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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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deutlich nüchterneres, aber ebenso erfreutes Begrüßungskomitee, darunter Atamaries Mutter. Matariki Parekura Turei war eine schlanke, nicht sehr große Frau mit langem, welligem schwarzem Haar, das sie nach Maori-Art offen trug. Sie hatte große hellbraune Augen, die oft fast golden schimmerten und der hellen Hautfarbe der Halb-Maori zu besonderem Glanz verhalfen.
    »Ach, das ist schön, dich wieder mal zu Hause zu haben, Atamie!«, freute sich Matariki und zog Atamarie nach pakeha -Art in die Arme, bevor sie nach Maori-Tradition Stirn und Nase an die ihre legte und den hongi mit ihr tauschte. »Kupe ist wieder mal in Wellington, und ich fühle mich einsam. Warte, wir zeigen deinen Freunden gerade die neuen Gästehäuser, und dann kommst du mit zu mir.«
    Das neue Parihaka bestand aus schmucklosen, schnell wieder aufgebauten Hütten, aber auch wieder aus mit kunstvollen Schnitzereien versehenen Versammlungshäusern. Für Gäste gab es moderne Wohnhäuser mit funktionalen Mehrbettzimmern und sogar fließendem Wasser.
    »Sie lassen ein bisschen an Geist vermissen«, erklärte Matariki bedauernd. »Wir hätten eigentlich bevorzugt, unsere Gäste im Stil der alten Maori in Gemeinschaftshäusern unterzubringen. Aber die meisten bevorzugen Komfort vor Tradition … Und es sind ja auch viele pakeha. Wir möchten nicht, dass sie meinen, wir könnten mit moderner Technik nichts anfangen.«
    Professor Dobbins und seine Studenten konnten auf den Segen der Geister verzichten. Sie versicherten Matariki, während der ganzen Reise nicht so bequem genächtigt zu haben.
    »Bleiben Sie ruhig so lange, wie Sie mögen!«, lud Matariki sie ein. »Das Land können Sie auch von hier aus vermessen, ist doch egal, ob Sie im Osten anfangen oder im Westen. Am besten machen Sie’s vom Wetter abhängig: Wenn es gut aussieht, bleiben Sie ein paar Tage im Wald, und wenn es eher schlecht ist, schlafen Sie hier. Morgen Abend würden wir Sie aber auf jeden Fall gern zum traditionellen hangi -Fest begrüßen. Wir nutzen die Vulkanaktivität für unsere Öfen, das wird Sie vielleicht auch als Techniker interessieren.«
    Atamarie war sich sicher, dass zumindest Richard dazu gleich zehn Verbesserungsmöglichkeiten einfallen würden, aber an diesem Abend war jeder der Expeditionsmitglieder zu müde, um an etwas anderes zu denken als Schlaf. Atamarie rollte sich zufrieden auf ihrer Matte im Haus ihrer Eltern zusammen. Matariki und Kupe begeisterten sich zwar für Maori-Traditionen, hatten allerdings beide pakeha -Erziehung genossen. Gemeinsame Übernachtungen mit dem ganzen Stamm im Versammlungshaus hatten keinen Reiz für sie, sie bevorzugten ein bisschen Privatsphäre. Daher bewohnten sie ein eigenes kleines Blockhaus nahe der Schule, das wunderschön im Maori-Stil mit Schnitzereien verziert war.
    »Geht es denn gut, bisher?«, fragte Matariki nur noch kurz, bevor sie ihre Tochter ins Bett schickte. »Diese Exkursion … kommst du zurecht mit all den jungen Männern?«
    Atamarie lächelte ihre Mutter glücklich an. »Wunderbar«, seufzte sie. »Es ist der schönste Ritt … also der schönste Ausflug, den ich je gemacht habe!« Sie gähnte.
    Matariki erwiderte das Lächeln nachsichtig, wunderte sich allerdings ein bisschen. Drei Tage Regen, und ihre eher wenig naturverbundene Tochter sprach vom schönsten Ausflug ihres Lebens? Sie beschloss, sich die anderen Expeditionsteilnehmer am kommenden Morgen genauer anzusehen. Offensichtlich war einer darunter, der für Atamarie die Sonne aufgehen ließ …
    Die Leute von Parihaka stellten Dobbins und seinen Studenten bereitwillig Führer in das Gebiet des künftigen Nationalparks. Wie der Professor schon in Christchurch gesagt hatte, unterstützten die Maori das Projekt.
    »Hier brauchen Sie sich auch keine Gedanken über wild gewordene Farmer zu machen, wenn Sie mal einen Quadratmeter Feld einbeziehen«, erklärte Matariki. »Alles Land zwischen Vulkan und Parihaka gehört uns – das hat uns sogar die Regierung unter Seddon großzügig zugestanden. Sprich, es ist weit weniger fruchtbar als das Land zwischen Dorf und Meer. Das gehört jetzt zum Teil weißen Farmern. Früher haben wir es ebenfalls bearbeitet, aber heute wohnen ja auch nicht mehr ganz so viele Leute hier.«
    Letzteres klang etwas traurig, aber Dobbins versicherte Matariki, dass Parihaka immer noch etwas ganz Besonderes sei. Er war äußerst beeindruckt von den Läden, der Bank und der Bäckerei – die Studenten kauften bereits Andenken

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