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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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für ihre Familien zu Hause. Atamarie freute sich, als ihre Mutter den Besuchern für den Abend ein traditionelles powhiri ankündigte, eine Begrüßungszeremonie für willkommene Stämme.
    »Kann ich wohl mittanzen?«, fragte sie Matariki, bevor sie sich auf ihr Pferd schwang.
    Atamarie war ganz professionell ausgestattet mit Fernrohr, Karten und Vermessungsstäben, trug wieder ihr altes Reitkleid, hatte ihr Haar geflochten und suchte Regenschutz unter einem breitkrempigen, ledernen Hut. Matariki wunderte sich erneut.Natürlich hatte ihre Tochter gelernt, einen haka zu tanzen, und war als kleines Mädchen auch begeistert mit den anderen herumgesprungen. In den letzten Jahren riss sie sich aber eigentlich nicht um den Auftritt im traditionellen piu-piu -Röckchen mit knappem Oberteil aus Hanf und flirrenden poi-poi -Bällen. Ein erneutes Indiz dafür, dass sie sich für einen der jungen Männer in der Gruppe interessierte. Aber bisher konnte Matariki nicht erkennen, dass einer der Expeditionsteilnehmer ihre Tochter mit glühenden Blicken verfolgte. Zuvor beim Frühstück hatte Atamarie mit dem Professor und dessen offenbar liebstem Schüler zusammengesessen, einem schmalen jungen Mann mit dicken braunen Locken. Aber geflirtet hatte sie nicht mit ihm. Matariki war gespannt, wie sich der Abend gestalten würde.
    »Natürlich kannst du mitmachen«, meinte sie gutmütig. »Ich schau mal, ob ich ein Tanzkleid für dich finde. Aber nicht, dass du dich wieder beklagst, wenn du darin frierst!«
    Das Wetter blieb an diesem Tag klar, und die Studenten erkundeten fasziniert den Regenwald. Die Vegetationszonen am Fuß des Vulkans wechselten erstaunlich plötzlich – eben befand man sich noch in einer lichten Landschaft mit Feldern und Wiesen, gelegentlich einer Gruppe von Nadelbäumen, die ganz europäisch wirkte, und dann betrat man ein märchenhaftes Halbdunkel, beherrscht von baumhohen Farnen, Schlingpflanzen und Flechten.
    »Würd mich nicht wundern, wenn hier eine Schlange rumhängt«, scherzte einer der Studenten und sah zu einem der gewaltigen Kamahi-Bäume auf, deren Luftwurzeln bizarre Formationen bildeten. »Oder Affen … wie im Dschungelbuch.«
    Ihr Führer lächelte nachsichtig. »Mr. Kipling beschreibt den Dschungel in Indien«, bewies er Bildung. »Aber hier ist die Vegetation gänzlich anders, viele Gewächse in Aotearoa sind endemisch. Wie zum Beispiel der Rimu. Er braucht dringendSchutz, die pakeha haben viele Bäume gefällt für ihre Häuser und Möbel. Früher gab es ganze Wälder davon, und die einzelnen Bäume konnten Hunderte von Jahren alt werden.« Er zeigte auf einen der gerade gewachsenen hohen Bäume mit seinen recht breiten Nadeln. »Und mit Schlangen oder Affen brauchen Sie auch nicht zu rechnen, hier gibt es nur Vögel und Insekten … ach ja, und eine Schneckenart.« Er erschlug eine Mücke.
    Professor Dobbins dozierte, dass der Gipfel des Taranaki einer der symmetrischsten der Welt sei und wie man diese sehr spezielle Landmarke bei der Vermessung nutzen könnte. Atamarie und ihre Kommilitonen kletterten auf Hügel, bezeichneten Landmarken und trugen sie in Karten ein. Leider sah die junge Frau dabei nicht viel von Richard. Der ging hauptsächlich dem Professor zur Hand und sammelte die Resultate der einzelnen Gruppen. Atamarie arbeitete gemeinsam mit einem ziemlich eingebildeten jungen Mann aus dem dritten Jahr. Porter McDougal nahm das Mädchen an seiner Seite erst zur Kenntnis, nachdem Atamarie ihm einen groben Fehler nachwies. Danach betrachtete er sie wie ein lästiges Insekt, ließ aber immerhin zu, dass sie ihren Teil an der Arbeit tat. Im Laufe des Tages überließ er ihr auch gern die schwierigeren, mit Aufstiegen und Durchqueren dichten Buschwerks verbundenen Aufgaben. Im Wald behagte es ihm erkennbar nicht, wahrscheinlich war er bislang kaum aus Christchurch herausgekommen.
    »Morgen steigen wir höher, da ist die Vegetation nicht so dicht«, tröstete ihn Atamarie, als sie schließlich zurück nach Parihaka ritten: das Mädchen schmutzig, mit Rissen im Kleid und zerkratzten Fingern von den teilweise stacheligen Pflanzen, der junge Mann wie aus dem Ei gepellt. »Mehr Büsche und Gras. Aber die Hänge sind teilweise noch steiler.«
    »Wir erwarten dann auch etwas mehr sportlichen Einsatzvon Ihnen, Mr. McDougal«, bemerkte der Professor, der die Unterschiede in Atamaries und Porters Aufzug natürlich bemerkte. »Und nun tun Sie mal nicht so, als wären Sie jetzt schon komplett

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