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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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imponierenden Vulkan zu fragen.
    »Bevor das allerdings so weit ist, steht noch einiges an Vermessungsarbeit an«, führte der Professor aus. »Und viel Geld möchte der Staat dafür natürlich nicht ausgeben. Deshalb hat man sich an die Universitäten gewandt, bevorzugt natürlich an unsere!« Die Studenten trommelten anerkennend. Dobbins lachte. »Nun, ich nehme den Ruf natürlich gern an, zumal er mir erlaubt, meine begabtesten Studenten zu Feldstudien heranzuziehen. Wir werden eine mehrwöchige Expedition organisieren. Landvermessung in bislang unerschlossenen Regionen. Da oben herrscht schließlich …« Er blätterte in seinen Notizen.
    Atamarie meldete sich. »Auf dem Berg selbst wächst nicht viel«, meinte sie. »Da liegt ja auch meistens Schnee. Die Vermessung wird höchstens durch die schroffe Landschaft behindert, man muss ganz schön klettern. Rund um den Taranaki gibt es Regenwald. Es regnet dort andauernd, eine der feuchtesten Gegenden des Landes.« Sie lächelte. »Die Maori sagen, Rangi weine über den Streit der Götter …«
    Dobbins runzelte die Stirn. »Der Streit welcher Götter, Miss Turei? Aber Sie scheinen sich ja gut auszukennen. Waren Sie schon einmal da?«
    Atamarie berichtete, dass sie den Berg sogar schon einmal bestiegen habe, gemeinsam mit einer tohunga , die den Kindern von Parihaka die Geschichte des unglücklich verliebten Vulkans erzählt und etliche Rituale durchgeführt habe, um zwischen den Göttern Frieden zu stiften.
    »Und um den Regenwald herum ist Farmland«, führte sie dann weiter aus. »Recht fruchtbar, eben Vulkanerde. Aber es gibt immer wieder Streit darum. Kann sein, dass die pakeha -Farmer auch wegen der Vermessung Ärger machen. Abgeben werden sie jedenfalls nichts.«
    Dobbins lächelte. »Das war ja sehr erhellend, Miss Turei, vielen Dank. In dem Zusammenhang freut es mich besonders, dass ich mich entschlossen habe, Ihnen die Teilnahme an der Expedition zu ermöglichen. Natürlich nur, falls Sie Lust haben – und wenn Ihre Eltern es erlauben. Ansonsten werden nur Studenten der älteren Jahrgänge dabei sein. In Ihrem Fall haben wir natürlich überlegt …« Der Professor hielt inne. Es war sicher nicht ratsam, die Frauenfrage anzuschneiden. Er hatte auch lange darüber nachgedacht und mit seinen Kollegen diskutiert, ob es akzeptabel sei, ein einziges Mädchen mit einer Gruppe männlicher Studenten auf eine Expedition zu schicken. Dann hatte er sich aber zu der Ansicht durchgerungen, dass ihn nur Atamaries wissenschaftliche Ausbildung anging, nicht die Wahrung ihrer Tugend. Das Mädchen, beziehungsweise seine Eltern, mussten selbst entscheiden, ob es die Reise ohne Anstandsdame antreten wollte. »Aber wenn Sie sich nun auch noch als ortskundig erweisen …«
    Atamarie zuckte die Schultern. »Ich fahre sehr gern mit! Wenn Sie jedoch wirklich Ortskundige suchen, fragen Sie in Parihaka. Die Maori siedeln seit Jahrhunderten um den Mount Taranaki, sie kennen sich da aus.«
    »Und erschießen Sie womöglich von hinten, wenn Sie eine Vermessungsstange auf einem heiligen Berg aufstellen«, feixte einer der Studenten.
    Atamarie warf ihm einen wütenden Blick zu, sagte sich dann aber, dass wahrscheinlich nur der Neid aus ihm sprach. Der Sprecher wäre wohl auch gern mitgefahren.
    »Die Maori unterstützen die Einrichtung der Nationalparks«, kam ihr nun aber auch Dobbins zu Hilfe. »Miss Turei hat Recht. Wenn es Widerstand gibt, so höchstens von ortsansässigen Farmern. Aber deren Land betrifft es ja gar nicht. Es wird wirklich eine praktisch kreisrunde Fläche um den Mount Egmont sein. Ein guter Anlass, die Vermessung von Kreisflächen noch mal zu wiederholen. Mr. Potter, erzählen Sie uns doch gerade mal, was Sie darüber wissen …«
    Atamarie wusste zumindest, dass der Herbst nicht der allerbeste Zeitpunkt war, den Mount Taranaki zu besuchen oder gar zu besteigen. In den oberen Regionen konnte es jetzt schon schneien, und ansonsten lag der Berg meist unter einer dicken Wolkendecke. Im Wald unterhalb des Berges würde man wohl nicht frieren, aber Atamarie rechnete mit sehr nassen drei Wochen. Die Erlaubnis ihrer Eltern machte ihr dagegen kein Kopfzerbrechen. Der Begriff Anstandsdame gehörte nicht zum Wortschatz der Maori, und auch ihre Großeltern waren selbstständige junge Frauen gewohnt. Lizzie machte sich nur Sorgen darüber, ob Atamaries Zelt auch dicht und ihr Schlafsack einigermaßen warm sein würde – und Matariki verschwendete nicht mal an diese Dinge

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