kulturell interessiert, jedes Kind musste ein Instrument lernen. Ich spiele zum Beispiel Cello.«
    Atamarie war bereit, ihn dafür zu bewundern. Außer einpaar dilettantischen Versuchen auf Maori-Blasinstrumenten hatte sie selbst keinerlei musikalische Ausbildung.
    »Richtig gut?«, erkundigte sie sich.
    Richard schüttelte den Kopf. »Richtig gut«, gestand er, »bin ich eigentlich nur in Mathematik und Physik. Und Maschinenbau, ich wäre gern Erfinder.« Letzteres kam sehr leise heraus, fast als schäme er sich seiner Träume.
    Atamarie war jedoch weit davon entfernt, Richard auszulachen. »Können Sie ja werden«, meinte sie gelassen. »Um ein Patent anzumelden, braucht man keinen Hochschulabschluss. Und Sie können da anfangen, wo Sie sind. Landmaschinen zum Beispiel – da kann man bestimmt noch was verbessern! Oder Abschlepptechnik.«
    Sie wies lächelnd auf Dobbins und einen seiner Studenten aus dem dritten Jahr, die das Problem mit dem festgefahrenen Wagen gerade ausführlich theoretisch erläuterten.
    »Das hier schreit nach einem Hebel. Kommen Sie, wir machen uns mal nützlich. Wenn Sie auch schon Karren in den Schlamm gesetzt haben, müssten Sie doch wissen, wie man sie wieder rauskriegt.«
    Atamarie spannte schließlich zwei weitere Pferde mittels behelfsmäßiger Geschirre vor den Planwagen, während Richard zwei Studenten anwies, an genau bestimmten Stellen Hebel anzusetzen. Die Männer hievten das Gefährt sehr schnell aus dem Morast, und ein beschädigtes Rad wechselte Richard auch mühelos selbst. Atamarie stellte fest, dass er nicht nur über theoretisches Wissen, sondern auch über äußerst geschickte Hände verfügte. Große, sehr kräftige Hände, die ihr genauso gut gefielen wie sein offenes, freundliches Gesicht mit den nussbraunen Augen und sein dickes, lockiges Haar.
    Am Ende waren Atamarie und Richard gleichermaßen schlammverschmiert, ernteten aber ein Lob von Professor Dobbins, während die anderen Studenten sie immer misstrauischer beäugten. Auch Richard war wohl ein Außenseiter. Er behandelte alle höflich, hatte sich allerdings niemandem näher angeschlossen. Bis jetzt. Und verheiratet schien er auch nicht zu sein, jedenfalls trug er keinen Ring.
    Atamarie ließ ihr Pferd vergnügt neben Richards hertrotten, während er über Fahrzeugtechnik dozierte. Er hatte tatsächlich einige Ideen zur Verbesserung von Landmaschinen und schien begeistert, dass Atamarie ihm das zutraute. Für Atamarie verging der Tag so wie im Flug, trotz Aufenthalten und Dauerregen. Eigentlich hätte man inzwischen schon die Berge sehen müssen, aber der Mount Taranaki versteckte sich hinter tief hängenden Wolken.
    »Wozu braucht man hier eigentlich einen Nationalpark?«, brummte einer der anderen Studenten, der erkennbar die Lust am Regenritt verlor. »Hier sieht’s doch auch nicht viel anders aus als in den Plains.«
    Tatsächlich ritten sie vorerst hauptsächlich durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet – hügeliges Grasland, der Region Otago auf der Südinsel nicht unähnlich. Gelegentlich passierten sie abgeerntete Felder, aber das meiste Land gehörte Schafzüchtern. Die Tiere waren auch oft zu sehen, sie standen in kleineren oder größeren Gruppen stoisch im Regen. Die Feuchtigkeit lief an ihrer dicken Wolle mühelos ab.
    »Die haben’s gut«, meinte Richard. Sein Mantel war bereits völlig durchnässt, und Atamarie ging es nicht anders. »Wo schlafen wir denn eigentlich?«
    Der Gedanke, jetzt noch ein Zelt aufzustellen, war ihm deutlich zuwider. In dieser Nacht hatten die Reisenden aber Glück. Schon am frühen Abend fand sich eine Farm, deren Besitzer den verfrorenen Wissenschaftlern gern einen Scherschuppen öffnete. Die Stadtkinder unter den Studenten rümpften zwar die Nase über den Geruch nach Mist und Lanolin, aber im Grunde waren alle froh, dass kein Zelt aufzubauen war. DieFrau des Farmers kochte sogar für die jungen Leute, der Farmer erlaubte, dass sie ein Feuer anzündeten, und die Familie kam abends vorbei, um zu plaudern.
    »Und das soll nun ein Nationalpark werden, da oben am Taranaki?«, fragte der Farmer freundlich. »War ja

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