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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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oder gar gegen den Willen der rechtmäßigen Besitzer. Aber er wollte auch Frieden. Er wollte, dass Maori und pakeha voneinander lernen. Das kam sehr gut an, ein paar Jahre lang kamen bei jedem Vollmond viele Tausend Besucher nach Parihaka, umihn zu hören. Und fast jeder Maori-Stamm der Insel baute sein eigenes marae in Parihaka …«
    » Marae sind Häuser?«, fragte Dobbins.
    »Eigentlich Wohnbereiche«, berichtigte Atamarie. »Also Versammlungsplätze, Wohnhäuser, Vorratshäuser … in Parihaka war’s in der Regel ein Versammlungshaus für jeden Stamm. Einfach, um Präsenz zu zeigen, oder, wie meine Mutter sagt, den Geist von Parihaka zu atmen und dann mit in jeden Winkel der Insel zu nehmen. Ich war da noch nicht geboren, aber meine Eltern sagen, es sei wunderschön gewesen. Alles Frieden und Liebe. Viel Arbeit, aber auch Tanz und Musik … meine Mutter meint, jeder Abend sei ein Fest gewesen.«
    »Aber dann kamen die Landvermesser«, erinnerte sich Dobbins.
    Als der Kampf um Parihaka tobte, waren die Zeitungen auch auf der Südinsel voll davon gewesen.
    Atamarie nickte. »Die Regierung wollte pakeha -Farmer in der Gegend ansiedeln und verkaufte ihnen bedenkenlos das Land der Maori-Stämme, die hier seit Jahrhunderten ansässig waren. Te Whiti und seine Leute protestierten dagegen – friedlich und teilweise sehr einfallsreich …«
    Dobbins lächelte. »Ich erinnere mich, dass sie Grasland umpflügten, nicht wahr? Was es unbrauchbar für Schafhaltung machte …«
    »Und sie begannen, das Land der Stämme einzuzäunen«, fügte Atamarie hinzu. »Aber letztlich machten sie die Regierung damit natürlich nur wütend, und am Ende wurde Parihaka gestürmt und zerstört. Te Whiti und seine Anhänger waren eine Zeitlang im Gefängnis … es muss sehr traurig gewesen sein, ein paar Leute sind sogar gestorben. Aber später, als Te Whiti wieder frei war, ging er zurück nach Parihaka, und es kamen auch viele frühere Bewohner zurück. Meine Eltern haben Land gekauft, die kann man nicht wieder vertreiben.Und jetzt wird Parihaka … Na ja, vielleicht könnte man es ein ›spirituelles Zentrum‹ nennen. Sie geben Kurse in traditionellen Handwerkstechniken, feiern die alten Feste … Für einen Besuch ist es schön, aber leben möchte ich da nicht! Der Webstuhl ist schon erfunden, in Parihaka musste ich mich jedoch mit Techniken abquälen wie in der Steinzeit …«
    Professor Dobbins lachte, als Atamarie von ihren Versuchen erzählte, Webrahmen und Reusen zu verbessern.
    »Noch eine Erfinderin also. Mr. Pearse und Miss Turei. Ich bin gespannt, welche Techniken Sie in den nächsten Jahren noch revolutionieren!«
    Während des Rittes nach Parihaka regnete es nicht mehr – Matariki hätte das wahrscheinlich auf freundliche Geister geschoben, die immer wieder gern dafür sorgten, dass Parihaka sich in besonderer Schönheit präsentierte. Die Reiter kamen von den Hügeln herunter auf das Dorf zu und sahen es in der Ebene vor sich liegen, über ihm ragte der majestätische Vulkan auf, dahinter sahen sie die im Mond- und Sternenlicht glitzernde Tasmansee. Parihaka war immer wieder ein beeindruckender Anblick – viele seiner Bewohner hatten sich auf Anhieb in den Ort verliebt. Dobbins und seine Studenten bemerkten jedoch nicht in erster Linie die Schönheit seiner Lage, sondern starrten verblüfft auf die Straßenbeleuchtung der Hauptwege im Dorf.
    »Donnerwetter!«, wunderte sich Dobbins. »Der Ort ist ja fortschrittlicher als die halbe Südinsel. Und es scheint auch noch jemand wach zu sein. Wie war das noch? Es gibt jeden Abend ein Fest?«
    Nach wie vor gab es keine feste Einzäunung rund um Parihaka, es sollte ein offenes Dorf sein, keine Festung. Atamarie öffnete also einfach das leichte Holztor und ließ ihre Gäste ein. Gleich auf dem ersten Versammlungsplatz brannten auchnoch Feuer, und ein paar Nachtschwärmer saßen zusammen. Sie begrüßten die Gäste, ohne größere Überraschung erkennen zu lassen. Eine Whiskeyflasche fand sich auch gleich.
    »Setzt euch erst mal und nehmt einen Schluck, wir schauen, ob wir was zu essen auftreiben!«, meinte eine junge Frau vergnügt in fließendem Englisch. »In der Bäckerei müssten sie eigentlich schon arbeiten, damit es morgen frisches Brot gibt. Ganz sicher haben sie noch was von heute …«
    Etwas schwankend lief sie in Richtung der Wirtschaftsgebäude, während ihre Freunde den Neuankömmlingen Platz am Feuer machten.
    Kurze Zeit später erschien dann ein

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