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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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sich Kevin. Er hatte Tracy am Tag zuvor schon danach fragen wollen, war aber abgelenkt worden. »Wozu dann das Ganze?«
    Barrister, der mitgehört hatte, verdrehte die Augen. »Natürlich kriegen sie ihn zurück, Drury. Was sollte denn das Empire mit diesem Grenzkaff? Und wir haben ja auch nicht vor, die Buren zu vertreiben. Sie müssen sich nur englischen Gesetzen unterstellen, einen Gouverneur anerkennen – vielleicht auch mal Englisch lernen, das wird ja Amtssprache. Bis sie das einsehen, sprich kapitulieren, werden wir Festungen wie Wepener bemannen und halten. Aber sobald hier Frieden ist, ziehen wir ab. Sprechen Sie jetzt nicht aus, was Sie sich bei all dem denken. Ich könnte Ihnen da sonst noch ganz andere Dinge erzählen. Hier geht es immerhin noch um einen Ort. Vor ein paar Wochen verbluteten unsere Männer und ebenso viele Buren an einem Hügel. Einem idiotischen kleinen Berg, den niemand braucht. Das ist der Krieg, Drury. Es geht, wie Sie gestern selbst mehrmals bemerkten, ums Prinzip. Sie können übrigens zu Ihrem Lieblingspatienten gehen, er ist wach. Und vielleicht bewegen Sie ja auch Ihr Lieblingsflintenweib dazu, einzutreten und ihren Vetter zu besuchen. Miss Doortje schleicht um die Scheune herum wie ein Geist …«
    Kevin wusste nicht recht, um wen er sich zuerst kümmern sollte. Sein Herz zog ihn zu Doortje, die sicher schwere Zeiten durchmachte. Die Frauen im Haus hatten nur Verachtung für sie übrig, und mit den Engländern mochte sie auch nicht reden. Doortje hatte schließlich nicht die Seiten gewechselt. Sie war zweifellos fest entschlossen, die Engländer weiter zu hassen. Allerdings würde es ihr sicher nicht helfen, wenn Kevin jetzt zu ihr ging. Sie stand unter der Beobachtung ihrer Familie, und man würde ihr jedes Gespräch mit dem Arzt vorwerfen. Also wandte er sich lieber Cornelis zu. Der junge Mann sah an diesem Morgen deutlich besser aus und sorgte für eine Überraschung, als Kevin sich ihm vorstellte. Er lächelte freundlich.
    »Dann verdanke ich also Ihnen meine Rettung. Ihnen und Doortje. Ich … ich hatte wirklich gedacht, dass es zu Ende geht … Danke. Vielen Dank.«
    Kevin erwiderte das Lächeln. »Ich hatte jetzt eigentlich eher mit Beschimpfungen gerechnet«, bemerkte er. »Schließlich waren wir nicht sicher, ob wir nicht gegen Ihren Willen handeln …«
    Cornelis Pienaar schaute ihm direkt in die Augen, und Kevin erkannte in seinem wasserblauen Blick tiefen Schmerz.
    »Ich bin neunzehn Jahre alt«, sagte der Bure. »Ich … ich würde gern aufs College gehen. Ich wäre gern Lehrer oder Arzt,am liebsten Tierarzt. Aber wenn es sein muss, dann bestelle ich auch das Land meiner Familie. Sterben … das hatte ich so in sechzig Jahren eingeplant … Aber ich weiß, ich bin feige. Ich bin eine Schande für mein Volk. Sie werden das auch so sehen, Sie sind schließlich Freiwilliger. Sind Sie doch, nicht wahr? Die Engländer sind alle Freiwillige …«
    Kevin zuckte die Schultern. »Die Neuseeländer und Australier sind Freiwillige«, schränkte er ein. »Und wenn Sie mich fragen – wir laufen alle vor etwas weg. Wir könnten also darüber streiten, wer hier feige ist. Ihre Kusine jedenfalls ist es nicht. Danken Sie ihr – und wenn es Ihre Mutter tröstet: Die Ladys haben unseren Leuten ganz schön Angst gemacht. Das gesamte englische Heer hatte nicht den Mumm, Sie gegen ihren Willen aus diesem Haus zu holen.«
    Cornelis nickte. Die Trauer in seinen Augen schien noch zuzunehmen. »Das verstehe ich«, murmelte er. »Ich kenne meine Mutter.«
    Doortje wagte an diesem Tag nicht, Cornelis zu besuchen, und wechselte auch kein Wort mit Kevin. Er bat schließlich Nandé, ihr zu bestellen, dass ihr Vetter über den Berg war. Das schwarze Mädchen berichtete, dass sich dafür der Zustand des anderen verwundeten Buren, Baas Willem, dramatisch verschlechtere.
    Kevin begab sich daraufhin noch einmal zum Haus und versuchte, mit den Frauen zu reden. Johanna VanStout schickte ihn mit wilden Verwünschungen in eher schlechtem Englisch fort.
    »Da kann man nichts machen«, meinte Barrister. »Diesmal ist es ja wohl auch der klare Wille des Betroffenen. Und Ihre Miss Doortje wird kein weiteres Mal einen Vorstoß wagen, schon weil ihr der Mann kaum so am Herzen liegt wie ihr Vetter. Haben Sie mal nachgefragt, ob die beiden vielleicht ein Paar sind?«
    Kevin empfand die Bemerkung wie einen Stich ins Herz. Bisher hatte er keinen Herzschlag lang darüber nachgedacht, ob Doortje VanStout

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