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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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lange Gespräche. Es hätte so romantisch sein können, nebeneinander durch die Landschaft zu reiten, die mehr und mehr einem Zauberland glich. Sie wirkte völlig unberührt,selbst die Schafe ließen sich an diesem Tag kaum blicken. Die grünen Hügel, aus denen graue und weiße Felsen aufragten, schienen frisch gewaschen, die Wäldchen, die das Grasland auflockerten, verwöhnten das Auge mit unzähligen Schattierungen von Grün. Atamarie erzählte ihrem verwundert lauschenden Freund, dass für die Maori jeder dieser Bäume Persönlichkeit habe, und forderte ihn bei der mittäglichen Rast auf, wenigstens einmal einen zu berühren und zu versuchen, seine Seele zu erspüren. Richard blickte sie daraufhin nur freundlich irritiert an – und wechselte das Thema. Er referierte über Motorsägen.
    Ansonsten verhielt er sich allerdings sehr ritterlich. Er hatte erstklassige Manieren, versorgte sie mit Broten und Tee – und breitete Ideen zu isolierenden Werkstoffen, mit deren Hilfe man Getränke sicher über längere Zeit warm halten konnte, vor ihr aus. Atamarie fand das alles interessant – aber war sie selbst wirklich derart langweilig?
    Am Ende des Tages fand sich leider keine Farm, die Dobbins’ Gruppe aufgenommen hätte, aber Atamarie machte es Mut, dass sie wieder ein Lagerfeuer entzündeten. Vielleicht kam sie Richard ja an diesem Abend näher. Tatsächlich konnte sie ihm erst einmal helfen, sein Zelt aufzubauen. Der geniale Erfinder schaffte es einfach nicht, die Stangen so zusammenzufügen, wie die Gebrauchsanweisung das vorsah.
    »Da dürfen Sie nicht bei denken, das müssen Sie einfach nachmachen!«, lachte Atamarie und steckte das Gestänge in Windeseile zusammen.
    »Aber so ist es statisch nicht ideal!«, wandte Pearse ein. »Mal ganz abgesehen davon, wie schwer die Stangen sind. Ich könnte mir da eine ganz andere Bauweise vorstellen – rund vielleicht. Und mit biegsamem Gestänge … Bambus …«
    Diese Idee entwickelte er dann beim Essen – und schien eshinterher durchaus angenehm zu finden, dass Atamarie sich an ihn lehnte, während er mit Dobbins über Seismografen sprach. Er schenkte ihr auch mitunter ein Lächeln und zog seine Hand nicht zurück, als sie vorsichtig tastend über seine Finger fuhr, während sie seine Teetasse füllte. Aber er hielt auch keinen Augenblick in seiner Unterhaltung mit Dobbins inne.
    Atamarie kam zu dem Ergebnis, dass Richard vielleicht nur schüchtern war. Und natürlich waren auch ihre eigenen Annäherungsversuche nicht besonders geschickt. Atamarie war noch Jungfrau – trotz all der in Parihaka unter den freizügigen Maori-Jungen und -Mädchen verbrachten Sommer. Dabei war sie nicht prüde. Allerdings wirkte die Erziehung in der Mädchenschule nach und auch die wenigen, aber klugen Ratschläge ihrer Großmutter Lizzie: »Tu es nur, wenn du es wirklich willst. Nicht, weil der Junge es möchte und dich vielleicht sogar unter Druck setzt. Liebe kann wunderschön sein, aber vergiss die Vorstellung, dass du dich jemandem schenken musst. Du bist keine Pralinenschachtel! Im Gegenteil, betrachte den anderen als Geschenk, und nur, wenn du meinst, dass die Götter dich wirklich gesegnet haben, indem sie dich mit genau diesem Mann zusammengeführt haben – dann gib dich ihm auch hin.«
    Die wenig spirituell veranlagte Atamarie ersetzte die Götter in Gedanken durch eine Lostrommel: Sie wollte nur mit einem Mann schlafen, wenn sie ihn wirklich als Hauptgewinn empfand. Bisher war sie leider nur Trostpreisen begegnet – bis jetzt! Richard Pearse, das spürte sie, war ein Seelenverwandter. Endlich jemand, mit dem sie reden konnte, der ihre Interessen teilte – und dem es dabei absolut nichts auszumachen schien, dass sie ein Mädchen war.
    Atamarie seufzte und rollte sich allein in ihrem klammen Schlafsack in ihrem kleinen, ungemütlichen Zelt zusammen. Eine ganz klare Verschwendung – ein paar Yards weiter frorihr Geschenk der Götter wahrscheinlich genauso wie sie. Vielleicht hätte sie den Geistern ihrer Ahnen doch öfter mal ein Opfer bringen oder wenigstens einen haka tanzen sollen …

KAPITEL 8
    Am nächsten Abend erwartete die Gruppe eine unangenehme Überraschung. Nach einem langen Ritt, diesmal durch fruchtbares Farmland, erreichten sie die Farm an der Ostseite des Taranaki, die als ihr erster Stützpunkt für die Vermessung des Nationalparks eingeplant gewesen war. Allerdings hatte es sich der Farmer inzwischen anders überlegt. Dobbins und seine

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