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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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hin!«
    Antina hatte ihrer Erschöpfung bereits nachgegeben. Sie lag auf einer Matte neben dem Lager ihres zum Glück ruhig schlafenden Mannes und schnarchte leise.
    Doortje setzte sich auf Cornelis’ Bett, als Jacoba widerstrebend gegangen war. Er stöhnte auf. Doortje sah sich nach einem Stuhl um, aber es passte keiner mehr in das kleine Zimmer.
    »Ist es sehr schlimm?«, fragte sie.
    Cornelis nickte wieder. Er schien nicht sprechen zu können oder zu wollen, vielleicht fürchtete, er zu schreien. Doortje wollte seine Hand nehmen – und sah Fetzen der Zudecke in seinen Fingern. Er zerriss sie, verzweifelt in seinem Schmerz.
    »Ich sterbe«, stieß er dann mühsam aus. »Für nichts.«
    Doortje strich über sein schweißfeuchtes Haar. Der Abritt des Kommandos – sie erinnerte sich genau, wie wütend Jonas Pienaar auf seinen Ältesten gewesen war. Cornelis war als Letzter erschienen und hatte versucht, die Männer umzustimmen.
    »Wir können Wepener nicht halten. Es sind zu viele – ihr habt doch gesehen, wie viele Truppen sie zusammenziehen. Wir …«
    »Wir können ihnen in den Rücken fallen!«, erklärte sein Vater. »Wir werden wie Hornissen sein, die über sie herfallen.«
    »Aber ein paar Hornissenstiche vertreiben sie nicht«, wandte Cornelis ein.
    Er sah aus wie die anderen Buren in seinen braunen Kordhosen, der dicken Jacke über der Weste und mit dem Burenhut auf dem Kopf, während sein Vater sich in eine Art Generalsuniform gewandet hatte. Doortje fragte sich, woher er das Jackett wohl hatte – und die Melone, die er auf dem Kopf trug. Und sie wusste nicht, ob sie ihn imposant oder einfach lächerlich finden sollte.
    »Natürlich können wir ein paar Briten umbringen«, räumte Cornelis ein. »Aber wozu?«
    »Wozu?« Jonas zog seinen altmodischen Säbel – natürlich würde er mit seinem Gewehr schießen, aber diese Waffe schien er für unabdingbar zu halten, wenn er als Offizier durchgehen wollte. Jetzt fuchtelte er damit vor dem Gesicht seines Sohnes herum. »Du fragst, wozu wir dieses Schlangengezücht umbringen sollen? Ganz einfach: Damit sie uns nicht umbringen! Und damit sie keine Kinder mehr zeugen, die unsere Kinder umbringen! Tod den Engländern! Mit Gottes Hilfe werden wir sie vom Angesicht unseres verheißenen Landes tilgen!«
    Die Männer des Kommandos, knapp hundert an der Zahl, jubelten ihrem Anführer zu. Sie hatten Jonas Pienaar mit überwältigender Mehrheit gewählt und fühlten sich nun in ihrer Wahl bestätigt.
    »Also willst du uns nun dabei helfen, Cornelis Pienaar, oder bleibst du auf deinem Acker wie ein Feigling und Kaffer, während wir unser Land befreien?«, fragte Willem DeWees, der Gatte seiner Kusine Antina.
    Doortje hatte in Cornelis’ gequältes Gesicht gesehen und sich gefragt, was es da zu überlegen gab. Sie selbst wäre sofort mit den Männern gezogen, schon als ihr Vater ging, hatte sie wieder mal bedauert, dass es ihr als Mädchen verwehrt war, in die Schlacht zu ziehen. Aber andererseits hatte sie Cornelis nie für einen Feigling gehalten.
    »Er hat keinen Acker mehr, wenn er jetzt kneift!«, erklärte Jonas Pienaar. »Und er ist nicht mehr mein Sohn! Jacoba?«
    Er wandte sich an seine Frau, die ihren Planwagen bereithielt, dem Kommando zu folgen.
    Jacoba blitzte ihren Sohn an. »Du wirst unser Land und unser Haus nie wieder betreten!«
    Cornelis hatte den Kopf gesenkt und sein Pony einfach in die Gruppe der anderen eingereiht. So war er in den Krieg gezogen. Und jetzt lag er hier.
    Doortje fasste einen Entschluss.
    »Du wirst nicht sterben«, sagte sie leise. »Warte – und tu keinen Mucks. Weck Antina nicht auf. Und um Himmels willen nicht deine Mutter.«
    Kevin schrak auf, als jemand ihn anstieß. Er hatte trotz seiner Sorge um den sterbenden Buren tief geschlafen, zu Tode erschöpft nach dem endlosen Tag. Nun glaubte er an ein Trugbild, als er das Gesicht des Mädchens über sich aufragen sah. Nicht gefasst, kühl, wütend oder spöttisch wie sonst, sondern erregt und verängstigt, blass und sehr jung. Doortjes strenge Frisur unter der Haube hatte sich gelöst, die aufgesteckten Zöpfe hingen herunter, und ihr Haar befreite sich jetzt auch aus den Flechten. Sie würde wunderschön sein, wenn sie es ihr Gesicht einmal lose umspielen ließe …
    »Doortje …«, flüsterte Kevin. »Ver… Verzeihung, Meju…«
    »Brechen Sie sich nicht die Zunge ab«, sagte Doortje kühl. »Retten Sie nur meinen Vetter.«

KAPITEL 7
    Während Kevin die anderen

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