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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Ärzte weckte, führte Doortje ein paar kräftige Pfleger ins Haus. Sie hatte wohl gehofft, Cornelis unbemerkt herausbringen zu können, aber dafür hatte ihre Kusine Antina einen zu leichten Schlaf. Sie erwachte und lamentierte, was Cornelis’ Mutter und Bentje und Johanna VanStout weckte. Aber die schlaftrunkenen Frauen waren natürlich leicht zu überwältigen. Zwei Pfleger hielten sie fest, die anderen trugen den Verletzten hinaus. Kevin hörte die Protestschreie und Verwünschungen der Burenfrauen – und empfand Bedauern für Doortje, auf die sich all das jetzt natürlich konzentrierte. Kevin schalt sich dafür, sie nicht in der Scheune behalten zu haben, man hätte behaupten können, die Engländer hätten auch sie überrumpelt. Aber dann vergaß er die Frauen im Haus und widmete sich ganz der Aufgabe, seinen Patienten zu retten. Die Operation selbst übernahmen die erfahrenen Chirurgen Barrister und McAllister, Kevin oblag nur die Narkose, aber es war schwierig genug, den Äther so zu dosieren, dass ihm der durch den Blutverlust geschwächte Mann nicht wegstarb. Am Ende sah es jedoch gut aus, Barrister hatte sogar das Bein retten können.
    »Zumindest vorerst«, schränkte der Stabsarzt ein. »Wir müssen sehen, wie es sich entwickelt. Mit etwas Pech müssen wir morgen noch mal dran.«
    Im Haus herrschte Stille, als Cornelis endlich verbunden auf seinem Strohsack lag. Die Morgendämmerung zog bereitsauf, und Kevin wusste, dass er sich eigentlich hinlegen sollte, wenn er vor der Ankunft der ersten Verwundeten noch etwas Ruhe bekommen wollte. Aber dann sah er einen vagen Lichtschein im Vorderzimmer und wandte sich doch noch einmal dem Haus zu. Doortje würde wissen wollen, wie die Operation verlaufen war.
    Und tatsächlich. Als Kevin durch ein Fenster spähte, sah er sie am Tisch sitzen. Im Licht eines Kerzenstummels studierte sie die Bibel. Kevin öffnete langsam und möglichst lautlos die Tür – er wollte sie nicht erschrecken, aber auch um Himmels willen keine der anderen Chimären wecken.
    »Sie werden sich die Augen verderben«, wisperte er und wies auf ihr Buch. »Bei so schlechtem Licht sollten Sie nicht lesen.«
    Doortje wirkte nicht überrascht. Sie musste zumindest mit einem Ohr nach draußen gelauscht haben, vielleicht hatte sie ihn erwartet.
    »Wenn Gott mich mit Blindheit strafen will, dann …« Sie brach ab. »Was ist mit Cornelis?«, fragte sie statt fortzufahren.
    »Er lebt, und wir hoffen, dass er sein Bein behalten wird. Betonung auf hoffen. Bitte gehen Sie nicht mit dem Messer auf uns los, falls wir doch noch amputieren müssen. Wenn es gelungen ist, so war es Rettung in letzter Minute, das Gewebe war schon sehr lange nicht durchblutet. Jedenfalls hätten Sie jetzt mal einen wirklichen Anlass zum Beten.«
    Kevin hätte sich gern neben die junge Frau gesetzt, aber er wusste nicht, wie sie darauf reagieren würde, und blieb deshalb lieber stehen. Doortje sah zu ihm auf. Sie wirkte blass, erschöpft, fast ebenso mitgenommen wie ihr Vetter.
    »Das tue ich schon die ganze Zeit«, sagte sie. »Wir … wir sind nicht so wie Sie … wir betrachten Gott nicht als letzte Chance. Wir … wir … Er ist immer bei uns.«
    Kevin zuckte die Achseln. »Ihre Leute in Wepener wird er heute verlassen«, bemerkte er. »Sie kämpfen zwar noch, wideralle Vernunft, aber heute wird es vorbei sein. Dann kriegen Sie auch bald Ihre Farm wieder. Und denken hoffentlich nicht allzu böse von uns. Immerhin konnten wir Ihren Vetter retten. Vielleicht hat uns also Ihr Gott geschickt …«
    Kevin biss sich auf die Lippen. Aber der erwartete Ausbruch blieb aus. Doortje schwieg.
    Der Morgen brachte noch einmal einen Ansturm von Verwundeten, aber nur wenige sehr schwere Fälle. Den Belagerten war wohl wirklich die Munition ausgegangen, sie versuchten jetzt, die Angreifer mit Säbeln, Messern und Holzknüppeln zurückzuschlagen. Gegen Mittag versiegten die Transporte von der Front dann ganz. Die letzten leicht Verletzten, die noch kamen, um sich verbinden zu lassen, berichteten von einem siegreichen Einzug in die Stadt.
    »Aber zu erobern gab’s da nicht viel«, erzählte ein junger Neuseeländer. »Die Leute in der Garnison waren halb verhungert, die Mühle hatten sie zum Teil abgerissen, um die Palisaden zu verstärken, die Häuser sind zerschossen … Man muss im Grunde die ganze Stadt wieder aufbauen – das können die Buren dann nach dem Krieg machen.«
    »Die Buren kriegen den Ort also zurück?«, wunderte

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