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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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erschöpft. Nehmen Sie sich besser ein Beispiel an der jungen Dame. Und wollen Sie nicht heute Abend sogar noch tanzen, Miss Turei?«
    Atamarie freute sich über das Lob und war entsprechend euphorisch, als sie wieder in Parihaka eintrafen. Die Bewohner öffneten dort auch schon die ersten Erdöfen und die Siedlung war von aromatischem Duft erfüllt.
    Matariki erwartete ihre Tochter mit dem traditionellen Tanzkleid. Sie beobachtete wohlgefällig, wie die junge Frau ihr Haar löste, es mit einem breiten Stirnband in den Farben von Parihaka zurückhielt und in das freizügige Kostüm schlüpfte.
    »Wem der Herren möchtest du denn jetzt imponieren?«, erkundigte sie sich beiläufig und fühlte sich bestätigt, als Atamarie, ganz gegen ihre sonstigen Gewohnheiten, rot anlief.
    Dann berichtete sie aber freiheraus. Sie hatte nie große Geheimnisse vor Matariki gehabt, und für die Halb-Maori war es selbstverständlich, dass ihre Tochter sexuelle Erfahrungen machte.
    »Ich kann wunderbar mit ihm reden! Er hat genau die gleichen Wünsche und Berufsvorstellungen wie ich. Er ist Erfinder, Mommy! Ich könnte ihm helfen, wir könnten zusammen arbeiten …«
    Matariki lachte. »Also dein Geschenk der Götter. Aber wo ist das Problem?«
    Atamarie seufzte. »Bis jetzt hat er nicht einmal versucht, mich zu küssen. Er hält Abstand, er … Ich fürchte, er interessiert sich nicht für mich.«
    Matariki schmunzelte. »Kind, du bist hier nicht auf dem Neujahrsfest in Parihaka, sondern auf einer wissenschaftlichen Expedition. Da ist Händchenhalten nicht erwünscht. Es istganz richtig von dem jungen Mann, sich zurückzuhalten. Vielleicht wartet er einfach, bis dies hier zu Ende ist.«
    Atamarie nagte an ihrer Unterlippe. »Schon …«, räumte sie ein. »Das hab ich mir natürlich auch bereits überlegt. Es ist nur … also er … irgendwie … er guckt mich nicht richtig an.«
    Matariki runzelte die Stirn. Sie würde sich den jungen Mann an diesem Abend wirklich genauer ansehen müssen.
    Eine powhiri -Zeremonie war eine gewichtige Angelegenheit, die mehrere Stunden dauern konnte. Diesmal zog sie sich allerdings nicht ganz so lange hin, weil die Besucher nicht viel dazu beizutragen hatten. Während sonst beide Seiten tanzten und beteten, zeigten an diesem Abend nur die Leute von Parihaka, was sie zu bieten hatten.
    » Powhiri dient der Begrüßung, aber auch der Einschüchterung«, erklärte Matariki dem Professor und damit zwangsläufig auch Richard. Sie hatte zwischen den beiden Männern Platz genommen. »Man heißt die Besucher, die ja meistens nicht einzeln, sondern als ganzer Stamm mit bis zu den Zähnen bewaffneten Kriegern eintreffen, willkommen, aber man zeigt ihnen auch, was man selbst an Waffentechnik und Verteidigungsbereitschaft zu bieten hat.« Sie wies lächelnd auf die jungen Männer, die eben einen martialischen haka aufführten, in dessen Verlauf sie mit den Speeren auf den Boden stampften, Scheinangriffe durchführten und den Gegnern Grimassen schnitten.
    »Kenn ich vom Rugby«, bemerkte einer der Dunediner Studenten, und Matariki lachte.
    »Ja, das ist eine schöne neue Sitte, ein Beweis für Te Whitis These, dass Maori und pakeha einander etwas zu bieten haben: Wir haben von den Engländern das Rugby-Spiel gelernt und sie von uns den haka , um die gegnerische Mannschaft einzuschüchtern.«
    Schließlich folgte die Begrüßung durch die älteste Priesterin, die mit einem kehligen Schrei, dem karanga , ein spirituelles Band zwischen Himmel und Erde, Gastgebern und Gästen knüpfte.
    »Ab jetzt wird’s friedlich«, kommentierte Matariki, und tatsächlich traten nun die jungen Mädchen auf, um den haka powhiri zu tanzen. Matariki hielt ein Auge auf ihre Tochter, die trotz fehlender Übung und der strapaziösen Exkursion an diesem Tag recht gut mithielt. Die Flügel der Liebe … Matariki lächelte, wandte ihre Aufmerksamkeit dann aber Richard zu. Und stellte schnell fest, was Atamarie mit ihrer seltsamen Bemerkung gemeint hatte.
    Richard Pearse sah dem Tanz mit Interesse und auch Wohlgefallen zu. Er hatte zuvor erzählt, dass er aus einer sehr musikalischen Familie käme, und ganz offensichtlich genoss er den Abend und die fremden Weisen. Aber seine Augen leuchteten nicht auf, wenn sein Blick Atamarie streifte. Matariki erkannte keine Lüsternheit wie in den Augen einiger anderer Studenten, jedoch auch keine Anbetung. Bis jetzt war Richard Pearse nicht erkennbar verliebt in Atamarie.
    Aber das konnte ja noch

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